Mach dich nass: Tafeln von See zu See

Wie ein Fisch im Wasser: Österreich strotzt nur so vor horizont­erweiternden Quellen des guten Geschmacks.  Ein Gastro-Tauchgang zu neuen Ufern.

Meeresblick gibt es in Österreich zwar nicht. Dafür aber alles andere an Wassergastronomie, was man sich als Burgfräulein und -knappe aus dem Orden der Gut- und Gernesser erhoffen kann. So richtig bewusst ist uns das in der VIA-Redaktion erst nach einem Roadtrip geworden, der unverhofft an vielen nassen Stationen halt gemacht hat.

Da wäre zum Auftakt einmal Hubert Wallner. Er sorgt seit 2010 in seinem Seerestaurant Saag für Furore. Am malerischen Wörthersee gelegen, entspringen der Küche eines ehemaligen Strandbads heute Kreationen wie „Bouillabaise á la Saag mit Safran“, „Wörthersee Reinanke“ und „Drau-Flusskrebsen“. Dazu ein Blick auf den blitzblauen Wörthersee und schon würde man sein Königreich für diesen Moment eintauschen. Das Schöne an unserer Zeit: Auch wenn man kein Königreich besitzt, darf man nach Herz und Laune tafeln. Es sich gut gehen lassen. Den reichhaltigen Köstlichkeiten fröhnen, die unsere Süßwasserseen zu bieten haben. Von der Reinanke bis zum Waller. Im Seerestaurant Saag und anderswo.

Wie beispielsweise im Restaurant Bootshaus am Traunsee. Hier haben die Küchenchefs Lukas Nagl und Michael Kaufmann ihre Kreativität in Essbares umgesetzt. Und so lesen sich die Gerichte heute beispielsweise als Flussbarsch aus der Traun mit Hokkaido-Kürbis und pikanter Birne, aber auch als Kernölschokolade mit Rosenmarillen. Und das alles in Begleitung von feinsten Tropfen der Weinwelt.

 

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Er glaubte als einer der Ersten an Wein aus Kärnten: Marcus Gruze (li.) und Uta betreiben das Weingut. Markus Rath und Bianca Hirschmugl kochen nebenan im Rathhaus. Kulinarischer Topf auf Deckel oder umgekehrt. Auch egal: Gut ist es nämlich immer. Foto: Ferdinand Neumüller

Selbst ist der Winzer

Den Wein gleich vom Kollegen nebenan bezieht dafür Markus Rath in seinem Rathhaus am Kärntner Längsee. Denn sein Nachbar ist Marcus Gruze, der mit seiner Uta, nicht nur seit Neuestem eine feine kleine Pension an das Restaurant angebaut hat, sondern mit seinen zwei Hektar Rebfläche einer der Ersten war, der an Kärnten als Weinland glaubte. Und recht behalten sollte. Hier gibt es, weil man den internationalen Gästen mit in der Runde auch die klassische österreichische Küche näher bringen will, Backhendl. Knusprig und mit Salat und Kernöl nicht umsonst einer der Evergreens unseres Landes. Als Nachspeise gibt es dann Topfenknödel mit Joghurteis. Dazu der Chardonnay M 2012 von Marcus Gruze – er lässt seine Weine länger lagern – in der Kombination ein Gedicht, das einen kurzfristig in andere Sphären abtauchen lässt. Nämlich in die, in denen alles in dem Moment perfekt ist. Man ist genau da, wo man sein möchte.

Genau jetzt. Genau in der Gesellschaft, mit diesem Wein und diesen Topfenknödeln.

Ach, was geht es unserem Rittersorden doch gut, mit dem wir uns der Pilgerei auf den Routen des guten Essens verschrieben haben. Das türkise 1er-Golf-Ross am nächsten Tag von Neuem gesattelt und nach einigem widerspenstigem Benzinwiehern dann doch in die Gänge gebracht, geht es ein Stückchen weiter – an den nächsten See: zu Hannes Müller und seiner Forelle. An den Weißensee. Ein Paradies für Sommerfrischler und winterliche Pistenfans. Und für Forellen-Esser. Denn wer sein Restaurant und Hotel nach dem Fisch benennt, kann diesen natürlich auch zubereiten.

 

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In der Steiermark kann man rund um Altausseer See, Grundlsee und Toplitzsee kulinarisch wunderbar abtauchen. Ob beim wildromantischen Brunch auf der obersteirischen Plätte oder bei Küchenchef Robert Hocker im Seeplatz’l des Seehotel Grundlsee. Foto: Steiermark Tourismus / ikarus.cc

Retour in Richtung Redaktion geht es mit dem türkisen Ross noch ein wenig hinauf in den Norden: an den Grundlsee. Denn auch in der Steiermark plätschert die Seengastronomie bemerkenswert fein. Aktuell beispielsweise durch Küchenchef Robert Hocker, der im Restaurant Seeplatz’l Feinheiten aus dem Grundlsee und von drumherum zubereitet. Abtauchen und in vollen Zügen genießen, in der Welt der Seengastronomie Österreichs: Das ist kein guter, sondern ein grandioser Plan, so dass einem manchmal sogar vor lauter schön, kurzfristig die Luft, beziehungsweise die Sprache, wegbleibt.

Und den ansonsten so vorlauten Redakteuren nur ein wohliges Blubbern entfleucht.

NINA WESSELY

 

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Im Restaurant Bootshaus am Traunsee kocht das junge, motivierte Team nach dem Leitsatz: PUR – im Wandel der Werte. Lokale Werte und Produkte im Licht von heute, so wie aktuell beispielsweise Reinanke im Salzstein (re.). Foto: Christof Wagner/Gröller Hotels

KONTAKTE

See Restaurant Saag
Saag 11, 9212 Techelsberg am Wörthersee
Tel. +43 (0) 4272/43 501
office@saag-ja.at
www.saag-ja.at

Restaurant Bootshaus
Seehotel Das Traunsee
Klosterplatz 4, 4801 Traunkirchen
Tel. +43 (0) 7617/22 16
traunsee@traunseehotels.at
www.dastraunsee.at

Genießerhotel Die Forelle
Techendorf 80, 9762 Weißensee
Tel. +43 (0) 4713/23 56
info@dieforelle.at
www.forellemueller.at

Rathhaus im Georgium
Längseestraße 9
9313 St. Georgen am Längsee
Tel. +43 (0) 660/ 42 03 018
office@rathhaus.co.at
www.rathhaus.co.at

Restaurant Seeplatz’l
Mosern 22, 8993 Grundlsee
Tel. +43 (0) 3622/86 044
seeyou@seehotelgrundlsee.at
www.seehotelgrundlsee.at

 

Beitragsbild: Petr Blaha/Seerestaurant Saag