Verkaufs-Guru Andreas Buhr – man muss „den ganzen Menschen sehen”

Andreas Buhr | Foto: BUHR & TEAM
Wie viel Selbstführung ist für die Mitarbeiter- und Unternehmensverantwortung notwendig? Der „Certified Speaking Professional“ Andreas Buhr verrät es.

ANDREAS BUHR startete seine Karriere in der Finanzdienstleistungs-branche, wo er bereits mit 28 Jahren zur Spitze einer der größten Vertriebs­organisationen Europas zählte. Er bekam als erster Europäer den seltenen Titel „Certified Speaking Professional“ von der National Speakers Association verliehen. Buhr & Team für mehr Unternehmenserfolg ist auf Praxistrainings in Europa spezialisiert.

Herr Buhr, Sie sagen, wer Mitarbeiter führt, muss ein beweisendes Vorbild sein. Was beinhaltet Selbstführung für Sie?
Wer sich selbst nicht führt, führt kein Team, wer kein Team führt, führt kein Unternehmen. Führungserfolg beginnt immer bei uns selbst. Es gilt, Antworten auf folgende Fragen zu formulieren: Wozu tue ich Dinge? Wofür? Der Sinn und Zweck muss klar sein. Was ist meine Aufgabe, mein Auftrag? Warum
bin ich hier? Wie tue ich die Dinge, die ich zu tun habe? Ein Chef sollte definitiv mitten im Thema stehen, nur so kann er als beweisendes Vorbild dienen, dem seine Mitarbeiter aus freien Stücken folgen.

Auf Führungskräften lastet große Verantwortung. Wie können sich Firmenchefs selbst das Leben erleichtern? Was macht stark fürs Business?
Ein Mal im Jahr sollten sich Chefs für zwei Tage aus dem Alltag zurückziehen und auf den Berg gehen. An diesen „Bergtagen“ kann ich retro­spektiv bewerten, wie das letzte­ Jahr gelaufen ist, und 365 Tage nach vorne blicken – losgelöst von allem! Wir haben ja drei Leben zu führen; das persönliche Leben, das Privat­leben, das Berufsleben. Und wir müssen überlegen, wie viele Stunden Budget wir im Leben für welche Bereiche verwenden wollen. Mentales wird Reales –
das muss uns immer bewusst sein. Hier empfehle ich den Hilfsweg der Verschriftlichung: Einen Brief an die wichtigste Person zu schreiben und diesen später in der Ich-Form vorlesen zu lassen, ist magisch! Neben den Berg­tagen sollten wir auch in jedem Quartal überprüfen: Bin ich auf dem Weg? Außerdem ist es zielführend, ein Mal pro Woche eine stille Stunde einzutragen und für die tägliche Selbstreflexion Tagebuch zu führen für wichtige Antworten auf die Fragen: Was wage ich heute? Was habe ich lernen können?

„Mentales wird Reales“ – wie viel Mentaltraining braucht eine Führungskraft?
Da, wo die Menschen sich begeistern und sich sehr verlieben in das, was sie machen wollen, wo das Unternehmen in Führungsverantwortung ist, da gibt es auch ein hohes Maß an Erfolgswahrscheinlichkeit. Ich brauche einen Stern, dem ich folge, dann schiebt sich der Weg unter meine Füße.

Sie sagen, „Menschen machen den Erfolg aus“. Was aber ist das passende Team?
Die Teamzusammensetzung beginnt mit den Recruitings. Wer nicht rekrutiert, ist gezwungen mit denen zu arbeiten, die da sind. Das ist Fluch und Segen zugleich! Wenn das die Falschen sind, haben Sie kaum Chancen auf Erfolg. Es muss klar sein, dass es ohne Ersatzbank nicht geht. Wichtig ist die Rekrutierungskultur und man muss auch Trennungskultur zulassen. Ebenso sind unterschiedliche Charaktere, Mann und Frau, wichtig, sowie klare Regeln für Zusammen­arbeit und Kommunikation. Nicht zuletzt gilt: Wo die Stimmung gut ist, sind die Zahlen gut und umgekehrt. Eine Führungskraft muss zum Teil auch Animateur sein!

Die fünf wichtigsten Mitarbeiter sollte ein Chef gut kennen, ist Ihr Tipp. Wieso?
Weil Gleichbehandlung ungerecht ist. Das heißt: Es geht um eine individuelle Form des Umgangs miteinander. Ich empfehle immer, den ganzen Menschen zu sehen.

Was muss umgekehrt ein Chef von sich preisgeben?
Es gibt hier eigentlich keinen Unterschied mehr – in Zeiten von Social Media muss eine Führungskraft mit Offenheit umgehen können und bei Wahrheit und Klarheit bleiben.

Wie motiviert und fördert man seine Mitarbeiter auf optimale Weise?
Als Chef muss ich eine Atmosphäre schaffen, in der Frust vermieden wird – das beginnt bei der Organisation, geht über Kommunikation bis hin zur Infrastruktur – damit Arbeit Spaß machen kann.

CLAUDIA RIEF-TAUCHER

INFO + KONTAKT
Buhr & Team für mehr Unternehmenserfolg
Düsseldorf, Deutschland
andreas-buhr.com

BUCHTIPPAndreas Buhr

Wie führt man Menschen und Teams in der Zeit der Digitalisierung? Führungskräfte sind herausgefordert, da sie ihren Führungsstil entweder von Grund auf ändern oder zumindest radikal um neue Verhaltensweisen erweitern müssen. Zusammen mit Florian Feltes hat sich Andreas Buhr in „Revolution? Ja, bitte! – Wenn Old-School-Führung auf New-Work-Leadership trifft” genau mit diesen Themen beschäftigt. In dem fundierten Handbuch erfährt man etwa von Methoden, wie man die Ängste älterer Mitarbeiter neutralisiert und die Abwanderung der Generation Y aus dem Unternehmen aufhält.

Andreas Buhr/Florian Feltes:
Revolution? Ja, bitte!
Verlag GABAL, 2018

 

Noch mehr frische Inhalte gibt’s nur beim  

Fresh Content Congress 2020

„Alles außer Mittelmaß!“ –

Neue Wege für Sales und Marketing

WANN: Mittwoch, 22. April 2020, 9-20.30 Uhr

WER: Dietmar Dahmen, Corinna Milborn, Roger Rankel, Sandra Thier, Andreas Buhr, Mark T. Hofmann und Harald Kopeter

WO: Congress Graz

Fresh Content Congress FCC 2020

Beitragsbild: BUHR & TEAM