Unter weißen Segeln

Tropische Vulkaninseln, wilde „Drachen“, archaische Stammeskulturen, paradiesische Strände, eine artenreiche Unterwasserwelt und viel Segelromantik. Unterwegs mit der Star Clipper von der Götterinsel Bali bis zu den Komodowaranen.

Der Viermaster Star Clipper ist mit 115 Meter Gesamtlänge und 3365 Quadratmeter Segelfläche ein majestätisches Segelschiff. Ein schnittiger Rumpf, nostalgisch wirkende Holzeinrichtung mit Messingverzierung, riesige Masten, 63 Meter in den Himmel ragend – der schwedische Schiffseigentümer Mikael Krafft hat mit dem Bau seines Großseglers eine geschmackvolle Kombination aus Stil, Tradition und modernem Komfort für anspruchsvolle Schiffsreisende kreiert. Natürlich passt zu einem besonderen Segler auch die besondere Route, eine Insel-Hoppingtour durch den Indonesischen Archipel gehört zu den großen Segelträumen.

Wie auf einer Perlenschnur reihen sich von West nach Ost Bali, Lombok, Sumbawa, Komodo sowie das etwas abseits gelegene Sumba aneinander. Der Starthafen liegt in Benoa/Bali. Dort lässt es sich wunderbar auf indonesischen Lifestyle einstimmen.

 

Foto: TOP-shootings

Insel der Götter. Bali ist der Inbegriff einer Urlaubsinsel, die kaum Wünsche offen lässt. atmosphärisch wohnen direkt am Strand von Kuta, in Jimbaran oder etwas nobler auf Nusa Dua. Oder doch in der kleinen Künstlerstadt Ubud inmitten von Reisfeldern logieren, was wir bevorzugen. Bali hat eine Fülle an hinduistischen Tempelanlagen mit UNESCO-Weltkulturerbestatus. Naturliebhaber werden mit Vulkanlandschaften, Seen, Wasserfällen, Dschungelszenerien, kunstvoll angelegten Reisterrassen und pittoresken Steilküsten belohnt. Darüber hinaus locken überaus stimmungsvolle Feste und Tempelzeremonien. Die Freundlichkeit der Menschen ist sprichwörtlich, die Küche schmackhaft und vielfältig. Wir genießen diese Atmosphäre und Vielfalt als Einstieg zu einer besonderen Indonesienreise.

Leinen los! Man fühlt sich wie Kolumbus auf Entdeckungsreise, wenn der Großsegler zur Musikhymne von Vangelis „Conquest of Paradise“ vom Hafen in Benoa ausläuft. Für elf Tage bestimmen nun Wind, Wellen und die Besatzung unser Leben. In Safety Talks und Rettungsübungen wird Sicherheit vorgelebt, zudem schmunzelnd „Seglerlatein“ vermittelt. Die Bedeutung von Bug und Heck ist bekannt, genauso, dass das Zimmer als Kabine, das Fenster als Bullauge und die Küche als Kombüse bezeichnet wird. Mit steuerbord (rechts) und backbord (links) kommt man auch bald zurecht. Und bei Lee und Luv hilft der markige Spruch eines mitreisenden deutschen Seebären: „Spuckst du nach Lee, fliegt’s in die See. Spuckst du nach Luv, fliegt’s wieder ruff!“

Einprägsamer geht’s wirklich nimmer. Jedenfalls sind die Individualität und die Ruhe vom ersten Moment an spürbar, irgendwie dominiert das Gefühl, an Bord einer Privatjacht unterwegs zu sein. Denn die Star Clipper ist nicht nur ein Nachbau der legendären Clipper-Großsegler aus dem 19. Jahrhundert, sondern auch ein leistbares Luxus-Segelschiff mit geräumigen Außenkabinen (für max. 170 Gäste).

Foto: istock.com/Soft_Light

Wet Landing auf Gili Kondo. Frühmorgens gleiten wir an der Insel Lombok und ihrem 3726 Meter hohen Vulkan Gunung Rinjani vorbei. Gili bedeutet „kleine Insel“. Kili Kondo ist das Ideal einer winzigen Insel, umgeben von weißen Stränden und schattenspendenden Palmen.

Ein fantastischer Schnorchelspot. Kleine, feine Ziele passen perfekt zum Routing der Star Clipper, die mit ihrer Wendigkeit Buchten ansteuern kann, wo die klassischen Kreuzfahrtriesen wegen Platznot und Manövrierunfähigkeit fehl am Platze sind. Sonnenhungrige werden mit dem Tenderboot samt Gratis-Wassersportequipment (Seekajaks, Surfboards, Schnorchelausrüstung) mit einer Nasslandung zum nächsten Strand gebracht. Nur Tauchgänge samt Dive Instructor sind kostenpflichtig.

Zurück an Bord lassen sich die weiteren Tagesstunden mit zwei Swimmingpools, Deckliegen, zwei Bars und einer Bibliothek mit Kamin angenehm verbringen. Seebären und Segelromantiker schweben ohnehin im „siebten Himmel“, sie können bei Manövern selbst am Steuer stehen, beim Segelsetzen mitwirken und mit dem Kapitän fachsimpeln. Oder gut gesichert den Mast erklimmen, wo man vom „Krähennest“ aus einen unbeschreiblichen Blick auf das Meer und eine Orgie an weißen Segeln hat. Zudem gibt es gute Nachrichten für „Anzugsmuffel“: Die Kleidung ist tagsüber locker-leger, abends sportlich-elegant. Krawatte und Abendkleid können zu Hause gelassen werden …

Foto: istock/DennisHinaris

Insel der Dinosaurier. 1980 wurde im Osten Indonesiens am Ende der Welt ein Nationalpark mit dem Ziel gegründet, den einzigartigen Komodowaranen ihren Lebensraum zu erhalten. Mittlerweile genießt das Areal Weltruf als UNESCO-Weltnaturerbe. Nach einer kurzen, intensiven Einschulung dürfen wir in Begleitung eines Rangers den Nationalpark durchwandern – und uns so auf die Suche nach den bis zu drei Meter langen und 150 Kilogramm schweren Riesenechsen machen. Die erste Sichtung ist eindrücklich und furchterregend zugleich. Ein Räuber mit mächtigen Klauen und langem Schwanz, anfangs langsam dahingleitend – und plötzlich blitzschnell im Dickicht verschwindend.

Pink Beach. Direkt aus der Urgeschichte geht es in wenigen Segelminuten zu einem der sieben sonnenreichsten Strände weltweit! Pink Beach ist eine kleine tropische Bucht, umgeben von türkisblauer See, kleinen Inseln mit kargen Bergrücken – in sicherem Abstand zu den Urviechern. Winzige Stückchen der rot gefärbten Korallen brechen ab und bilden mit dem Sand des Strandes eine einzigartige Rosaschattierung bei tief stehender Sonne – am besten vom nächstgelegenen Hügel zu sehen. Jedenfalls genießen wir hier nebst der Einzigartigkeit der Bucht eine grandiose Unterwasserwelt.

Sundowner und Dinner: Zurück an Bord gibt’s immer viel an der Tropical Bar über die Landgänge zu erzählen. Längst ist europäischer Stress abgefallen, Langsamkeit und Lässigkeit auf hoher See faszinieren. Und mit dem aus dem bayrischen Oberstorf stammenden Peter Kissner hat der Segler einen Kreuzfahrtdirektor, der mit viel Engagement und noch mehr Wissen abends über das nächste Ziel informiert oder Seglergeschichten erzählt.
Kulinarischer Höhepunkt ist ganz sicher die Dinner Time, die Smutjes zaubern die feinsten Gerichte auf den Tisch. Widerstehen ist fast unmöglich!

Kannibalen auf Sumba. Da die Insel kaum Bodenschätze besaß und zudem einen Ruf als „Kannibaleninsel“ hatte, blieb sie von den Einflüssen von Christen, Hindu und Moslems verschont. So konnten alte Kulturen und Traditionen überleben. An einem langen Landtag lässt sich hier viel erkunden – speziell im Rahmen einer Tour. Wir fahren weit ins Inselinnere, erleben in einem Höhendorf um Megalithgräber reetgedeckte Clanhäuser und archaisches einfaches Dorf­leben. Eine schier unglaubliche Kulisse, wo leider auch Armut und mangelhafte hygienische Verhältnisse deutlich sichtbar sind.

Foto: Bart Coenders

Vulkan in Sicht. Mittlerweile zelebriere ich die frühen Morgenstunden. Der erste Blick aus dem Bullauge, dann mit dem Kaffee zum Steuermann schlendern. Und schließlich die ersten Sonnenstrahlen – ganz vorne im Bugnetz liegend – genießen. Vor uns taucht die nächste Insel auf, darüber türmen sich bedrohlich dunkle Wolken. Szenen wie im Piratenfilm. Gut eine Stunde später lockt der nächste Landgang auf Satonda Island vor Sumbawa. Satonda ist ein winziges unbewohntes Eiland, das vor Jahrmillionen durch eine Eruption in 1000 Meter Meerestiefe entstand. Beim Vulkantrekking erleben wir den Salzwasser-Kratersee, erklimmen den Kraterrand, beobachten Tausende in Baumkronen hängende Fledermäuse. Und stapfen mutterseelenallein entlang des goldgelben „Fünf-Sterne-Strandes“ zurück zum Tenderboot.

Promi-Hide-away: Moyo ist ein verstecktes Inselidyll mit unberührter Natur – und dem „Wasserfall der Königin“. Die Insel war Rückzugsgebiet von berühmten Persönlichkeiten wie Prinzessin Diana, Mick Jagger oder David Bowie, die hier Ruhe und Abgeschiedenheit von Jetset-Lifestyle und „Promidasein“ suchten. Wir entscheiden uns für die Wanderung zum mitten im Wald gelegenen Matu-Jitu-Wasserfall, plantschen dort in türkisblauen Pools. Die Kaskaden dürfte wohl auch Lady Di besucht haben …

Ankern vor Lombok: Auf Lombok bietet Sengiggi Beach alle Annehmlichkeiten, im Inselinneren hat das Volk der Sasak seine Dörfer, die Reisterrassen sowie Baumwoll-, Kaffee- und Tabakplantagen kunstvoll an die Berghänge gebaut. Tags darauf lassen sich von den dunklen Vulkanstränden an Balis Lovina Beach die schönsten Touren in die Bergwildnis von Munduk oder zum Pilgerzentrum am Bratansee – dem Ulun-­Danu-Tempel – unternehmen.
Und abschließend ist Endstation Sehnsucht auf Gili Sudak angesagt. Während des Tages Inselumrundung – barfuß laufend auf puderweißem Sand, dann Barbecue und anschließend mit Taucherbrille und Schnorchel schwerelos mit den Fischen durch eine bunte Unterwasserwelt treiben. Abends gleitet die Star Clipper mit voll gesetzten Segeln gegen Westen in einen blutroten Himmel zurück nach Bali …

 

Foto: istock/T_o_m_o