„Geh, könnt’s net a bissl was singen?“

Paul Pfleger
Hausmusik bedeutet in der Familie Pfleger: internationales Niveau! Wir trafen Vater Ewald Pfleger, Mastermind der legendären Band Opus, und Sohn Paul beim gemütlichen Interview im Familienstudio.

Zwei Musiker an spannenden Stationen ihres Lebens: Vater Ewald „Sunny“ Pfleger hat sich Ende 2021 mit seiner legendären, international erfolgreichen Band Opus von der Bühne verabschiedet, Sohn Paul veröffentlichte kürzlich mit seinem Soloprojekt Paul & Pets das erste Album.

Beide Musiker spielen zusammen insgesamt mindestens fünf Musikinstrumente von Gitarre bis Sitar und haben noch sehr viel vor – unter anderem gemeinsam! VIA bat die beiden zum Interview im hauseigenen Recorder Studio in Judendorf-Straßengel nördlich von Graz. Ein familiäres Gespräch über burgenländische Hausmusik, gegenseitige Inspiration, stures Tüfteln, Lampen­fieber und über die immerwährende kind­liche Freude und Neugierde.

 

Wie kann man sich das Familienleben einst und jetzt vorstellen – gab es „Hausmusik“?

Paul Pfleger: Es war immer sehr selbstverständlich – vor allem in der burgenländischen Familie vom Papa –, dass man bei Festen oder auch einfach so immer viel Musik gemacht hat. Es gibt Leute, die sehr gerne bei solchen Anlässen großartige Performances geben. Von meinem Onkel gab’s einmal ein legendäres Fest, wo nur 20er-, 30er-Jahre-Schlagermusik gespielt wurde.

Ewald Pfleger: Ja, wir sind eine sehr musikalische Familie – meine Mutter war beim Kirchenchor, mein Vater bei der Blasmusik, damit sind wir aufgewachsen und haben uns emanzipiert mit der Popmusik aus dem Radio, später aus dem Wurlitzer im Gasthaus. Bei den diversen Festen waren wir dann die ersten Bands, die englische Popsongs gespielt haben; die haben mich sehr inspiriert. Von klein auf ist der Pauli mit Klavier im Wohnzimmer und mit Gitarren aufgewachsen. Bei kleinen Anlässen habe ich mit der Gitarre begleitet, wenn Paul gesungen hat – „Summer of 69“ oder das „Hiatamadl“.

Paul: Ich hab auch gerne Disneysongs gesungen!

Ewald: Ja, es gab immer wieder Anlässe, wo die Leute gesagt haben: „Geh, könnt’s net a bissl was singen!“

 

Ist Andrea (Pauls Mutter und Ewalds Ehefrau managt das Recorder Studio, Anm.) auch künstlerisch tätig?

Ewald: Ja, sie hat auch eine musikalische Vergangenheit – die Trompete ist leider im Keller, aber in der Pandemie hat sie die Ukulele gelernt. Da haben wir schon einiges zusammen gemacht.

 

Paul Pfleger & Ewald Pfleger

„Wir sind eine sehr musikalische Familie.“
Ewald „Sunny” Pfleger, Vater

So zeichnete sich Pauls Musikkarriere klar ab?

Paul: Ja, wenn man das auf natürliche Art und Weise kennenlernt als Kind, dass es kein großer Step ist … Dann macht man das, weil man Spaß hat und die anderen auch.

Ewald: Bezeichnend ist, dass der Paul dadurch nie Lampenfieber hat – ob er jetzt vor zehn oder tausend Leuten spielt –, das ist cool.

 

Wie ist das bei dir, Ewald?

Ewald: Ich bin schon eher manchmal ein bisschen nervig, vor allem wenn es ein großes Konzert daheim ist – wenn man  von der Bühne runterschaut und die Hälfte kennt … Da hab ich schon Lampenfieber.

 

Wie hast du den Beruf deines Vaters erlebt?

Paul: Als sehr selbstverständlich. Durch das Studio habe ich mitgekriegt, dass es ein vielschichtiger Beruf ist. Seit 1993, also seit meiner frühen Kindheit, habe ich gesehen, dass wie in anderen Berufen auch Alltag und Routine dabei sind.

Ewald: Als ich das Studio gebaut hat, da war Paul vier, habe ich sogar einen Song darüber geschrieben, wie er daheim traurig am Fenster steht … „My baby waves byebye“ … Es hat viel Zeit gekostet, das Studio zu bauen.

 

Es war also nicht überraschend, dass Paul den gleichen Berufsweg einschlug …

Ewald: Nein, ich war nicht überrascht, es war aber auch nicht so geplant. Wir haben ihm alle Freiheiten gelassen, sich zu entscheiden, und ich bin sehr, sehr glücklich, dass es genau so gekommen ist.

 

Gibt es bei euch heiße Diskussionen über die Musik? Gibt’s Kontroversen?

Ewald: Dadurch, dass wir so unterschiedlich vom Alter her sind, sind die Interessen halt auch verschieden. Deswegen ist es ganz logisch, dass meine Lieblingsmusik nicht unbedingt seine sein kann, wobei es aber auch Überschneidungen gibt.

 

Links: Ewald Pfleger (2. von links) mit seiner Band Opus im Jahre 2019. Zwei Jahre später verabschiedeten sich die vier von den Bühnen dieser Welt.

Ich habe da zum Beispiel von Bob Dylan als Gemeinsamkeit gehört …

Paul: Ich bin der viel größere Bob-­Dylan-Fan!

Ewald: Deswegen haben wir immer gemeinsame Ebenen, wo wir uns gut verstehen.

Paul: Grundsätzlich ist es so: Auch wenn wir zusammenarbeiten, machen wir beide gerne unser eigenes Ding und tüfteln selbst ein bissl … Es ist wichtig, dass man drauf schaut, was inspiriert einen; dass man neugierig und offen ist – wir sind beide auf gute Art und Weise eigensinnig, brüten herum. Dann ist es gut, wenn man einen Austausch hat. Wir sind uns da, glaub ich, sehr ähnlich.

 

Gibt es da auch eine gegenseitige Befruchtung auf dem künstlerischen Weg?

Ewald und Paul: Ja!

Ewald: Es ist so, dass man die Meinung einholt. Ich krieg wichtige Ezzes von Paul. Ich verwende nicht alles, was er anmerkt, aber es ist vieles verwendbar, was er sagt.

Paul: Du musst auch fragen, was ist für einen selbst sinnvoll umsetzbar.

 

Das heißt, ihr könnt euch da auch gut Grenzen setzen?

Paul: Stur simma beide! Aber ich hab natürlich mehr Notwendigkeit gehabt, mich zu emanzipieren. Jetzt bin ich eh schon in einer entspannteren Phase.

 

Und hast volle Unterstützung …

Paul: Ja, was extrem super ist. Auch rein vom Verständnis her. Als Einzelkind war ich gerne in einer eigenen Welt – mit Zeichnen, Musikmachen. Ob es jetzt Musik ist oder was Visuelles, das sind für mich sehr ähnliche Arten, etwas zu denken.

 

Paul & Ewald Pfleger und Kurt Gober

Paul und Ewald Pfleger arbeiten nach wie vor mit dem Musikerfreund und -kollegen Kurt Gober

Du hast in einem Grazer Lokal eine Wand grafisch ausgestaltet, gibt es mehr davon?

Paul: Bis jetzt habe ich den Fokus auf Musik gelegt – wenn mir das Equipment-Ding mal zu blöd ist und ich keine Verstärker mehr schleppen will (lacht), dann zeichne und male ich. Ich hatte nie zusammenhängende Arbeiten, dass sich eine Ausstellung richtig angefühlt hätte. Ich visualisiere meine musikalischen Sachen und gestalte z. B. Covers.

 

Ihr steht an spannenden Punkten eurer Karrieren – wie fühlt sich das an?

Ewald: Es gibt neue Projekte und ich hab ja auch im Urlaub einen neuen Song komponiert – das musikalische Leben geht weiter, auch wenn’s mit Opus jetzt livemäßig zu Ende ist. Aber Opus lässt mich nie los, weil „Live is Life“ nach wie vor solche Wellen schlägt, dass ich immer wieder damit zu tun habe. – Ja, es wird weiter Musik gemacht, und das mit vollem Elan!

Paul: Von Pension ist beim Papa überhaupt keine Spur!

 

Welche Pläne gibt’s auf dem Gebiet der Musik?

Ewald: Viele Ideen kann ich in einem
Soloprojekt verwirklichen, aber man weiß ja nicht, was da sonst noch kommt, und ich nehme mir immer gleich alles auf – neue Songs braucht das Land!

Paul: Das Schöne ist – und was mich auch immer inspiriert –, du hast so eine kindliche Freude und Neugier, bei eigenen neuen Ideen weiterzuarbeiten. Ich bin happy, dass ich das auch habe.

 

Eure gemeinsamen Projekte …?

Paul: Wir haben von unserem Live-Set ­coole Versionen, total abgespeckt. Akustikgitarre, E-Piano, das lebt davon, dass es live und unplugged ist.
Ewald: Sehr ruhig, akustisch. Ich habe vor zwei Jahren damit angefangen, die Versionen, die wir zu dritt mit Kurt Gober spielen, aufzunehmen. Ein bissl muss das warten.

 

 

von Claudia Taucher