Lang lebe der Loden

Lang lebe der Loden
Viele bringen Loden ausschließlich mit Trachten- und Jagdbekleidung in Verbindung. Dabei ist der robuste Wollstoff längst auch im Fashion- und Interieurbereich ein Star.

Wolle braucht Weile: Rund 40 Produktionsschritte, teils händisch ausgeführt, sind notwendig, um aus Wolle Loden herzustellen. (Foto: Ladenwalker)

Mehr Kleidung, als man tragen kann, schädliche Chemikalien und schlechte Produktionsbedingungen: Mit einem angekratzten Image müssen Fast-Fashion-Produzenten heutzutage leben. Das steigende Bewusstsein für nachhaltigen Konsum bescherte wiederum der Slow Fashion einen Boom – und damit auch traditionellen, hochwertigen Materialien wie Loden. Ein Wollstoff, dessen Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht.

Traditioneller Loden wird aus Schurwolle von Bergschafen gefertigt. Mittlerweile kommt aber auch Alpaka-, Merino, Kaschmir- und Angorawolle zum Einsatz.

Loden verbessert das Raumklima, wirkt schalldämmend und isolierend – nicht umsonst zählt er zu den Lieblingsstoffen vieler Innenausstatter.

Hightech vom Schaf

In unseren Kreisen fand man Loden lange Zeit vorwiegend bei alpenländischen Trachten oder typischer Jagdmode. Wodurch ihm – zu Unrecht – ein etwas angestaubtes Image anhaftete. Welches verblasste, als immer mehr Hersteller von Outdoor- und Funktionskleidung die Vorteile des Wollstoffs für sich entdeckten: Er ist wasser-, wind- und schmutzabweisend, schwer entflammbar und neutralisiert Gerüche. Durch die hohle Struktur der Wollfasern speichert der Stoff beim Tragen die Körperwärme und lässt gleichzeitig keine Kälte nach innen. Außerdem können die Wollfasern bis zu 30 Prozent Wasser aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen – sprich, Loden wärmt selbst im feuchten Zustand. Man könnte sagen: Wolle ist quasi die älteste Hightech-Faser der Welt.

Von den Alpen in die Welt: Moderne Loden- Accessoires vereinen Nachhaltigkeit mit cleanem Hipster-Chic. (Foto: Leichtfried GmbH & Co. KG)

Auch in Sachen ­Nach­haltigkeit suchen Lodenstoffe ihresgleichen: Waschmaschine und Trockner sind tabu, in den meisten Fällen genügt Auslüften über Nacht. Flecken lassen sich meist mit einem feuchten Tuch entfernen und da Flüssigkeiten nicht ins Gewebe eindringen können, tupft man sie einfach ab. Nicht zu vergessen die enorme Langlebigkeit des Lodens und die Tatsache, dass Wolle ein nachwachsender Rohstoff ist, dessen Gewinnung weniger Energie erfordert als synthetische Materialien oder Baumwolle. Faktoren, die die Nachfrage nach Loden verändert haben – was auch steirische Hersteller spüren: „Kunden suchen verstärkt nachhaltige und zu 100 Prozent in Österreich produzierte Waren. Unsere Erzeugnisse heben sich von Fast-Fashion- und Massenprodukten ab und wir betreiben kein Greenwashing“, so Martina Steiner von Loden­walker in Ramsau am Dachstein. Schon 1434 widmete man sich dort der Lodenproduktion – immerhin galt es, dem rauen Hochgebirgsklima zu trotzen.

Wolle zieht ins Wohnzimmer

Die Stoffe von Leichtfried Loden finden sich in alpiner Mode in den Kollektionen internationaler Modeketten wieder – laut ­Petra Sorger von der in Möbersdorf bei Zeltweg ansässigen Tuch- und Lodenfabrik aber auch verstärkt im Interieurbereich: „Vor ­allem als Vorhangstoff ist Loden derzeit sehr gefragt. Er ist nicht nur dekorativ, sondern wirkt auch isolierend und bietet perfekten Licht- und Sichtschutz.“ Kein Wunder, dass immer mehr Innenausstatter und Architekten bei ihrer Planung auf Wollstoffe
setzen und Loden dadurch immer hipper wird. Wer nicht gleich sein gesamtes Heim in ­Loden kleiden möchte, kann ja mal klein anfangen: mit einem kuscheligen Kissen oder einer flauschigen Lodendecke. Kalte Füße sind damit garantiert passé.

von Anja Fuchs

Beitragsbild: Lodenwalker