In den Armen der Natur

In den Armen der Natur
Was tun, wenn der Alltag wieder einmal überhandnimmt? Ab ins Grüne – zum Waldbaden. Ein Trend aus Fernost, der auch in unseren Breiten langsam Wurzeln schlägt.

Es ist Frühling, die Natur erwacht aus dem Winterschlaf, alles riecht frisch und rein, Sonnenstrahlen blinzeln durch die leuchtend grünen Baumkronen und tanzen auf der Haut. Fröhliches Vogelzwitschern verschmilzt mit dem Knacken der Äste auf dem weichen Waldboden zu einem Klangteppich, der dem Gehirn signalisiert: „Hier kannst du loslassen. Hier bist du sicher.“ Nicht einfach für eine Generation, die permanente Reizüberflutung oft gar nicht mehr als störend ansieht, sondern daran gewöhnt ist. Oft spürt erst, wer sich auf die Stille einlässt, wie viel Lärm sein System vorher tagtäglich ertragen musste.

„Und in den Wald gehe ich, um meinen Verstand zu verlieren und meine Seele zu finden.“ – John Muir

„Der Wald gehört zu den besten Tankstellen, wo man seine Seele wieder aufladen kann“, behauptete einst Schriftsteller Ernst Ferstl. Nicht wenige wissenschaftliche Studien belegen sogar die heilende Wirkung des Waldes, unter anderem bedingt durch Terpene – von Bäumen abgesonderte Duftstoffe, die direkt auf das menschliche Nervensystem einwirken. Sie verlagern die Gehirnaktivität – weg von Bereichen, die für hochkonzentriertes Arbeiten zuständig sind, und hin zu jenen, die uns abschalten lassen.

Baden unter Baumkronen

Natürlich sind das längst nicht alle gesundheitsfördernden Aspekte, die der Wald als solches zu bieten hat. Trotzdem vergisst man im Alltagstrubel häufig, wie gut ein Abstecher in die Natur tun könnte. Oft braucht es dabei eine helfende Hand – zum Beispiel jemanden, der uns mit zum Waldbaden nimmt. Ein Trend, der hierzulande recht neu erscheint, der seine Wurzeln jedoch in den 80er-Jahren in Japan hat. Dort ist „Shinrin Yoku“, das „Waldluftbad“, ­sogar eine anerkannte Therapieform – gestützt von einer ärztlichen Ausbildung in Waldmedizin.

Auch bei uns besteht mittlerweile die Möglichkeit, sich von Waldbade-Experten in die Kunst des Badens unter Baumkronen einführen zu lassen. Mit Schwimmen hat das Ganze wenig zu tun – umso mehr jedoch mit dem tiefen Eintauchen in die Natur. Auch wer einen simplen Waldspaziergang erwartet, ist auf dem Holzweg: Die mehrstündigen Waldbade-Touren bzw. -Workshops, oft flexibel buchbar als Einzel- oder Gruppenevent, umfassen effektive Achtsamkeitsübungen vom Spüren, Hören und Riechen bis hin zur Meditation. Ein langsames, bewusstes Wieder-ganz-Werden in den Armen der Natur.

Waldbaden in der Steiermark

Waldwelt – Institut für Waldbaden

Uli Felber, erste klinische Waldtherapeutin Österreichs, bietet an ihrem Institut
Ausbildungen zum Waldbaden-Trainer
sowie Waldbaden-Workshops,
Baummedizin-Seminare u. v. m.
waldwelt.at

Waldschritte

In den Wäldern des Naturparks Mürzer Oberland lädt Waldpädagogin und Waldbaden-Trainerin Eva Maria Woldrich auf eine achtsame Reise durchs Grüne ein.
waldschritte.at

Waldbaden im Södingtal

Berndi Rössl, Senior-Wirt im Gasthof Rössl in Stallhofen, begleitet Gruppen von 5 bis 10 Personen auf seinem selbst entworfenen Wald-Parcours inkl. Rutschen, Slacklines etc. (jeweils Dienstag und Samstagvormittag).
waldbaden-stallhofen.at

Waldbaden mit Anleitung im Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen

Jeden dritten Mittwoch im Monat (ganzjährig) mit Wald-Gesundheitstrainerin Claudia Gruber
natursein.at

Waldbaden mit Waldmassage

In den Wäldern des Pöllauer Tals kann man sich nach der Meditation noch entspannt durchkneten lassen – oder gönnt sich ein Waldpicknick mit regionalen Delikatessen.
hotel-muhr.at

Buchtipps

© Schirner Verlag

„Waldbaden zum Selberüben“ – Kompaktwissen Waldbaden-Pionierin Ulli Felber liefert spannende Facts über die Ursprünge des Waldbadens, gespickt mit Praxistipps aus erster Hand.

 

© Schirner Verlag

„Übungsschatz für unterwegs“ – 40 Karten mit Anleitungen für Achtsamkeits- und Atemübungen, Naturrituale und Co. machen jeden Waldspaziergang zum Wellnesserlebnis.
schirner.com

 

Von Anja Fuchs

 

Beitragsbild:  Quang Nguyen Vinh von canva