Natürlich einzigartig – modernes Design aus Schwemm­holz

Schwemm­holz | Foto: Reinhard Tiefenbacher
Wenn im Frühling das Schmelzwasser fließt, werden Holz und Wurzeln angeschwemmt. Armin Kern setzt das natürliche Material in Szene und kreiert außergewöhnliche Möbel aus Schwemmholz.

Inspiration Natur

Schwemm­holz | Foto: Reinhard Tiefenbacher

Glastische gehören zu den beliebtesten Objekten.
Sie setzen das Schwemmholz gekonnt in Szene. Foto: Reinhard Tiefenbacher

Hinter der Idee, Design­stücke aus Schwemmholz zu fertigen, steht eine Entwicklung, die sich aus Intuition und Kreativität ergibt. Inspiration braucht für Armin Kern keine Vorlage. „Die wahre Künstlerin ist Mutter Natur.“ Die Schönheit der Natur liegt im Auge des Betrachters. Seit sieben Jahren lebt Armin Kern im steirischen Oppenberg bei Rottenmann. Dieser Ort lässt kaum Ablenkung zu, hier geht es vor allem um Ruhe und die Schönheit der Natur.

Durch seine täglichen Spaziergänge mit seinem Hund Kayuh fängt Armin Kern diese Stimmung ein und lässt seine Ideen dabei fließen. Fast nebenbei sammelt er Schwemmholz, um später daraus Lampen oder Tische entstehen zu lassen. Dass der Fluss nur etwa 50 Meter von seinem Haus entfernt liegt mag Zufall sein, dass aus dem angeschwemmten Holz ein Möbelstück wird, ist für den Künstler in der Zwischenzeit ein Ziel geworden.

Schwemm­holz | Foto: Reinhard Tiefenbacher

Durch das natürliche Verschmelzen der Wurzeln entstehen einzigartige Skulpturen. Foto: Reinhard Tiefenbacher

Dabei war es ursprünglich gar nicht seine Absicht, daraus ein Produkt zu entwerfen. „Ich habe jeden Tag schönes Schwemmholz gefunden, ohne zu wissen was ich damit machen werde. Doch irgendwann dachte ich, das muss man auch in irgendeiner Form herzeigen können.“
Kreativität braucht Freiheit Armin Kern ist gelernter Mechaniker und arbeitet hauptberuflich als Maschinen­bediener in der Autobranche. Mit dem Hobby verbindet er das Handwerk mit seinem natürlichen Verständnis für Kunst.

Die beste Voraussetzung für die Kreativität ist für ihn die Freiheit. „Wenn ich eine große Wurzel finde, kann ich es kaum erwarten, mit der Arbeit zu beginnen. Meistens fließen viele Ideen auf einmal, deshalb arbeite ich gerne an mehreren Projekten gleichzeitig. Ich möchte mich nicht einschränken und bin gerne ein Querdenker. Dabei brauche ich die Freiheit, meine Stücke nicht sofort, um jeden Preis verkaufen zu müssen. Mein fixer Job hilft mir dabei.“

Auch wenn die Natur die Basis für die Kunstwerke liefert, bedarf es vieler Schritte bis ein Produkt fertig ist. Zwischen den Ideen und der Handwerkskunst liegen vor allem Geduld und Zeit. Nach dem Reinigen des Holzes wird es getrocknet. Dieser Prozess kann bis zu zwei oder drei Jahre dauern, je nachdem ob die Wurzel zuvor im Wasser lag oder auf trockenem Boden. Mittlerweile greift Armin Kern jedoch vor allem bei großen Stücken auf Trockenkammern von Sägewerken zurück, um diesen Vorgang zu beschleunigen.

Wird ein frisches Holz zu schnell getrocknet, reißt es für gewöhnlich. Diese Eigenschaft macht sich der Künstler manchmal zunutze, indem er das Holz sehr rasch – am besten neben dem Ofen – trocknet. Die großen Risse, die dadurch entstehen, werden dann mit Hartz gegossen, was dem Designstück wiederum einen unverkennbaren Anstrich verleiht. Anstatt die einzelnen Teile nach dem Trocknen zu schleifen werden sie sandgestrahlt. „Es ist mir wichtig, die ursprüngliche Struktur des Stückes beizubehalten. Das Sandstrahlen ist wie ein Peeling für das Holz.“

Natürlich schön

Danach beginnt die Lieblingsarbeit des Designers – die Suche nach den Einzelstücken, die sich ergänzen. „Es ist wie ein Puzzlespiel. Welche Teile finden sich ganz natürlich? Ich verwende für ein Objekt gerne zwei Teile, die von Natur aus zusammenpassen und ineinander verschmelzen.“ Dieses Suchen und Finden geschieht manchmal ganz spontan, manchmal dauert es Tage. Findet sich kein ergänzendes Segment ist abermals Warten angesagt – bis das Schmelzwasser wieder fließt und sich neues Holz anbietet. Zeitdruck spielt für Armin Kern dabei keine Rolle. „Ich arbeite solange an einem Projekt, bis mir das Stück die schönste Seite zeigt.“

Die einzelnen Teile werden dann geschraubt, verleimt und eingelassen – am liebsten mit Öl oder Bienenwachs – das unterstreicht die Natürlichkeit und sorgt für eine langfristige Haltbarkeit. Für den Feinschliff holt sich Armin Kern gerne Unterstützung von seinem Vater, der mit seiner kleinen Werkstatt nicht nur die nötigen Maschinen zur Verfügung stellt, sondern auch sein Know how einbringt. Die Einzigartigkeit der Wurzeln und Hölzer spiegelt sich im fertigen Produkt wider.

Schwemm­holz | Foto: Reinhard Tiefenbacher

Das angeschwemmte Holz liefert die Basis für
Kerns Designmöbel. Foto: Reinhard Tiefenbacher

Tische, Lampen und Spiegel gehören zu den beliebtesten Kreationen. Die Ideen dazu entstehen spontan, die Umsetzung erfolgt gezielt und präzise. Für jede einzelne Tischplatte aus Glas, die das Tischbein in den Mittelpunkt rückt, wird eigens eine Schablone angefertigt. Einige Stücke werden mit einem grünen Serpentinstein veredelt. Der Halbedelstein lässt sich vor allem bei Regen in den Wäldern von Oppenberg finden, weil er dann funkelt. Auch Halsketten aus Serpentin gehören mittlerweile zum Sortiment. Die Individualität lässt genug Spielraum für die Wünsche der Kunden. Die meisten erfahren über Mundpropaganda von den Einzelstücken.

Immer mehr Anfragen erhält Armin Kern für seine Kunstwerke, die er mit Vorliebe an die Räumlichkeiten des Kunden anpasst. Mit Fotos wird der laufende Prozess festgehalten, damit die zukünftigen Besitzer eine Vorstellung von ihrem Produkt bekommen. Viele Kunden lassen sich aber einfach überraschen, denn sie vertrauen dem Künstler ohnehin. Geduld ist in jedem Fall gefragt, denn gut Ding braucht bekannterweise Weile. Manchmal eben, bis das Schmelzwasser wieder fließt. Um kreative Einblicke in die vielfältigen Kunstprojekte von Armin Kern zu bekommen, sind zukünftig eigene Ausstellungen geplant, die den Ideenfluss weiter anregen. „Ich freue mich auf neue Inspirationen und Herausforderungen, weil jeder Mensch tief in seinem Inneren den Drang zur Natur verspürt.“

BRIGITTE WEUTZ 

Info
Armin Kern Holz
Oppenberg 50,
8786 Rottenmann
Tel. +43 (0) 664/34 31 733
E-Mail: info@armin-kern-holz
www.armin-kern-holz.at

 

Beitragsbild: Reinhard Tiefenbacher