Handwerk will gelernt sein – Inspiration folgt hier!

Die dunklen Wintermonate eignen sich perfekt, um kreativ zu werden und sich weiterzuentwickeln. Wie wäre es, ein altes Handwerk neu aufleben zu lassen?

„Bildungshunger und Wissensdurst sind keine Dickmacher“ lautet ein bekanntes Zitat des Aphorismus-Gurus Lothar Schmidt. Ein cleveres Gegenmittel: kreatives Schaffen! Zahlreiche Studien belegen den enormen positiven Effekt von kreativer Beschäftigung auf die Psyche. Auch das Lernen neuer Fähigkeiten bereitet Freude – ganz davon abgesehen, dass es die grauen Zellen fit hält.

Im Rahmen des Do-it-yourself-Trends hat kreatives Handwerk einen wahren Boom erlebt. Gerade traditionelle Handwerkstechniken geraten dabei aber immer noch oft in Vergessenheit. Schade, wie wir finden! Deshalb stellen wir hier ein paar davon vor – und verraten, wo in der Steiermark man sie erlernen kann. Einfach nur für sich selbst – oder um in Zukunft Familie und Freunde mit einzigartigen Geschenken zu versorgen.

Tracht, aber selbst gemacht!

Fakt ist: Tracht ist Trend – und zumindest ein traditionelles Stück steirische Volkstracht sollte in keinem Kleiderschrank fehlen. Rund 290 Frauen- und 100 Männertrachten umfasst das klassisch steirische Trachtenportfolio. Unterschieden wird dabei zwischen Alltags- und Festtracht. Traditionelle Stoffe und spezielle Schnittführungen sind dabei ein Muss. Wer ein selbst genähtes Trachtenstück sein Eigen nennt, wird dieses zweifellos nie wieder hergeben wollen. Aber: Ohne etwas nähtechnisches Know-how sollte man sich freilich nicht gleich an ein Dirndl wagen. Im Rahmen eines Dirndl-Workshops lernt man, die vier Hauptkomponenten Leib (Oberteil), Kittl (Rock), Schürze und Auszier (Details und Accessoires) zu fertigen und am Ende zu einem maßgeschneiderten Meisterstück zu verbinden.

„Sich kreativ zu entfalten, zählt zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Handwerkskurse bieten eine wunderbare Möglichkeit, sich auf Unbekanntes einzulassen und sich weiterzuentwickeln.“ Nicole Salsnig, Steiermarkhof

Absolute Spitze

Das Handwerk des Klöppelns geht bis ins Italien des 16. Jahrhunderts zurück. Damals ging es vor allem darum, den Kleidungsstücken der Reichen einen stabilen und vor allem dekorativen Abschluss zu geben. Später wurden auch Spitzendecken und Kissen geklöppelt. Eine relativ anspruchsvolle und zeitintensive Handwerkskunst, bei der anfangs Leinengarn auf einem Klöppelkissen festgesteckt wird. An den Enden der Fäden hängen die Klöppel – Garnspulen, die in Feinstarbeit eingedreht und zu einem Muster verknotet wer – den. Dabei gibt es je nach geografischer Region typische Spitzenmuster. Meisterin der Grazer Spitze ist Klöppelexpertin und Textilkünstlerin Emma de Ro, die bereits zahlreiche Bücher zum Thema veröffentlichte und Kurse im Bildungshaus St. Martin leitet.

Foto: fotozone

Ich geb mir einen Korb

Korbflechten zählt zu den ältesten Handwerken der Menschheit – schon in der Jungsteinzeit wurden Korb- und Strohwaren als Transportbehältnis gefertigt. Später wurden die Einsatzbereiche immer vielfältiger und Geflochtenes wurde Teil von Hauswänden, Zäunen, als Flaschenummantelung, Fischreuse oder Kinderwagen genutzt. Noch heute wird die Flechtkunst fast ausschließlich von Hand ausgeführt, mit Rohstoffen wie Bast, Rattan, Binsen, Reisigzweigen oder Stroh. Vor allem der Boho-Wohntrend setzt auf Accessoires aus Naturmaterialien wie Übertöpfe, Vasen und Körbe – wenn das kein guter Grund ist für einen Korbflechtkurs!

Ordentlich durchgefilzt

Im Zuge des Do-it-yourself-Trends erlebte eine der ältesten Techniken der Textilverarbeitung ein spektakuläres Comeback: das Filzen. Die ursprünglichsten Überlieferungen stammen aus Asien, wo mongolische Nomaden aus Filzteilen Dächer für ihre Jurten bauten. Auch Hirten sollen die Filztechnik bereits vor mehr als 8.000 Jahren genutzt haben, um sich aus Schafwolle wärmende Hüte und Mäntel zu fertigen. Neben Wohndeko (Teppiche, Tischsets etc.), Spielzeug und Accessoires wie Taschen wird Filz auch heute noch gerne zu Kleidungsstücken verarbeitet – nicht zuletzt, weil verfilzte Wolle durch ihre hohe Dichte enorm gut isoliert, gleichzeitig aber atmungsaktiv und klimaausgleichend wirkt. In der Fertigung unterscheidet man das Nassfilzen, bei dem Wolle oder Tierhaare durch Reibung mit Seife und warmem Wasser verfilzt werden und das Trocken- bzw. Nadelfilzen, bei dem mehrere Lagen Filzwolle mithilfe spezieller, mit Widerhaken versehener Filznadeln miteinander verbunden werden. Hierbei können neben Naturfasern auch synthetische Materialien verwendet werden.

Probier’s mal mit Papier

Wie wäre es, in Zukunft zu besonderen Anlässen Karten aus selbst geschöpftem Papier zu verschenken? Die heute angewandten Techniken entsprechen nicht mehr den ursprünglichen Methoden der alten Ägypter vor rund 5.000 Jahren – sind dafür aber umso einfacher zu Hause umzusetzen. Der Rohstoff – zum Beispiel Altpapier – wird dabei mit Wasser zu einem Brei zerkleinert und dieser danach in einem Schöpfrahmen getrocknet. Der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt – möglich sind verschiedenste Farben, die Zugabe von getrockneten Blüten oder Samen sowie Papier mit Prägungen oder Wasserzeichen. Besonders ist auch die Kombination aus handgeschöpftem Papier mit Handlettering-Text (mehr dazu auf den Seiten 42–43).

Anja Fuchs

Beitragsbild: Steiermark Tourismus/Klein