Pralles Leben am Douro

Pralles Leben am Douro
Porto, das ist pure Poesie – mit blitzblauen Azulejos-Fassaden, verwinkeltem Gassenwerk und dem Atlantik zum Greifen nah.

Aus dem Schatten der großen Schwester Lissabon ist die charmante Stadt der Brücken längst herausgetreten.

Für Pastéis de Nata gilt: Eines ist nie genug! Die süßen Puddingtörtchen sind das portugiesische National­gebäck. Foto: tbralnina/Adobe Stock

Feiern, das kann man gut in Porto. Wenn Ende Juni die Festas

de São João zu Ehren des Stadtheiligen zelebriert werden, wird aus dem UNESCO-Weltkulturerbe der zauberhaften Altstadt eine einzige Partyzone. Auf dem Douro steigt die traditionelle Regatta der Portwein-Bruderschaft (Confraria do Vinho do Porto) und Einheimische wie Touristen schlagen einander mit kleinen Plastikhämmerchen auf den Kopf – so will es die Tradition. Durch die bunt geschmückten Straßen und Gassen zieht ein verführerischer Duft von über offenem Feuer gegrillten Sardinen, auch der traditionelle Kohleintopf Caldo wird serviert. Dazu schmecken fruchtiger Portwein (was sonst?) oder das süffige lokale Super-Bock-Bier. In den Restaurants, Bars und Klubs wird bis in den frühen Morgen hinein getanzt. Schlaf: Fehlanzeige. Wer die Stadt der Brücken lieber in Ruhe entdecken will, kommt im Herbst wieder, wenn die Temperaturen angenehm und die Heerscharen an Touristen weitergezogen sind.

Das Stadtbild von Porto wird von den wetterfesten Azulejos geprägt. Die berühmten, blau-weißen Keramikfliesen werden aufwendig von Hand bemalt und glasiert. Foto: Armando Oliveira/Adobe Stock

Blaue Fliesen und wilde Brandung

Kommt man mit dem Zug in Portos Hauptbahnhof São Bento an, tritt man zunächst staunend in die atemberaubende Abfertigungshalle aus dem Jahr 1916. Das Foyer, das eher an einen Palast erinnert, ist mit rund 20.000 Azulejos – den typischen blau-weißen Fliesen – gekachelt, auf denen höfische Szenen, berühmte Schlachten und Eroberungen dargestellt sind. Von hier aus ist man nur eine Metrofahrt vom Atlantik entfernt, um an der Praia de Matosinhos zuzusehen, wie sich die Wellenreiter wagemutig in die Brandung werfen. Oder um die kleine Capela do Senhor da Pedra zu bewundern, die auf einer Felsformation direkt am Strand von Miramar steht. Oder man steigt vor dem Palácio de Bolsa in eine der gelben Trams der Linha 1 und fährt 20 Minuten entlang der Küste zum Stadtviertel Foz. Es gilt: Der Weg ist das Ziel. Die prachtvollen Holzinterieurs aus den 1930er-Jahren sind hier die Attraktion und natürlich die Aussicht auf den Fluss entlang der Strecke.

„Eines ist nie genug.“ – In Portugal ein geflügeltes Wort, wenn es um Pastéis de Nata geht.

Die fliesengeschmückten Wände der Empfangshalle des Bahnhof São Bento erzählen Geschichten von historischen Ereignissen und dem Alltag der Portuenser. Foto: Diego Grandi/Shutterstock

Auf den Spuren von Gustave Eiffel und Harry Potter

Unbedingt einplanen: einen Bummel über die elegante, gusseiserne Ponte Dom Luis I. Die von Théophile
Seyrig, einem Schüler von Gustave Eiffel, entworfene Brücke  ist markantes Wahrzeichen der Stadt und verbindet Porto mit Vila Nova de Gaia. Von der 60 Meter hohen Fußgänger­ebene eröffnet sich ein fantastisches Panorama über die historischen Portweinlagerhallen südlich des Douro und das pittoreske Gassengewirr Portos auf der ­anderen Flussseite, der Ribera – besonders stimmungsvoll bei Sonnenuntergang. Weiteres Highlight: die Livraria ­Lello mit ihrer markanten geschwungenen Holztreppe, die gemäß Lonely Planet zu den schönsten Bibliotheken der Welt gehört. Die Autorin Joanne K. Rowling, die Anfang der 1990er-Jahre einige Zeit in Porto lebte, soll sich hier Anregungen für ihre Harry-Potter-Romane geholt haben.

Hungrig vom Sightseeing?

Für den schnellen Hunger hat Porto eine gewöhnungs­bedürftige Spezialität parat: Die Francesinha, gewissermaßen die Mutter aller Schinken-Käse-Toasts, schwimmend in einer deftigen Bier-Tomaten-Sauce, gereicht mit Pommes frites. Zumeist in recht üppigen Portionen wird Arroz de Mariscos serviert, Reis mit reichlich Meeresfrüchten und einer intensiven Koriandernote. Auf Schritt und Tritt gibt es auch das portugiesische Nationalgebäck Pastéis de Nata auf die Hand, himmlische Blätterteigtörtchen mit Puddingfüllung. Achtung, eines ist nie genug! Allgegenwärtig: der namensgebende Portwein. Eine Tour durch eine der berühmten Weinkellereien wie ­Sandeman, Taylor’s, Graham’s, Niepoort, Burmester oder Ferreira
­inklusive Verkostung gehört zum Pflichtprogramm. Und Sincelo, der älteste Eissalon der Stadt, hat sogar ­Portwein-Eis im Angebot.

Linktipps

visitportugal.com
visitporto.travel

Von Claudia Piller-Kornherr

Beitragsbild: joyfull/Shutterstock