VIA-Verkostung: Wenn der Schilcher im Westen schillert

Schilcher | Foto: Helmut Lunghammer

 
 

„Schilcher“ kommt von der schillernden Farbe des weststeirischen Roséweins. Da sind glänzende Zeiten für Weinfans im Anrauschen.

 
 

Herkunft

Schilcher | Foto: Helmut Lunghammer

Hausherr Bernhard Langer hat für die Weinverkostung des VIA-Airportjournals die geballte Schilcher-Leidenschaft zu sich in den Stainzerhof eingeladen. Da spitzt sogar der Elch die Hörner. Foto: Helmut Lunghammer


Das ist es, was die Leute schmecken wollen. Es wird immer wichtiger, wo die Reben wachsen, die sich schlussendlich als Wein im Glas präsentieren. Beim Schilcher ist das ganz einfach: Denn es gibt ihn nur hier. Auf etwa 400 Hektar in der Weststeiermark, gekeltert aus der Blauen Wildbacherrebe, einer autochthonen, also ureinheimischen Traube der Region.
 
Und dennoch: Ganz dem Schicksal eines Propheten im eigenen Land entsprechend, wird der Schilcher hierzulande oft als nicht besonders anspruchsvoller Wein abgetan. Im Rahmen der VIA-Verkostung, die diesmal im Stainzerhof in Stainz über die Bühne ging, stand das zur Diskussion, und wurde von den Winzern der Region mit Worten und Weinen argumentiert.
 
Den Anfang der Verkostung macht Christian Friedrich vom Weingut Friedrich. Und schon hier zeigt sich: Schilcher ist nicht gleich Schilcher. Denn am Weingut Friedrich wird ausschließlich Blauer Wildbacher angebaut. Und daraus verschiedenste Weine gekeltert. Sowie der Sopran, ein frischer Weißwein, gleich gepresst, also aus Roten Trauben hergestellt, der mit einem fruchtigen Bouquet leichtfüßig den perfekten Anfang macht. „Wir haben auch Bariton und Bass im Programm“, sagt Friedrich und bezieht sich dabei auf die kräftigen Rotweine des Weinguts. Musik spielt eine große Rolle am Weingut Friedrich, ebenso wie der Schilcher, der hier den Solisten mimt. „Schilcher ist eine Perle, die viel mehr Wertschätzung erfahren sollte“, schließt der Winzer sein Plädoyer für den autochthonen Schatz der Weststeiermark.
 

Quereinsteiger

Schilcher | Foto: Helmut Lunghammer

Winzer, Gastronomie und weitere Wirtschaftstreibende der Region: Sie alle trafen sich im Stainzerhof mit der Mission: dem Schilcher auf die Säure fühlen. Foto: Helmut Lunghammer


Mit dieser Meinung ist er schon lange nicht mehr alleine – immer mehr Winzer und Weingenießer kommen auf den Geschmack. So wie Fabian Bayr vom Weingut Oswald vulgo Trapl. Er hat die Bankgeschäfte in Wien liegen lassen, um Winzer zu werden. „Ich bin ein absoluter Quereinsteiger. Seit drei Jahren bin ich gemeinsam mit meinem Onkel am Weingut tätig. Meine Mutter ist mit 25 Jahren nach Bad Ischl gezogen und ich bin auch dort aufgewachsen.“ Ganz losgelassen hat ihn die steirische Herkunft aber nie, und so hat er kurzerhand seinen Bankerjob gegen das Winzerdasein eingetauscht. „Ich habe es niemals bereut. Die Bestätigung, die ich jedes Mal bekomme, wenn mir jemand sagt, mein Wein schmeckt ihm, ist die größte Belohnung für mich.“ Eine Leidenschaft, die sich auch in den Wein überträgt. Bayer: „Als ersten Wein habe ich euch unseren Schilcher Rustikal mitgebracht. Wir keltern ihn, wie es die Winzer schon vor vielen Jahren getan haben.“ Sprich, kurze Maischestandzeit und wenig Eingriffe in den Gärverlauf.

„Eigentlich hat er mir alles nachgemacht“, lacht Wolfgang Klug vom Wein- und Kastanienhof Klug in Richtung seines Kollegen Fabian Bayer. „Ich habe vor sechs Jahren meinen Job in der EDV gegen das Winzersein getauscht, und mache jetzt das, was ich machen will.“ Sein Schilcher der Lage Hochgrail überzeugt mit feinen Beerennoten und einer hohen Säure. „Der Wein vom Hochgrail ist schon eine intensivere Geschichte“, erklärt der Winzer. Eine Intensität, die immer mehr Weinfreunde zu schätzen wissen. „Seit letztem Jahr steigen die Anbauflächen von Blauem Wildbacher wieder“, meint Klug freudig.
 
 

Schilcher | Fotos: Helmut Lunghammer

Schilcher, das weststeirische Kulturgut auf dem Prüfstand. Doch der souveräne Rosé ließ sich keinerlei Verlegenheitsröte ins Glas treiben. Das ist auch der jungen Winzergilde zu erdanken, die Schilcher zu neuerlichem Ruhm verhilft. Fotos: Helmut Lunghammer

Innovation

Im Gegensatz dazu gluckst es zur Schilchererntezeit am Weingut Hiden Höllerhansl schon lange vor sich hin. Seit 1820. Der Kellermeister und Winzer hat einige Lenze weniger auf dem Buckel: „Ich bin 27 Jahre alt und bin seit 2010, nach Praktika in Neuseeland und Südafrika, für den Wein verantwortlich“, sagt Stefan Hiden. Auch er schickt einen Schilcher der Lage Hochgrail ins Rennen. „Ein dichter Mix aus Waldbeeren, Johannisbeere und Blutorange. Eine fragile, feine Säure, würzig, füllig und bei 1,1 Gramm Restzucker knochentrocken“, erklärt er.

Thomas Sponring vom Weingut Domäne Müller hat einen Schilcher der Ried Burgegg mitgebracht: „Der Burgegg-Schilcher ist immer eine Nuance anders. Unter der Burg ist kristallines Urgestein. Der Boden ist doch anders aufgebaut als viele Böden der Weststeiermark.“ Ein typischer Schilcher mit voller Frucht, das sei das Ziel des Weins. Druck am Gaumen aufbauen, und mit Fleischigkeit und Saftigkeit überzeugen. Als Speisenbegleiter ein Hit. Denn durch seine Lebendigkeit hält dieser Wein noch mit, wenn andere schon unter den kräftigen Aromen des Gerichts einknicken.

Am internationalen Markt, insbesondere in den USA, Skandinavien, Japan und Deutschland wisse man das schon lange, nur in Österreich sei die Nachricht noch nicht durchgedrungen, dass hier im Westen ein Top-Roséwein gekeltert wird. Im Westen also definitiv viel Neues – mit einer Winzergilde, die es wissen will und die weiß, dass sie mit dem Schilcher ein roséfarbenes Ass im Ärmel hat.
 
 

Schilcher | Foto: Helmut Lunghammer

Fotos: Helmut Lunghammer


 
 
Weinbauern

Schilcherweingut Friedrich
Langegg 18, 8511 St. Stefan/Stainz
www.friedrich-s X chilcher.at

E.u.M. Müller GmbH
Grazerstraße 71, A-8522 Groß St. Florian
www.eum-mueller.at

Weinbau Oswald vulgo Trapl
Lestein, St.Stefan ob Stainz
www.trapl-s X chilcher.at

Wein und Kastanienhof Klug
Hochgrail 100, 8511 St. Stefan/Stainz
www.markusklug.at

Weingut Hiden Höllerhansl
Hochgrail 66, 8511 St. Stefan/Stainz
www.weingut-hiden.at
 
 

Beitragsbild Helmut Lunghammer
NINA WESSELY