Asien für Anfänger – Beeindruckende Mega-City Singapur

Singapur | Foto: Pixabay/sasint
Sauber, sicher, leuchtend, luxuriös, schwül und voller Sensationen: Singapur hat weit mehr zu bieten als das populäre Marina Bay Sands und den Singapore Sling. Und das ganz ohne Kulturschock-Gefahr! Ein Erlebnisbericht der VIA-Herausgeber.
Singapur | Foto: Pixabay/cegoh

Beeindruckende Lichtspiele, begleitet von Musik: Die abendliche Show der Supertrees in den Gardens by the Bay. Foto: Pixabay/cegoh

Nicht selten berichten Asien- Reisende aus Europa von herben Kulturschocks – schließlich trifft man im Fernen Osten nicht selten auf unerwartete Herausforderungen oder schräge Bräuche, die Zartbesaitete oder Asien-Neulinge durchaus zu verstören vermögen. Nicht so in Singapur! Der Stadtstaat am Rande des südostasiatischen Festlands (in Form einer 42 Kilometer und maximal 23 Kilo­meter breiten Insel) beherbergt unter seinen mehr als 5,6 Millionen Einwohnern eine große Zahl an Expats aus aller Herren Länder. Was bedeutet, dass nicht nur die ­Kulinarik internationaler ist als in anderen asiatischen Städten, sondern auch der allgemeine Eindruck. Der durch die tropischen Palmen an jeder Ecke ohnehin sofort Urlaubsgefühle weckt.

Als Europäer fühlt man sich schnell wohl und Verständigungsprobleme gibt es kaum, da hier jeder Englisch spricht. Dazu kommt, dass Singapur zu den sichersten Ländern der Welt zählt – alles ist geregelt, alles wird kontrolliert und die Strafen für Vergehen sind drastisch, weshalb der Stadt auch der Titel „fine city“ (Strafenstadt) anhaftet. Was aber durchaus seine Vorteile hat: Als Frau solo zu reisen oder nachts alleine auf der Straße? Kein Problem.

Auf dem Weg vom Flughafen in die City wartet man vergeblich auf Vorstadt. Vielmehr hat man das Gefühl, sich irgendwie immer im pulsierenden Zentrum zu befinden. Was in Singapur sofort ins Auge sticht: penible Sauberkeit. Nirgends liegt Schmutz herum. Hier gilt nämlich nicht nur offizielles Kaugummiverbot – auch Zigaretten und Alkohol sind kaum Thema. Auf den Straßen herrscht wenig Verkehr – Autofahren ist ­extrem teuer, nur die Reichen können sich hier ein Auto leisten, man sieht vorwiegend Taxis und Luxuskarossen.

Auffallend sauber und gepflegt sind im flächenmäßig kleinsten Staat Südostasiens auch die Gebäude: Diese müssen laut Vorschrift alle fünf Jahre neu bemalt und­renoviert werden, um die Benutzungs­bewilligung nicht zu verlieren. Produziert wird in der ehemaligen britischen Kronkolonie, die sich mittlerweile zum internationalen Finanz- und Wirtschaftszentrum gemausert hat, aber kaum etwas selbst – hier wird importiert. Emsiges Getümmel am riesigen Containerhafen zeugt jedoch davon, dass Singapur Dreh- und Angelpunkt der Region ist. Ein Großteil der Waren aus Europa wird von hier aus weiter ins Umland verschifft.

„Die Anreise nach Singapur ist lang – das Erlebnis vor Ort macht aber alles wieder wett.“
Edith Kopeter, Magazin VIA

Das Klima der Tropeninsel ist übrigens das ganze Jahr über gleich – Jahreszeiten gibt es nicht. Neben der (schwülen) Wärme kann man sich auf eines ziemlich sicher verlassen: Nämlich, dass sich der Regen pünktlich ­jeden Nachmittag um zwei zum Dienst meldet. Und das Wetter ändert sich hier beeindruckend schnell – sprich, sobald man eine Wolke erblickt, fängt es auch schon an zu regnen. Aber keine Sorge, denn so schnell, wie der Regen da ist, ist er auch wieder vorbei. Vermutlich durch das Klima begründet läuft in Singapur vieles unterirdisch ab – die ganze Stadt scheint auch unterirdisch miteinander verbunden zu sein. Unter anderem durch ein beeindruckend gut ausgebautes U-Bahn-Netz.

Kult-Cocktail und Michelin-Imbiss

„Singa Pura“, Sanskrit für Löwenstadt, wurde das einstige Küstendorf im 13. Jahrhundert von seinem Entdecker, dem indischen Prinzen Nila Utama, getauft. Wahrzeichen Singa­purs ist das Fabelwesen Merlion, ein Hybrid aus Fisch und Löwe, der vor der Marina Bay thront und tagein, tagaus seine Wasserfontäne ins Meer speit. Gründer der Stadt sollte schließlich der Brite Sir Thomas Stamford Raffles werden, der die Insel einst für die East India Company kaufte. Nach ihm ist auch das älteste Hotel, das Raffles, benannt – in dem übrigens einst der populäre Singapore-Sling-Cocktail kreiert wurde. Den man natürlich am besten direkt dort probiert haben sollte! Aber Achtung: Alkohol – und sei es nur ein Bier –ist in Singapur enorm teuer. Viel wichtiger als die Getränke war uns allerdings sowieso das Essen.

Singapur | Foto: shutterstock_T. Dallas

Kein Luxus und Pappteller statt Tischdecke – dafür umso mehr Geschmack: Essen in den Hawker-Garküchen ist gut und günstig. Foto: shutterstock_T. Dallas

Da Spitzenköche in Singapur hoch angesehen sind, findet man jede Menge edle Restaurants aller möglichen asiatischen Küchen, darunter die für die Stadt typische „Peranakan“-Küche (ein Mix aus Chinesisch, Malaiisch und Europäisch), aber auch typisch europäisches Essen. Was man jedoch wissen sollte: „Normale“ Restaurants mit Gedeck, Servietten und Co. sind hier ziemlich teuer. Um ein Vielfaches günstiger (zu viert bleibt man locker unter 50 Euro), aber deshalb nicht weniger gut isst man in den Hawker-Märkten – Konglomerate kleiner Garküchen, die sich sowohl in den diversen Stadtzentren als auch in den Tiefgeschossen der Einkaufszentren angesiedelt haben. Die Atmosphäre mit Papptellern, Plastiktischen und -stühlen ist zwar von nobel weit entfernt, der Geschmack des Essens jedoch umso besser! Unbedingt probieren sollte man das Nationalgericht, den „Chicken Rice“: süß mariniertes Grillhuhn mit Reis – simpel, aber köstlich! Am besten übrigens bei Chan Hon Meng, Singapurs einzigem Hawker mit Michelinstern – erkennbar an der unendlich langen Schlange vor dem Laden.

Einkaufsfieber und Spaßinsel

Singapur | Foto: shutterstock_joyfull

Einkaufen wird in Singapur großgeschrieben. Nicht umsonst finden sich quer durch die Stadt sowohl ober- als auch unterirdisch riesige Shopping-Malls. Foto: shutterstock_joyfull

In Singapur klingeln die Kassen den ganzen Tag über – kein Wunder, denn nirgendwo anders auf der ganzen Welt wohnen so viele Millionäre und Milliardäre auf engstem Raum. Die zwei Kasinos der Stadt sollen angeblich mehr Umsatz machen als alle Spielbänke in Las Vegas gemeinsam. Was vielleicht erklärt, dass Shoppen des Singapurers liebstes Hobby ist. Zum Beispiel auf der Orchard Road, der bekanntesten Einkaufsmeile der Stadt mit mehr als 40 Einkaufszentren. Shopping-Malls und Megastores, sieben Tage die Woche geöffnet, gibt es in der Stadt aber scheinbar an jeder Ecke – vor allem unterirdisch sind viele Hotels über Malls verbunden. An Luxusmarken findet man alles – ob sich Einkaufen in Singapur auszahlt, muss jedoch jeder selbst für sich entscheiden, denn die Preise sind nicht anders als in Europa. Aufpassen sollte man aber bei den Kleidergrößen, die wesentlich kleiner ausfallen als bei uns!

Spannender als das endlose Shopping-­Potenzial fanden wir aber die ebenso unendlichen Erlebnismöglichkeiten vor Ort. Etwa auf Sentosa Island, der Spaßinsel Singapurs. Die Insel, auch „State of fun“ genannt, beherbergt neben paradiesischen Badestränden vor allem ein buntes Sammelsurium an Freizeitattraktionen – von Megazip über Wasserpark mit Wasserski-Lift und River-Safaris, Aquarium über (oh Wunder!) Shopping-Mall, Restaurants, Hotels bis hin zur Attraktion schlechthin, den Universal Studios – ein Ort, an dem man locker mehrere Tage verbringen könnte, ohne dass es fad wird.

Panoramen und Lichtspiele

Neben Sentosa Island gibt es allerdings noch ein paar andere Highlights, die sich Singapur-Besucher nicht entgehen lassen sollten: etwa die imposante Aussicht von der Dachterrasse des weltbekannten Hotels Marina Bay Sands. Die wohl mit ­verantwortlich dafür ist, dass das Singapore Flyer (übrigens zweithöchstes Riesenrad der Welt) schon fast im Defizit läuft. So oder so – Singapur von oben mit der spektakulären Skyline, dem Blick auf die Formel-1-Strecke und die Wahrzeichen der Marina Bay, wie das architektonisch extravagante Art-Science-Museum in Form einer Lotusblüte, muss man gesehen haben. Neben einer Stadttour mit den unkompliziert erreichbaren Hop-on-Bussen empfiehlt sich auch eine Bootstour am Singapore River – praktisches Sightseeing to go.

Eines unserer Singapur-­Highlights waren die Gardens By The Bay mit ihren Supertrees – zwischen 25 und 50 Meter große, pflanzenbewachsene Stahlkonstrukte in Form von Bäumen. Sie dienen dem Erhalt seltener Pflanzen, produzieren mittels Photovoltaik Strom, sammeln Regen zur Bewässerung, fungieren als Kühltürme für die Gewächshäuser des Gartens und liefern abends bzw. nachts eine imposante, von Musik begleitete Lichtshow, bei der jedes Feuerwerk neidisch werden würde – vor allem in puncto Umweltbilanz. Sehenswert!

Fazit: Die Anreise nach Singapur ist lang – das Erlebnis vor Ort macht aber locker alles wieder wett. Und: Sollte man danach noch Lust auf mehr Asien bekommen haben, sind umliegende Destinationen wie Thailand, Indonesien, Malaysia oder Viet­nam schnell und unkompliziert zu erreichen. Aber Achtung – dort wird’s vermutlich etwas intensiver asiatisch als in der tropischen „fine city“.

 

INFOS: EDITH UND HARALD KOPETER/TEXT ANJA FUCHS

Beitragsbild: Pixabay/sasint