Eine umfangreiche Werkschau in der HYPO Steiermark zeigt Österreich im Blickwinkel zeitgenössischer russischer Künstler.

Foto: Galerie Allrus

Kaiser Franz I., Kaiserin Maria Theresia und Prinz Eugen von Savoyen ziehen mit huldvollem, ein wenig arrogantem Blick das Auge des Betrachters auf sich. Ironisches Detail der Porträtserie: Die Monarchen tragen anstelle von Hut oder Krone stolz die von ihnen geschaffenen Paläste und Parks Wiens auf ihrem Haupt. Dem Land Österreich hat Alla Bedina die Serie „Die Habsburger“ gewidmet, die sie in zarten Pastell­tönen auf’s Papier bringt.

Bedina ist eine von 14 russischen Künstlerinnen und Künstlern, die ab 22. Juni 2017 in den Grazer Räumlichkeiten der HYPO Steiermark eine Vernissage der ganz besonderen Art füllen. Österreich durch das Auge von zeitgenössischen russischen Künstlern zu betrachten, ermöglicht die diesjährige Ausstellung, die die HYPO Steiermark in enger Zusammenarbeit mit der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft umsetzt. Ein Spiegel, der Reizvolles, Tiefgründiges, Erhellendes offenbart. Die Schau basiert auf einer Sammlung des Industriellen, Galeristen und Kunstmäzens Roman Fedchin.

„Das Projekt der Galerie Allrus ist im Grunde meine Liebeserklärung an Österreich, seine Menschen, seine Geschichte und Kultur“, so Fedchin über seine Motivation, Russland und Österreich auf künstlerischer Ebene zu verknüpfen.

Foto: Galerie Allrus

Seine berufs- und passions­bedingten Reisen führten den Russen im Laufe der Jahre in viele Länder, jedoch erst Österreich fühlt er sich derart verbunden, dass er sich entschließt, längerfristig zu bleiben und es zu einer zweiten Heimat zu machen. Auf Fedchins Einladung hin verbrachten von 2010 bis 2012 die 14 renommierten Künstler seiner Heimat eine gewisse Zeit in unterschiedlichen Teilen unseres Landes, um an Freilichtmalerei-Workshops auf höchstem künstlerischen Niveau teilzunehmen.

Mehr als 120 Arbeiten ganz unterschiedlicher Stile mit Österreich als Ausgangspunkt und Thema russischer Malerei sind im Rahmen dieser Pleinairs entstanden und fördern derart die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Ausdrucksmitteln in all ihrer Vielfalt.

Kunst macht Zusammenhänge greifbar

Die künstlerisch bearbeiteten Themen reichen dabei von traditionell-folkoristischen Landschafts- und Stadtansichten, liebevoll-schelmischen Blicken auf den Archetypen des Österreichers bis hin zur kritischen Auseinandersetzung mit dem verlorenen jüdischen Leben in Wien.

Der Zeitpunkt für die Werkschau ist dabei nicht zufällig gewählt, begehen Russland und Österreich 2017 ein gemeinsames Tourismusjahr, das in nicht unbedingt einfachen Zeiten Impulse setzen und das Verständnis zwischen den Menschen stärken will. Kunst – gewissermaßen als gesellschaftlicher Kitt und als Katalysator für Entwicklunsprozesse.

„Kulturelle Leistungen leiten unser Zusammenleben und lassen uns Zusammenhänge begreifen“, unterstreicht Mag. Martin Gölles, Generaldirektor der HYPO Steiermark, die allumspannende Funktion der Kunst. Kultur sei kein Luxus.

Und auch keine bloße Freizeitbeschäftigung, so Gölles. „Was wir im Heute durch das Auge des Künstlers erfahren und erleben, was wir aus dem Gestern ins Morgen transferieren wollen und sollen, das macht das Wesen unserer Gemeinschaft aus.“ Ein Imperativ, dem die Werkschau in vollem Umfang gerecht werden dürfte.

 

Foto: Galerie Allrus

Russland
Kultur.Begegnung

präsentiert von HYPO Steiermark und ORFG

Ausstellungsdauer: 22. Juni bis 15. September 2017
Sonderführungen auf Anfrage. Eintritt frei.
HYPO Steiermark, Radetzkystraße 15–17, 8010 Graz,
EG bis 3. Stock. Besuch der Ausstellung von 8 bis 16 Uhr
jederzeit möglich.
Anmeldung am Info.Point erbeten.