Karst: Kantig und nuancenreich

Kantig und nuancenreich. Foto: Adobe Stock/Olja
Karst. Carso. Kras. Schon dem Namen der slowenisch-italienischen Grenzregion fehlt Lieblichkeit. Das stört aber nicht, denn der raue Charme der Landschaft lässt Üppiges gerne vermissen.
Karst - Kantig und nuancenreich. Foto: Adobe Stock/knik

Wo Wasser und Stein eine ganze Region und ihre Bewohner fordern und formen. Foto: Adobe Stock/knik

Der Karst prägt. Er ist karg und schroff, überraschend und vielschichtig – wie eine Gibanica. Wenn man Paolo Vodopivec’ Erzählungen lauscht, ist man nicht nur dem beliebten Schichtkuchen, sondern der grundsätzlichen Ursprünglichkeit der Region ganz nah. Der Naturweinwinzer setzt auf eine einzige Rebsorte, die allerdings wie keine andere den Karst symbolisiert: Vitovska. Paolo ist pur. Seine Weingärten kommen ohne Dünger und ohne Bewässerung aus. Der felsige, extrem kalkige Boden des Karsts ernährt seine Rebstöcke (vodopivec.it).

Auf dem Weg zur Unterkunft, dem ersten slowenischen Biohotel, ergibt sich noch ein vinophiler Zwischenstopp in Prepotto bei Kultwinzer Beniamino Zidarich (zidarich.it) – mit ein wenig Glück ist auch seine Osmiza (Buschenschank) geöffnet. Mit Blick aufs Meer und auf das Schloss Duino entfaltet der Malvasia zwischen Slowenien und Italien und im Beisein von Pršut seine ganze Blumigkeit.

Kantig und nuancenreich. Foto: Adobe Stock/Anze

Kein Karstbesuch ohne regionstypischen
Schinken, den man sich am besten in einer Osmiza aufschneiden lässt. Foto: Adobe Stock/Anze

Pršut? So nennt sich hier an der Grenze zu Friaul der Rohschinken, nicht nur geografisch eng verwandt mit dem aus San Daniele, aber wesentlich kräftiger im Geschmack. Im Hotel St. Daniel angekommen, bleibt der Fernseher aus, weil es eh keinen gibt. Das Herzensprojekt von Nina und Miran Prodnik war  ursprünglich ein altes Bauernhaus, es wurde um Pool, Sauna und Suiten im Landhausstil ergänzt und mittlerweile mit einem Nachhaltigkeitszertifikat ausgezeichnet. Hier sucht keiner Netflix, sondern Ruhe und innere Einkehr. Der Genuss unterstützt dabei. Ins Restaurant des Hotels schaffen es nur
regionale Zutaten und Familienrezepte.

Unter der Oberfläche

Kantig und nuancenreich. Foto: Adobe Stock/Tomtsya

Die Grotte von Postojna ist eine Naturschönheit
und einen Ausflug samt Familie wert. Foto: Adobe Stock/Tomtsya

Tags darauf bietet sich wetterunabhängig ein Ausflug zur Grotte von Postojna an. Die einzige Karsthöhle mit einer Höhlenbahn ist seit 140 Jahren in Betrieb und offenbart ein faszinierendes Geflecht aus unterirdischen Gängen, Galerien und Sälen. Unweit der Grotte von Postojna befindet sich die Burg Predjama (postojnska-jama.eu), die größte Höhlenburg der Welt. Sie pickt an einer meterhohen Felswand und zählt angeblich zu den zehn außergewöhnlichsten Burgen der Welt. Am Rückweg lohnt sich ein Stopp im Bistro Grad Štanjel. Vom Frühstück bis zum Dinner wird hier in Vintage-Atmosphäre serviert (gradstanjel.si).

Knapp zehn Autominuten entfernt findet vom 8. bis 16. August 2020 in Dutovlje das 50. Fest des Terrano-Weins und des Karstschinkens statt. Wussten Sie eigentlich, dass Karst die Wiege der Lipizzaner ist? Mit einer Kutschfahrt durch den Ort Lipica (lipicia.org), das berühmteste Lipizzaner-Gestüt Sloweniens, lernt  man die Region noch einmal aus einer anderen Perspektive kennen. Wer wenig mit Pferden anfängt, kommt vielleicht am Golfplatz Lipica in Urlaubsstimmung.

Ohne Naturerlebnisse kommt der karge Karst ohnehin nicht aus. Gehen ist Trumpf, denn ein unschätzbarer Vorzug des Karsts besteht darin, dass man ihn zu jeder Jahreszeit bewandern kann. Der Pfad der Freundschaft ist einer von vielen Themenwanderwegen und führt im Tal Dolina Glinščice den alten Salzweg  entlang, der von den Händlern aus dem Krain als Verbindung zu den Salinen im nahen Triest genutzt wurde. Dieser Weg funktioniert auch als Rundweg.

TINA VEIT-FUCHS

Mehr Infos

Ausflugsziele und
Besonderheiten:
visitkras.info