Essen macht Glücklich

Das schlägt mir auf den Bauch und Liebe geht durch den Magen: Nicht von ungefähr kombinieren Unmengen an Sprichwörtern Essen und Wohlbefinden miteinander. Die Wissenschaft erklärt, warum.

 

Hatten Sie schon einmal derart stressige Tage, dass Sie nicht dazu gekommen sind, etwas Vernünftiges zu essen? Und irgendwie hat sich der Stress immer weiter konzentriert,  bis sich eine regelrechte Suppe aus Müdigkeit, dünnen Nerven und Schlaflosigkeit zusammengebraut hat? So geht es leider vielen von uns – ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt. Und zwar mit Gegenmitteln, die so simpel sind, dass man es fast nicht zu glauben vermag: gesundes Essen und Bewegung.

 

Das Offensichtliche erkennen

 

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Denn der Effekt von gesunder Ernährung auf den Körper ist wissenschaftlich erwiesen. Ebenso wie es der negative von zu viel Zucker und Fertigessen ist. Spätestens seit dem Selbstexperiment von Morgan Spurlock in seiner Dokumention „Supersize Me“, in der er sich für Monate ausschließlich von Fast Food ernährt hat, wissen wir: Schlechtes Essen geht auf Kreislauf, Herz und Gemüt. Daher also besser Abstand nehmen von solchen Experimenten und Koch seines eigenen Glücks werden.

Doch was darf dann in den Kochtopf und was nicht? Und wie bitte schön beeinflusst der Darm unsere Gemütslage?

Ganz prinzipiell gilt – Vollkorn vor Weizenmehl, wenig Zucker und Alkohol und dafür umso mehr ungesättigte Fettsäuren. Diese sind vor allem in Meeresfischen wie Lachs, Makrele oder Hering vorhanden. Die gesunden Inhaltsstoffe der Lebensmittel – das ist einer von mehreren Gründen, warum uns richtiges Essen glücklich macht. Dass es so ist, steht außer Zweifel.
Denn diese Inhaltsstoffe wirken auf unseren Darm. Dieser meldet dem Hirn dann: „Ich bin glücklich, oder auch nicht.“ Diese Nachrichten überträgt ein komplexes Nervengeflecht, das den Magen-Darm-Trakt bedeckt. Auch der Kreislauf der Gesundheit darf in diesem Zusammenhang nicht unterschätzt werden: Denn ein angegriffenes Immunsystem schlägt nicht nur auf die Gesundheit, sondern auch auf die Stimmung. Wer gut isst, bleibt also gesund und glücklich.

Tatsächlich zeigte sich im Rahmen einiger Studien mit mehreren Tausend Probanden, dass Menschen, die viel Obst, Gemüse, Fisch und Vollkorn essen, ein geringeres Risiko haben, an Depressionen zu erkranken. Im Gegensatz dazu war das Risiko bei Menschen, die viel Zucker, Weißbrot, Frittiertes und verarbeitete Lebensmittel zu sich nehmen, höher. „Bisher hat man nie unterhalb des  Halses nach Ursachen oder Problemen gesucht“, heißt es aus medizinischen Kreisen zur Frage nach der Behandlung von psychischen Krankheiten. Nicht, dass ungesundes Essen jetzt unbedingt krank macht, und gesundes Essen jedenfalls gesund. Doch ganz bestimmt sind sie Multiplikatoren von eventuelll bereits vorhandenen Veranlagungen.

 

Fit in den Tag

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Auch die ewige Predigt der Eltern, man solle doch in der Früh bitte sehr mehr als nur einen Kakao zu sich nehmen, macht wisssenschaftlich Sinn. Im Rahmen einer Studie an 5200 Schülern in Kanada stellten Gesundheitswissenschaftler fest, dass die Kinder umso erfolgreicher in der Schule waren, je ausgewogener ihre Ernährung war.

Das Frühstück sorgt dabei für eine Energieversorgung schon beim Start in den Tag. Schließlich gehen die Rennbolliden der Formel 1 auch lieber mit vollem Tank ins Rennen.

Neurowissenschaftler Fernando Gómez-Pinilla setzte sich in den USA in 160 Studien mit dem Effekt von Nahrungsmitteln auf das Gehirn auseinander. „Wir nehmen Nahrung wie Tabletten ein. Auch Essen hat eine dementsprechende Wirkung auf das Gehirn. Manches positiv und manches negativ.“ So seien die Omega-3-Fettsäuren, die vor allem in Seefischen zu finden seien, besondere Glücksbringer für das Gehirn. Leider sei der Konsum von gesättigten Fettsäuren, die sich in Fast Food und Co. verstecken, insbesondere in den Industrieländern deutlich angestiegen.

Ein direkter Zusammenhang mit der steigenden Anzahl von Depressionen in Ländern wie den USA und Deutschland wird vermutet. Im Gegensatz dazu habe man in Japan, wo Fisch häufig am Speiseplan steht, dieses Problem weniger. Nicht zuletzt, da Omega-3-Fettsäuren die Vernetzung der Nervenzellen untereinander förderten.

Auf den Körper hören

In der Naturheilkunde praktiziert man den Zusammenhang von Essen und Wohlbefinden schon seit Langem. Minztee für Erfrischung und Haferflocken als wichtige Ballaststoffe. Wer gut auf seinen Körper hört, der wird bald bei Fertigessen und Co. ohnehin zum Verweigerer. Ganz einfach, weil einem der Körper sagt: „Das brauchst du nicht. Den Apfel hier hingegen schon.“ Zwischen Deadlines und Meetings haben wir vergessen, wie es ist, wenn wir auf diese Stimme achten. Schließllich beherbergt der Darm nach Rückenmark und Gehirn das dritte wichtige Nervensystem im Körper.

Stoffe, wie Serotonin, die uns glücklich machen, müssen also durch den Bauch gehen, um aufgenommen zu werden. So ist ein gutes Bauchgefühl also von unserem zweiten Gehirn gesteuert. Dem Darm. Bauch und Gehirn stehen dabei im ständigen Kontakt miteinander. Wird der eine beleidigt, ist es der andere auch.

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Über 100 Millionen Nervenzellen befinden sich in der Darmwand, die allesamt aufschreien, wenn sie Schlechtes aufgetischt bekommen. Sie ist nicht laut, die Stimme, aber da, und wenn wir ihr gute Vergleichswerte liefern, dann wird sie auch immer kurz „hier“ rufen, wenn wir uns in der Nähe von einem Lebensmittel befinden, das unsere Mundwinkel nach oben schnellen lässt.

 

 

 

 

 

NINA WESSELY
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