Gib mir einen Picknick-Korb!

Picknick - Gib mir einen Korb!
Wenn das Leben wieder draußen stattfindet, braucht es adäquates Beiwerk. Was das mit Vorratsdosen zu tun hat und warum wir das Essen auf der Karo-Decke so lieben.

Hart gekochte Eier, kalte Fleischlaberl, Hartkäse, in Scheiben geschnittener kalter Schweins­braten, Wurstsalat, gesundes Vollkornbrot mit Radieschen und Krenaufstrich, Erd­beeren, Hummus, Marillenfleck. Geben Sie zu, Sie haben schon so eine Vorahnung … Das friedvolle Essen unter freiem Himmel gehört zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit, ebenso wie das gemeinsame und möbellose Sitzen bei der Nahrungsaufnahme. Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist das Wort Picknick französischen Ursprungs.

Ein gewisser Tony Willis soll den Begriff „pique-nique“ in seiner Veröffentlichung „Origines de la Langue Française“ aus Jahre 1692 zum ersten Mal zitiert, und als aus piquer (aufpicken) und nique (Kleinigkeit) zusammengesetzt erkannt haben. Wie passend, egal, wie steirisch der Austragungsort und die Korbinhalte für ein Picknick auch sein mögen – es schwingt bestenfalls stets ein wenig Laissez-faire – französische Leichtigkeit – mit. Es ist genau diese Gelassenheit, die das Happening auf der karierten Decke von einer beiläufigen Jause im Park unterscheidet.

Alles muss raus

Apropos Park: Ob des fehlenden Sitzkomforts in möblierter Form unterscheidet sich das Picknick darüber hinaus von normalen Mahlzeiten: Zum sinnlichen Speisegenuss kommen noch andere Sinnesreize, jene die die Natur zu bieten hat, hinzu. Gerade in der Steiermark laden die vielen Grünflächen und Naturparks in und außerhalb der Städte zum Verweilen ein. Meist sitzt man hier wahrhaftig in ­historischem Kontext. Wie gut, dass hier auch gegessen werden darf. Ob am Grazer Schloßberg, im Skulpturenpark in Premstätten, im Freilichtmuseum Stübing, in ­Peter Roseggers Waldheimat oder gar im Museumspark des Stifts Admont.

Wissen als Beilage ist nie verkehrt: Im Stift Admont erwarten einen zudem eine Bibliothek, das Naturhistorische Museum und ein Kräutergarten, aus dem man unbeobachtet noch die Minzeblätter für die Erdbeerbowle stibitzen kann. ­Vielerorts werden in der Steiermark  gefüllte ­Picknickkörbe angeboten: etwa für ein Picknick im Bioblumenfeld von ­Margrit de Colle in Erbersdorf bei Eichkögl oder im Weingarten von Schloss ­Kapfenstein, wo selbst Backhendl, Erdäpfel- und Käferbohnensalat im Korb landen. Zum Drüberstreuen gibt’s einen Rotwein-Gugelhupf und selbstverständlich auch einen Flaschenöffner. Den kann man hier angesichts der 21 biologisch kultivierten Rebsorten ganz gut gebrauchen.

Genießen

Wer sich gerne körperlich ertüchtigt, bevor er sich den Bauch vollschlägt, radelt am besten in die Oststeiermark. In der Region rund um Weiz, genau genommen bei St. Ruprecht an der Raab, frönt man mit Blick auf tiefgrüne Wälder, idyllische Weinhügel, duftende Apfelgärten und die historische Marktgemeinde auf Vorbestellung einem regionstypischen Picknick mit ­Mulbratl, Arzberger Stollenkäse, Kürbiskernaufstrich, pikantem und süßem ­Gebäck ­(tourismus-weiz.at). Mehr Bergpanorama tankt man im ­Mariazeller Land. Einer von vielen schönen Picknickplätzen liegt auf der Bürgeralpe, deren Gipfel man vom Hotel Drei ­Hasen (gleich gegenüber) in nur sieben Minuten erreicht. Zu viel Romantik? Am Erlaufsee bietet das Partyboot ausreichend Platz für bis zu acht Personen. Mit der eingebauten Musikanlage, einer Kühlbox und einem Picknickkorb ist man für gemütliche Stunden am See bestens gerüstet. Ein Tisch, feinste Lederausstattung und komfortable Sitze lassen bei diesem Boot kaum Wünsche offen. Das Boot ist „führer­scheinfrei“ und darf auch allein ohne Kapitän gefahren werden. ­Voranmeldung empfohlen (mariazell-info.at). Bis ins Ausseerland ist der Picknicktrend vorgedrungen. In beachtlicher Dachsteinkulisse kann man bei der Wasnerin einen Korb, gespickt mit Lachsbrötchen, Hühnerwraps, hausgemachtem Kuchen, Rumkugeln, Spießchen, Obst, Sekt und Alkoholfreiem, vorbestellen. Tragen muss man die Genuss-Habe aber immer noch selbst.

Am Rebkogl in Gamlitz hat man es etwas leichter: Zwischen Wein- und Rosengarten lässt man sich die Jause im Holzkisterl zum persönlichen Kraftplatzerl tragen. Bauernsalat und Aufstriche sind in Gläsern portioniert, Feinstes wie selbst gemachte Rotwild-Salami oder Buchteln im Karton verpackt. Der Umwelt zuliebe. Wenn man heimgeht, packt man Gläser, Besteck und Reste ganz einfach in die Kiste und bringt sie wieder zur Rebkogl-Hütte zurück. Laissez-faire eben.

Tina Veit-Fuchs

 

Beitragsbild: Jasmin Chew/Unsplash