Ciao, Bella!

In diesem Jahr wird die Vespa 70 Jahre­ alt. Und immer noch verkörpert die Stil­ikone auf zwei Rädern das Gefühl von Freiheit und Dolce Vita.

„Ein Herz und eine Krone“ – im italienischen Originaltitel „Vacanze Romane“ – heißt die bezaubernde Liebeskomödie, in der Gregory Peck mit Audrey Hepburn auf dem Sozius über das römische Kopfsteinpflaster flitzt. 1953 entstand der Streifen, gedreht wurde in den römischen Cinecittà-Studios und auf den Straßen Roms. Das Gefährt, auf dem die beiden sitzen: natürlich eine ­Vespa­ – der Inbegriff italienischen Lebensgefühls.

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Settantesimo. Zum Siebziger verpasste Piaggio der Wespe einen Neuanstrich. Die Jubiläumsedition im Retro-Look kommt im schmucken Farbton „Azzurro 70” mit braunem Ledersitz um die Ecke. (Bild: Faber GmbH/www.vespa.at)

Sieben Jahre zuvor, 1946, hatte der italienische Unternehmer Enrico­ Piaggio gerade seinen Lieblingsingenieur Corrdino D’Ascanio mit der Entwicklung eines neuen Rollers beauftragt. Und das, obwohl der gelernte Flugzeugbauer mit Motorrädern so gar nichts am Hut hatte. Ein zweirädriges Gefährt für jedermann war der Wunsch des Fabrikanten – leicht und erschwinglich sollte es sein. „Sembra una Vespa!“ („Sieht aus wie eine Wespe!“), soll Piaggio gerufen haben, als er nur drei Monate später den Prototyp der späteren Vespa 98 mit seinen Rundungen und der schmalen Taille erstmals sah. Nichtsdestotrotz: Am 23. April 1946 meldete Piaggio beim Zentralpatentamt für Erfindungen, Entwürfe und Warenzeichen in Florenz ein „Motorrad mit einem rationalen Verbund aus Funktionseinheiten und Elementen sowie einer Karosserie mit Kotflügeln und einer Abdeckung sämtlicher mechanischer Teile“ zum Patent an. Der Rest ist Geschichte.

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„Fare il corso” nennen die Italiener das abendliche Schaulaufen – wie hier im ligurischen Küstenort Lerici. Natürlich fährt man stilgerecht mit der Vespa vor. (Foto: eddygaleotti/iStock)

Die Präsentation der ersten Vespa (98 ccm Hubraum) in der Öffentlichkeit rief gemischte Reaktionen hervor – dennoch ließ Enrico Piaggio 2.000 Stück des Rollers produzieren. Verkauft wurden eine „Normalausführung“ um 50.000 Lire und eine „Luxusversion“ um 61.000 Lire mit ein paar Extras wie Tachometer, einem Seitenständer und eleganten Weißwandreifen. Bald wurde man auch im Ausland auf den Roller neugierig. Öffentlichkeit und Presse bekundeten Interesse und Bewunderung. Die „Times“ nannte die Vespa ein „vollkommen italienisches Produkt, wie wir es seit dem römischen Streitwagen nicht mehr gesehen haben“. Piaggio verstand es, die Begeisterung für sein Produkt stetig zu befeuern, und rief einen Vespa-Klub ins Leben. Dessen Mitgliederzahl belief sich in den 1950ern bereits auf 50.000, 1951 kamen nicht weniger als 20.000 Vespa-Fans zum italienischen „Vespa-Day“.

18 Millionen Mal verkaufte sich die Vespa in den vergangenen 70 Jahren. Das unverkennbare Design, der Schwung ihrer Kurven, das Geräusch ihres Motors machen sie bis heute zum Kultobjekt. Zum runden Geburtstag bekommt die Vespa eine Sonderlackierung verpasst. Die Modelle „Primavera“, „GTS“ und „PX“ erstrahlen auf Wunsch in der exklusiven Lackierung Azzurro 70, „Settantesimo“ nennt sich die schicke Jubiläums­edition. Natürlich werden wir Probe fahren – und uns ein wenig wie Audrey und Gregory fühlen.

CLAUDIA PILLER-KORNHERR