Wohin mit meinem Geld? Welche Anlageform zu Ihnen passt

Anlageform | Foto: iStock/assalve
Aktienfonds, Multi-Asset-Produkte und „grüne“ Anlagemärkte: mit welcher Anlageform man Turbulenzen sicher umschifft, verraten fünf Finanzexperten.

 

Geldanlage

Ein Begriff, bei dem immer noch viele in erster Linie an das klassische Sparbuch oder den guten alten Bausparer denken. Was natürlich per se nicht falsch ist.

Aber: In Zeiten niedriger Zinsen in Kombination mit einer stetig steigenden Inflationsrate wird das Geld bei diesen als ewig sicher geltenden Anlageformen wohl nicht wirklich mehr. Und so schnell werden die Zinsen Experten zufolge auch nicht steigen.

Trotzdem: Immerhin planen mehr als 80 Prozent der Österreicher, ihr Kapital in irgendeiner Form anzulegen. Viele scheuen sich jedoch davor, dabei das sichere Terrain von Sparbuch und Bausparer zu verlassen und sich an risikoreichere Finanzprodukte wie Aktien, Fonds und Anleihen zu wagen. Die Aktionärsquote in Österreich liegt derzeit im einstelligen Bereich – im Vergleich zu Schweden mit 19, der Schweiz mit 20 und den USA mit 25 Prozent ist das relativ gering.

Immer noch haftet Aktien der negative Ruf als „Zockerpapier“ an. Finanzprofis sind sich allerdings einig: Langfristig gesehen führt in der Geldanlage kein Weg an Aktien vor bei. Wer einen Experten ans Werk und seine Produkte exaktauf persönliche Bedürfnisse und die Situation auf dem Finanzmarkt abstimmen lässt, braucht etwaige Turbulenzen nicht zu fürchten.

Und: Auch für Kleinanleger und Einsteiger mit wenig Hang zum Risiko gibt es Fonds, bei denen man sein Geld professionell managen lassen kann und langfristig das Beste – bzw. möglichst viel! – daraus macht. In jedem Fall gefragt sind Geduld und etwas Ausdauer – und ein eingehendes Beratungsgespräch, um herauszufinden, welche Anlageform sich am besten für einen eignet.

Grüne Geldanlage

Ein Trend, der auch vor dem Finanzmarkt nicht halt macht, ist Nachhaltigkeit. Das Volumen nachhaltiger Anlageformen – etwa Fonds, bei denen ökologische, soziale und ethische Kriterien berücksichtigt werden – wächst und wächst. So gibt es beispielsweise die „Green Bonds“ – Anleihen, deren Geld nur für umweltbezogene Projekte eingesetzt werden darf. Noch mehr Tipps und Details zu aktuellen Kapitalanlage-Trends verraten unsere fünf Finanzexperten.

 

Foto: Foto Hofer

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Mag. Monika Jung
Leiterin Wertpapiergeschäft Steiermärkische Sparkasse

Auch bei einem Kurswechsel an den globalen Finanzmärkten bleibt der Trend zu variablen Multi-Asset-Produkten erhalten.

Aufgrund der äußerst lockeren Geldpolitik der großen Notenbanken weltweit sind einige Anleger von eher risikoarmen Anlagen auf riskantere Anlageklassen umgestiegen. Da sich langsam, jedoch stetig nach vielen Jahren positiver Aktienmärkte und extrem niedriger Zinsen ein Kurswechsel an den globalen Finanzmärkten abzeichnet, stellen aktiv gemanagte, gemischte Produkte, auch Multi-Asset-Produkte genannt, weiterhin eine passende Vermögensveranlagung dar.

In einem Umfeld mit leicht anziehender Inflation und darauf folgend leicht steigenden Zinsen fühlt man sich als Anleger in Aktienfonds und Aktien weiterhin gut aufgehoben, idealerweise in Form eines regelmäßig anlegenden Fonds-Ansparplanes.

Ein passendes und auf den jeweiligen persönlichen, individuellen Veranlagungswunsch abgestimmtes Aktien-Anleihen-Mischverhältnis bieten aktiv gemanagte Dachfonds und eben Mischfonds.

Die Thematik der Nachhaltigkeit nimmt bei sehr vielen Kunden einen immer höheren Stellenwert ein. Aufgrund der UN- und auch EU-Vorgaben bevorzugen Anleger Produkte, die nicht nur gut performen und einen auf den Finanzmarkt abgestimmten, positiven, risikoadjustierten Mehrwert liefern, sondern die eben auch Anleihen und Aktien auswählen, die ethischen, ökologisch-sozialen und nachhaltigen Kriterien entsprechen.

 

Anlageform | Foto: Rothwangl Photography

Foto: Rothwangl Photography

Mag. Wolfgang Ules
Chief Investment Officer, Grawe Bankengruppe

An Aktien führt in der langfristigen Kapitalanlage kein Weg vorbei.

Das Zinsumfeld wird für Anleger zusehends schwieriger. Zu niedrigen Zinsen gesellen sich jetzt auch noch steigende Inflationsraten. An Aktien führt in der langfristigen Kapitalanlage somit kein Weg vorbei.

Nicht nur für Einsteiger sind sogenannte „vermögensverwaltende Fonds“ eine gute Möglichkeit, um Geld in professionelle Hände zu legen und langfristig von den Kapitalmarktrenditen zu profitieren. Sie kombinieren Anleihen und Aktien in unterschiedlicher Zusammensetzung. Und bieten in der Regel für jeden Risikoappetit etwas. Viele sind auch schon für Kleinanleger zugänglich.

 

Anlageform | Foto: Volksbank Steiermark AG

Foto: Volksbank Steiermark AG

Christian Huss, MBA B. A.
Bereichsleitung Volksbank Steiermark

Ein Beratungsgespräch mit einem zertifizierten Anlageberater bringt eine umfassende Chancen-/Risikoanalyse.“

Das niedrige Zinsniveau und die aktuelle Situation an den Kapitalmärkten machen ein Umdenken in der Kapitalanlage notwendig. Eine breite Streuung und eine dadurch mögliche Risiko- bzw. Ertragsoptimierung können Anleger bereits ab kleinen Einmalerlägen bzw. laufenden Ansparungen mit Investmentfonds erreichen.

Weitere Vorteile, wie die jederzeitige Verfügbarkeit und die Sicherheit in Form des gesetzlichen Sondervermögens, sprechen für professionell gemanagte Investmentfonds. Im Rahmen eines Beratungsgespräches mit zertifizierten Anlageberatern stehen eine umfassende Chancen-/Risikoanalyse und die Zusammenarbeit mit unserem Partner, der Union Investment, im Fokus.

 

Anlageform | Foto: Hypo Steiermark

Foto: Hypo Steiermark

Bernhard Türk
Vorstandsdirektor Hypo Steiermark

Ein Inflationsschutz ist mit konservativen Spar- und Anlageformen derzeit nicht möglich.

Zehn Jahre nach der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise scheint sich die Weltwirtschaft von diesem Schock weitgehend erholt zu haben. In den USA und Europa herrscht fast euphorische Stimmung, und auch in den Emerging Markets ist eine Aufwärtsdynamik erkennbar. Ein Trend, der durchaus andauern könnte – einziger Knackpunkt sind die geopolitischen Störfeuer.

Wie gehen Anleger mit diesem Umfeld um? Kurzfristige Anlagen am Geldmarkt, wie Sparbücher, sind weiterhin nicht attraktiv – die Realverzinsung ist seit einigen Jahren negativ und Sparer erleiden einen schleichenden Kaufkraftverlust. Experten gehen davon aus, dass zumindest bis 2019 der EZB-Leitzins – trotz positiver Wirtschaftsdaten – auf dem aktuell niedrigen Niveau gehalten werden soll.

Auch bei länger laufenden Anleihen sind die Aussichten wenig rosig. Renditepotenziale gibt es bei Anleihen außerhalb des Euroraums (z. B. USD oder Emerging Markets) – hier gibt es deutlich höhere Zinsniveaus, allerdings auch höhere Risiken. Attraktive Ertragschancen bieten langfristig Aktien – nicht nur wegen des Kurspotenzials, sondern wegen der Dividenden. Aktuell bieten etwa europäische Aktien eine Dividendenrendite von 3 bis 4 %.

Jedoch sollte man bei Aktien und speziellen Anleihen auf eine breite Streuung setzen: Viele unserer Kunden entscheiden sich derzeit für eine Veranlagung in sogenannte Strategiefonds aus unterschiedlichen Anlageklassen (Aktien, Anleihen und Rohstoffe), die gute Ertragschancen bei moderatem Risiko bieten. Gewitter an den Aktienmärkten führen bei solchen Veranlagungen lediglich zu gedämpften Kursschwankungen.

Die Zusammensetzung dieser Anlageklassen hängt im Wesentlichen von den Vorgaben des Kunden ab. Soziale, ökologische und nachhaltige Kriterien werden berücksichtigt. Eine interessante Anlagevariante stellen aktuell Zertifikate auf Aktienindizes dar – damit kann man auch in seitwärts tendierenden oder gar fallenden Märkten interessante Erträge erwirtschaften.

Ein Inflationsschutz ist mit konservativen Spar- und Anlageformen derzeit nicht möglich. Der Schritt in höherwertige Veranlagungen ist natürlich mit höheren Schwankungen verbunden. Geduld und Ausdauer sind somit bei Veranlagungen am Kapitalmarkt sehr wichtig. Bei mittelund langfristigen Geldanlagen sollte man neben der Einmalanlage regelmäßig investieren und günstige Kaufgelegenheiten konsequent nutzen.

 

Anlageform | Foto: Krentschker

Foto: Krentschker

Karl Freidl
CEFA, Leiter Vermögensmanagement, Bankhaus Krentschker

„Wer einen konkreten, auf persönliche Ziele abgestimmten Plan hat, braucht Schwankungen nicht zu fürchten.“

Wenn man die täglichen Marktberichte liest, könnte man meinen, dass die Börsen in wilden Turbulenzen unterwegs sind: neue Zölle hier, Gegenmaßnahmen dort, die türkische Lira im freien Fall, US-Sanktionen gegen Russland und den Iran, Bomben in Syrien usw. An den Aktienmärkten herrscht trotzdem Ruhe – man kann sich zurücklehnen und die Aussicht auf steigende Kurse genießen.

Laufende Meldungen guter Unternehmensgewinne bilden die Basis für steigende Kurse. Natürlich werden die Börsenkurse früher oder später wieder turbulentere Zeiten erleben. Schlussendlich aber werden Ihre Investitionen in die Weltwirtschaft über global gestreute Aktien dafür verantwortlich sein, dass Sie Ihre Ziele erreichen.

Mit Schwankungen muss man immer rechnen – es stellt sich also die Frage, wie stark Sie in Aktien investieren wollen. Natürlich geht es bei Anleihen oder Immobilien in der Regel ruhiger zur Sache – dafür sind die Renditeerwartungen sehr gering. Man hört oft, dass die Aktienmärkte momentan so hoch sind. Es stimmt, Aktien waren schon einmal billiger. Das war aber zu eine Zeit, wo sie keiner haben wollte.

Ein klares Ziel und ein konkreter Plan sind in Sachen Finanzen ein absolutes Muss: Wo liegen meine finanziellen Ziele und wie kann ich diese erreichen? Rücken bei Korrekturen der Börsen sofort schlechte Meldungen in den Vordergrund, werden sogar die standhaftesten Investoren nachdenklich.

Treten im Flugzeug Turbulenzen auf, können Sie nicht einfach aussteigen – ein Umstand, der auch an den Börsen genau richtig wäre! Als Investor müsste man das Glück haben, zwei Mal exakt den richtigen Zeitpunkt zu treffen – einmal beim Kaufen und dann wieder beim Verkaufen. So erreichen Sie Ihre finanziellen Ziele aber mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie.

Wer hingegen einen konkreten, auf persönliche Ziele abgestimmten Plan hat, braucht Schwankungen nicht zu fürchten – im Gegenteil, er hat die Zeit und den Zinseszinseffekt auf seiner Seite und kann ganz entspannt bleiben. So wie Sie auf Ihrem Flug in den Urlaub einen Piloten haben, der Sie gut und sicher durch Turbulenzen bringt, funktioniert das in Sachen Geldanlage am besten mit einem Finanzexperten.

ANJA FUCHS

 

Beitragsbild: iStock/assalve