Weihnachten wie damals

Es sind die vielen kleinen Rituale und Symbole, die uns im Advent die Zeit des Wartens verkürzen. Besonders die Steiermark ist reich an Traditionen und Brauchtum rund um das Weihnachtsfest.

Durchs Haus zieht ein Duft von Weihnachtsgebäck. Im warmen Licht der Kerzen wird fleißig an kleinen Geschenken gewerkt und gebastelt. Die Kinder tüfteln bereits an ihren Briefen für das Christkind. Und auch außerhalb der eigenen vier Wände stimmt sich jetzt alles ein auf die stillste Zeit im Jahr. So bunt und vielfältig wie die Landschaft ist auch das althergebrachte Weihnachtsbrauchtum in der Steiermark.

Gemeinsames Adventkranzbinden

 

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Foto: Volkskultur Steiermark

Der Duft des Tannenreisigs erfüllt den Raum beim traditionellen Adventkranzbinden in vielen Orten der Steiermark. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich im evangelischen Norden Deutschlands der Brauch durch, jeden Adventsonntag mit der Andacht von kranzförmig aufgestellten Kerzen zu feiern. Nach dem Ersten Weltkrieg verbreitete sich dieser Brauch in Form eines gebundenen Kranzes mit vier Kerzen immer weiter in Richtung Süden, wo er schließlich auch den Alpenraum erreichte. Das Entzünden der Kerzen steht symbolhaft für die Erhellung der dunklen Winterabende bis zum lichtvollen Weihnachtsfest. Über dem Brunnen des Mariazeller Hauptplatzes hängt der weltweit größte hängende Adventkranz mit stattlichen zwölf Meter Durchmesser und sechs Tonnen Gesamtgewicht.

 

Das Fest der heiligen Barbara

Gemäß der Legende erinnert das Brauchtum mit den Barbarazweigen, die am 4. Dezember abgeschnitten und ins Wasser gestellt werden, an die Gefangenschaft der heiligen Barbara. Demnach hatte sie einen verdorrten Kirschbaumzweig mit Tropfen aus ihrem Trinknapf benetzt und in den letzten Lebenstagen – im Bewusstsein ihres Todesurteils – zum Blühen gebracht. Als Schutzpatronin der Bergleute wird ihr am Barbaratag ein Licht im Stollen angezündet.

„Ein bisschen mehr Freude
und weniger Streit,
ein bisschen mehr Güte
und weniger Neid,
ein bisschen mehr Liebe
und weniger Hass,
ein bisschen mehr Wahrheit,
das wär doch was!“
Peter Rosegger

Bald ist Nikolausabend da . . .

 

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Foto: Volkskultur Steiermark

Der heilige Nikolaus kommt oft schon am Vorabend (5. Dezember) – manchmal begleitet vom Krampus – zu den Kindern nach Hause. Wer seinen Teller zuvor vor die Tür gestellt hat, darf sich Hoffnungen auf kleine Geschenke machen. Seine Funktion als Gabenbringer erklärt sich aus den zahlreichen Legenden des mildtätigen Heiligen als Retter der ungerecht Verurteilten und Gefangenen.

 

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Foto: Roland Marx

Zur Krippe her kommet . . .

Die Eiskrippe im Grazer Landhaushof ist längst ein Publikumsmagnet. In diesem Jahr wird der renommierte Eiskünstler Kimmo Frosti mit seinem Team aus rund 50 Tonnen kristallklarem Eis ein ebenso einzigartiges wie vergängliches Kunstwerk zaubern. In Mariazell zeigt die lebende Krippe Ochs und Esel, Schaf und Kuh „live“ und führt zurück zum Grund des Weihnachtsfestes, denn die leere Krippe symbolisiert unser Warten auf das Christuskind. Während Krippen anfänglich nur im sakralen Bereich der Kirche aufgestellt waren, führte sie ihr Weg über Königs- und Fürstenhäuser schließlich in die Privathaushalte.

Oh Tannenbaum!
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Foto: Volkskultur Steiermark

Der Brauch, am Heiligen Abend einen geschmückten Christbaum aufzustellen, ist – im Vergleich zur Krippentradition – nicht einmal 200 Jahre alt. Denn erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts werden die ersten Christbäume in den Städten Wien und Graz aufgestellt. Anfänglich in den evangelischen Haushalten vertreten, wird dieser Brauch auch von den Katholiken übernommen. Übrigens: Die sogenannte „Weihnachtstanne“ – so sprechen die Verkaufszahlen – ist meist eine Fichte! In Graz erstrahlen alljährlich am großen Christbaum am Hauptplatz 25.000 Lichter. Die 60 Jahre alte Fichte, die in diesem Jahr den Platz vor dem Rathaus schmückt, kommt aus der Region Schladming.

Advent- und Weihnachtsmärkte

Landauf, landab erfreuen sich Advent- und Weihnachtsmärkte im Steirerland immer größerer Beliebtheit. So möchte man meinen, das Christkind komme aus Anger, wenn man einmal den Angerer Bratapfelzauber erleben und einen köstlichen Brat­apfel kosten durfte, fühlt man sich doch zurückversetzt in die wohlige Geborgenheit der Kindertage.
17. Dezember 2016, ab 15 Uhr,
Hauptplatz Anger, www.bratapfelzauber.at

Vor der feierlichen Kulisse der großen Basilika erstrahlt an den Wochenenden vor Weihnachten der Mariazeller Advent. Laternenwanderungen, Lichterlumzüge und wärmende Feuerstellen verbreiten vorweihnachtlichen Zauber. Traditionelles Kunsthandwerk und Mariazeller Spezialitäten werden an den vielen dekorierten Marktständen am Adventmarkt und in den erleuchteten Geschäften rund um den Hauptplatz angeboten. Die Kleinsten bestaunen das riesige Lebkuchenhaus und hinterlassen beim Engerlpostamt ihre sehnsüchtigsten Wünsche an das Christkind.
19. November bis 18. Dezember 2016,

www.mariazeller-advent.at

Beim Adventmarkt im Naturparkzentrum Grottenhof werden Brauchtum und Handwerk, Kulinarik und Musik zu einem harmonischen Ganzen verbunden. Und nicht nur der Nikolaus schaut bei diesem stimmungsvollem Adventmarkt vorbei, sondern auch der Kasperl – mit dem Stück Kasperl und Sepperl feiern Weihnachten“.
26./27. Nov. und 3./4., 10./11. und
17./18. Dez., Sa. ab 14 Uhr, So. ab 13 Uhr,
www.naturparkzentrum-grottenhof.at

Ein geheimnisvoller Zauber macht sich beim Bad Gleichenberger Adventmarkt „Wia’s früher wor“ breit. Bei den Adventhütten rund um die überlebensgroße, handgeschnitzte Krippe unterm Mammutbaum findet man Kunsthandwerk, Handarbeiten, Selbstgebasteltes oder Eingemachtes.
27. November bis 18. Dezember 2016
(14 bis 18 Uhr) www.bad-gleichenberg.at

CLAUDIA PILLER-KORNHERR

 

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Foto: Melbinger

 

Weitere Infos

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Sporgasse 23, 8010 Graz
Tel. +43 (0) 316/90 85 35
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www.volkskultur.steiermark.at

 

Beitragsbild: Melbinger