Frühlingshafte Detox-Talente – frisch von der Wiese!

Detox | Foto: shutterstock/Natasha Breen
Unnötigen Ballast abwerfen und sich wie neu geboren fühlen – welche Jahreszeit könnte sich dafür besser eignen als der Frühling? Und welche Zutaten besser als das, was direkt vor unserer Haustür wächst? VIA zeigt, wie’s geht.

Rund um die Begriffe Detox, Schlacken und Körpergifte ranken sich so viele Mythen und Theorien, dass Verwirrung vorprogrammiert ist. Tatsache ist: Im Frühjahr wächst bei vielen das Bedürfnis nach einem Neustart – eine Zeit, in der Detox- bzw. Fastenkuren boomen. Kein Wunder: Mit frischen Lebensmitteln und ein paar Kilos weniger startet es sich gefühlt einfach besser durch! Aber: Dazu braucht es keineswegs exotische Superfoods, die um den halben Planeten geflogen sind! Wir haben zwei Expertinnen zurate gezogen, die nicht nur Licht in den Detox-Dschungel bringen, sondern auch verraten, wie man ganz einfach mit regionalen Lebensmitteln – sprich, „auf Steirisch“ detoxt.

Ernährungsberaterin und Fastenbegleiterin Heike Burzki erklärt vorab, was sich überhaupt hinter den Begriffen Entschlacken und Detox verbirgt: „Unter Entschlacken verstehe ich die Entgiftung und Entsäuerung des Körpers, wobei abgelagerte Schadstoffe gelöst und ausgeschieden werden. Bei Detox – einer Kurzform des englischen Wortes ‚detoxification‘, also Entgiftung – geht es in erster Linie ums Entgiften von Stoffwechselprodukten wie Harnsäure und die Unterstützung der Leber- und Nierenfunktion.

Allerdings kann man das nicht wirklich trennen, und so vermischen sich die einzelnen Begriffe teilweise. Letztlich geht es aber oft um das Gleiche. Nur dass sich ,detoxen‘ eben trendiger anhört als ,entschlacken‘.“ Was sich viele auch fragen: Wodurch sammeln sich denn unerwünschte bzw. schädliche Stoffe im Körper überhaupt an? Die Gründe sind Experten zufolge vielfältig – von Umweltbelastungen durch Schadstoffe, Pestizide, ungesunder Ernährung bis hin zu gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen wie Rauchen oder Alkoholkonsum.

Wie bei jedem Trend üblich werden aber auch bei den Themen Entgiftung und Co. Gegenstimmen laut und plädieren dafür, dass der Körper sich ohnehin automatisch von schädlichen Giften und Schlacken befreien würde – somit wären spezielle Kuren obsolet. Burzki dazu: „Es stimmt, der Körper macht all das zum Glück automatisch – Schadstoffe lösen, geschädigte zelluläre Bestandteile abbauen und Giftstoffe ausschwemmen. Allerdings stößt er irgendwann an seine Grenzen, und die Ausscheidungs- und Entgiftungskapazität ist bei vielen immer schneller erschöpft. Unser Lebensstil, oft gekennzeichnet von Stress, ungünstiger Ernährung und Bewegungsmangel, wird zu einer zunehmenden Belastungsprobe, die das körpereigene Entsorgungssystem dauerhaft überfordert. Das macht es durchaus sinnvoll, hin und wieder Entlastungsphasen einzubauen.“

Wie positiv die Auswirkungen von Fastenkuren sein können, beweist unter anderem eine Studie von Prof. Frank Madeo von der Med Uni Graz: Fasten fördert den Autophagieprozess der Zellen – ein intrazellulärer Reinigungsprozess, eine Art „Selbstverdauungsprogramm“, im Rahmen dessen unbrauchbare Stoffe abgebaut werden. Dadurch soll nicht nur der Alterungsprozess verlangsamt, sondern auch Krankheiten wie Krebs, Demenz und Diabetes vorgebeugt werden.

Jeder kann fasten!

Hinsichtlich der Frage, wie oft pro Jahr man seinem Körper eine Detox-, Entschlackungs- oder Fastenkur gönnen sollte, meint Burzki: „Ich kann nur von meinen Erfahrungen ausgehen. Ich selbst faste mehrmals im Jahr – wobei man wissen muss, dass auch der Fastenbegriff heutzu­tage schon stark ausgeweitet ist. Früher bezeichnete es das Heil- oder Trinkfasten. Das empfehle ich aber höchstens ein- bis zweimal jährlich! Die wesentlich mildere Variante, das Basenfasten, bei dem man auf entsäuernde Kost setzt, kann man mehrmals pro Jahr machen. Viele sind von der außergewöhnlichen Wirkung überrascht, weil sie dabei gar nicht das Gefühl haben, zu fasten.

Wem das zu viel ist, der kann einfach ein Alltagsfasten machen – etwa ein Fastentag pro Woche oder ein Mini-Fasten wie die 16:8-Methode. Dabei wird 16 Stunden lang auf Nahrung verzichtet, wie beim Dinner-Cancelling. Wichtig: Nicht jede Fastenmethode ist für jeden geeignet – aber jeder kann fasten! Wer allerdings eine reine Trinkfasten-Kur anstrebt, sollte dies vorher mit seinem Arzt absprechen.“ Oft führe aber auch schon ein Zuckerfasten zum gewünschten Erfolg. Wer noch keine oder wenig Erfahrung mit Fasten hat, ist mit professioneller Unterstützung gut beraten. „Begleitet zu Hause fasten oder eine Fastenwoche im Hotel sind eine gute Möglichkeit – und weit mehr als eine schöne Auszeit“, betont die Fastenbegleiterin, die regelmäßig Fastenwochen oder -tage in steirischen Resorts veranstaltet.

Was uns natürlich noch interessiert – was gibt’s denn da zu essen? Beziehungsweise: Welche heimischen Lebensmittel kann man essen, um dem Körper beim Reinigungsprozess zu helfen? Burzki dazu: „Ich würde mal sagen, Kraut und Rüben! Also alles, was basisch ist. Wunderbar ist heimisches Wurzelgemüse wie Karotten, Gelbe und Rote Rüben, Sellerie, Erdäpfel, Pastinaken … aber auch Äpfel, Birnen und Beeren. Nicht zu vergessen natürlich die ersten Frühlingskräuter, die jetzt wieder wachsen, wie Löwenzahn, Bärlauch, Giersch und Brennnessel.“

Auf eine andere Art der reinigenden Ernährung hat sich Sonja Klöckl, Inhaberin des Bio-Platzls in Deutschlandsberg, spezialisiert: Paleo, auch bekannt als Steinzeiternährung. „Man entlastet und reinigt den Körper, da Lebensmittel vermieden werden, die den Darm belasten. Der Speiseplan besteht aus 80 Prozent Gemüse und 20 Prozent Obst, dazu zweimal pro Woche Fleisch oder Fisch. Auf Zucker, tierische Milch und Getreide wird verzichtet und drei- bis viermal wöchentlich wird 16 Stunden gefastet, damit der Darm regenerieren kann. Man isst sehr gut und schmackhaft, achtet auf hervorragende Qualität von regionalen tierischen Produkten und saisonale Produkte, hat mehr Energie, verliert einige Kilos und fühlt sich rundum wohl.“ Praktisch: Alle heimischen Gemüsesorten lassen sich bei Paleo einbauen und Fleisch sowie Fisch werden ebenso von regionalen Bauern bezogen. Wer’s probieren möchte: Zweimal pro Jahr wird beim Bio-Platzl ein dreiwöchiges Darmreinigungsprogramm mit Paleo-Ernährungsumstellung angeboten.

Ganzheitlicher Prozess

Das Fundament einer jeden erfolgreichen Kur – ob Detox, Fasten oder Entschlackung – bildet zweifelsohne die richtige Ernährung. Aber wie so oft bezieht das Thema auch andere Lebensbereiche mit ein, wie Heike Burzki uns noch auf den Weg mitgibt: „Ernährung spielt eine wichtige Rolle, aber betrachtet man alles ganzheitlich, wird der Effekt um ein Vielfaches stärker sein. Dazu gehört sich einlassen und loslassen, um gelassen zu werden. Am Ende entscheidet jeder für sich, wie tief er sich auf etwas einlassen möchte. Emotionale Prozesse zulassen oder innere Haltungen überdenken heißt oft: Altes loslassen und gebundene Energien freisetzen. Aber auch gesunde Bewegung, Naturerleben, frische Luft, Sonnenschein, gesellige Runden, spielen, lachen, Spaß haben, Zeit für sich selbst oder schlafen – all dies baut Stress ab und unterstützt so den Detox-Prozess.

Löwenzahn & Co.

Grüne Naturschätze wie Löwenzahn, Brennnessel, Bärlauch, Sauerampfer oder Spinat regen den Stoffwechsel an und unterstützen Experten zufolge den Körper beim Entgiften. Das enthaltene Chlorophyll wirkt antioxidativ – sprich, es sagt freien Radikalen den Kampf an. Simpel, aber köstlich: ein Löwenzahnsalat mit Ei. Saison hat der Löwenzahn bei uns übrigens von April bis Oktober, sammeln sollte man die jungen Blätter (fünf bis zehn Zentimeter lang und hellgrün, dabei jeweils ein paar Blätter an der Pflanze belassen, damit sie wieder weiterwachsen kann). Nach dem Ernten die Blätter vor Sonnenlicht schützen, damit sie nicht schlaff werden! Sowohl Löwenzahn als auch Sauerampfer und andere Wiesenkräuter können einfach und schnell zu Smoothies und Suppen verarbeitet werden, verleihen aber auch Eierspeisen einen entschlackenden (und köstlichen!) Geschmackskick.

ANJA FUCHS

Beitragsbild: shutterstock/Natasha Breen