Alice Liechtensteins Märchenland

Es war einmal eine kreative, junge Italienerin, die gemeinsam mit ihrem steirischen Prinzen das Schloss ­Hollenegg aus dem Dornröschen­schlaf erweckte und zu einem Hotspot in Sachen Design machte.

Alice Stori Liechtenstein ist voll der Energie. Sie hat in Mailand und Barcelona Architektur und Design studiert, sie hat Projekte im Ausstellungsdesign umgesetzt, sie kuratierte eine Ausstellung im Rahmen des Grazer Designmonats 2015, sie illustriert Kinderbücher, sie lehrt an der FH Joanneum und betreibt unter dem Synonym „Alice in What-
everland“ einen täglichen Blog zum Thema Design. Quasi nebenbei ist die Italienerin mit Alfred Liechtenstein verheiratet und lebt mit ihm und den drei Kindern in Schloss Hollenegg in der Nähe von Schwanberg.

Von Italien nach Österreich

Schloss-Hollenegg

Alice Liechtenstein macht das Schloss Hollenegg zu einem Zentrum für Design. (Foto: Alice Stori Liechtenstein)

„Ich war zuerst ein wenig verzweifelt, als ich vor zehn Jahren aus Italien in die Steiermark gekommen bin, doch dann habe ich beschlossen, die Chancen zu sehen und etwas daraus zu machen“, erzählt Alice Stori Liechtenstein ganz offenherzig. Und sie hat die Chancen bereits vielfach genutzt. Jetzt will sie das Schloss Hollenegg zu einem der Zentren des nächsten Designmonats machen.
20 internationale Künstler hat die Wahl-Steirerin eingeladen, unter dem Titel „Slow“ eine Designarbeit für die Ausstellung beizutragen. Einige davon werden als „artists in residence“ je eine Woche lang im Schloss verbringen. „Sie können sich hier inspirieren lassen“, erzählt die Vielseitige und beschreibt das Schloss als „unglaublichen Ort mit tollen Räumen, mit Seidentapeten, Stuck und alten Parketten“ ausgestattet. Der Gegensatz zu jungem Design könnte nicht größer sein.
Als temporäre Schloss-Gäste hat sich Liechtenstein zwei Designteams ausgesucht. Livia Rossi und Gianluca Giabardo arbeiten unter dem Künstlernamen Dossofiorito und werden in Hollenegg eine Rauminstallation entwerfen. Zuhause in Verona arbeiten die beiden in einer Autowerkstätte und – wie die Kuratorin beschreibt – „sehr hands-on“. Das Wiener Duo Katharina Mischer und Thomas Traxler „schaffen den Spagat zwischen poetischer Kunst und Technologie. Sie spielen mit Bewegung“, wie Liechtenstein beschreibt. Einer der großen Erfolge von mischer‘traxler war die Designarbeit für das Champagnerhaus Perrier-Jouet: ein Holztisch mit beweglichen eingelassenen Metallblüten, die sich beim Näherkommen des Betrachters zurückziehen. Als dritter Künstler „in residence“ kommt Dean Brown. Der in London lebende Schotte arbeitet an Kunstobjekten und Installationen, aber ebenso an Shop- und Bürodesigns für internationale Auftraggeber.

Kreative Prozesse begleiten

Dossofiorito, mischer‘traxler und Dean Brown werden im Mai 2016 je einen Raum zur Verfügung haben. Alle anderen Positionen werden im großen Rittersaal von Schloss Hollenegg zu sehen sein. „Mir macht die Zusammenarbeit Spaß und vor allem die Konversation, die mit den Künstlern entsteht“, erzählt Alice Stori Liechtenstein. Sie möchte die kreativen Prozesse begleiten. „Ich kritisiere gut, haben mir meine Studenten an der FH attestiert“, sagt sie und erklärt auch gleich ihre grundsätzliche Erkenntnis: „Designer brauchen die Interaktion, den Einfluss von außen. Sie brauchen ein Thema, eine Deadline und ein Budget.“ Genau dieses beschäftigt Stori Liechtenstein jetzt im Vorfeld der Designshow im eigenen Haus. Ein Drittel des Budgets soll durch Sponsoring gedeckt sein, der Rest kommt aus dem Verkaufserlös der ­Designarbeiten.

CLARISSA MAYER-HEINISCH

Info
In Alice Stori Liechtensteins Blog www.aliceinwhateverland.com kann man täglich Design-News verfolgen
und die Ausstellung „Slow” ist während des „Design­monat Graz” von 30. 4.–8. 5. 2016
im Schloss Hollenegg, 8530 Schwanberg, zu sehen.