Decke her, Gemütlichkeit an! Trostlose Wintertage verlangen nach erbauender Literatur und dem einen oder anderen Geschenktipp in Buchform.
Das Erbe der Väter
Julian Schwarze
Das Erbe der Väter | Julian Schwarze
Neues aus der Fantasy-Ecke made in Styria: Das Schicksal des Königreichs liegt in den Händen von drei jungen Menschen: Marbana, die wissbegierige Schülerin des Lehrmeisters Tandun von Amosthal; Simon, ein schüchterner Tempelschüler; und Timus, der turniererprobte Sohn des Sanglors von Hemen. Das Misstrauen zwischen den drei unfreiwilligen Gefährten ist groß. Schaffen sie es, ihre Kräfte zu bündeln, bevor ein Bürgerkrieg das Königreich heimsucht? Julian Schwarze, der bereits mit 17 Jahren als Autor debütierte, schickt seinen zweiten Fantasy-Roman ins Rennen. Der gebürtige Franzose lebt in Graz, mag es mittelalterlich und ein wenig mystisch. Funktioniert durchaus auch als Jugendroman.
Ein Bauch lustwandelt durch Wien
Vincent Klink
Ein Bauch lustwandelt durch Wien | Vincent Klink
Wer Geschichten über das Essen nützt, um von der Welt zu erzählen, lustwandelt. Der deutsche Sternekoch Vincent Klink legt einen unterhaltsamen Reise- und Kulturführer mit vielen Anekdoten und ausgewählten Rezepten vor, der den Charme Wiens voll genussvoller Wiener, guter Wirts- und Kaffeehäuser, Kunst und Musik einfängt. Klink bauchpinselt unterhaltsam Bäuche und Bauchgefühle und schenkt sich selbst und uns die Erkenntnis: „Für mich sprechen die Wiener das schönste Hochdeutsch überhaupt.” Das Buch kommt nicht ohne die Reproduktion so mancher Klischees aus, liest sich aber munter und macht Lust auf Tafelspitz, Melange und die derzeit so vermisste Leichtigkeit des Seins in der zauberhaften Hauptstadt Österreichs.
Land der Söhne
Milena Moser
Land der Söhne | Milena Moser
Über drei Generationen hinweg aus der Perspektive von Kindern erzählt Milena Moser vom Ringen um Freiheit und Identität – und von Amerika. Da ist zum einen in den 40er-Jahren der kleine Luigi, der auf ein strenges Outdoor-Internat in New Mexico geschickt wird und dort lernen soll, wie man ein richtiger Mann wird. Dann sein Sohn Giò, der mit seiner Mutter in den 70er- Jahren in eine Hippie-Kommune zieht und plötzlich ganz auf sich allein gestellt ist. Und da ist die 12-jährige Sofia, die mit zwei Vätern aufwächst und sich mit Papa Giò auf eine lange Zugreise in Richtung Vergangenheit begibt. Ein lesenswertes Familienepos über Kindheitsprägung und Selbstbestimmung.
Leben ist ein …
Rolf Lappert
Leben ist ein unregelmäßiges Verb | Rolf Lappert
… unregelmäßiges Verb. Schon der Buchtitel zeigt an, dass im Leben nicht immer alles glattläuft. Aber wie finden sich Verlorene in der Welt zurecht? Der Schweizer Autor Rolf Lappert webt seinen neuesten Roman rund um eine Aussteiger-Kommune auf dem Land, 1980: Die Behörden entdecken vier Kinder, die versteckt vor der Welt aufgewachsen sind. Ihre Schicksale werden auf Schlagzeilen reduziert, doch Frida, Ringo, Leander und Linus sind vor allem Menschen mit igenen Geschichten. Mit reiner Sprache lässt Lappert in seinem Tausendseiter seinen Charakteren Raum für Entwicklung – ein Buch zum Eintauchen und Dranbleiben.
Wo ich mich finde
Jhumpa Lahiri
Wo ich mich finde | Jhumpa Lahiri
Simple Sprache, ereignisloser Plot und trotzdem (oder gerade deshalb) ein gutes Buch! Die Geschichte: eine allein lebende Italienerin in den Vierzigern, unsicher, scheu, orientierungslos, sich selbst fremd. Ihre Einsamkeit lässt sie die Menschen um sich herum genau betrachten – auf der Straße, bei der Maniküre, im Supermarkt, im Zug. Die Tage vergehen, die Jahreszeiten wechseln. Und eines Tages, bei einem Ausflug ans Meer, geschieht etwas Unerwartetes. Sie trifft eine Entscheidung, die sie selbst überrascht. Was Routinen uns versäumen lassen.
Von der Freiheit, den richtigen Wein zu machen
Romana Echensperger
Von der Freiheit den richtigen Wein zu machen | Romana Echensperger
Wenn draußen der Winter wütet, bleibt die unbändige Liebe zur Natur im Weinglas bestehen. Denn nicht alles, was in und aus Weinflaschen fließt, ist natürlich. Fasziniert von der biodynamischen Wirtschaftsweise und von leidenschaftlichen Winzern machte sich Romana Echensperger, Sommelière und Master of Wine, auf den Weg zu zwölf Spitzenweingütern. Über einen Zeitraum von zwölf Monaten begleitete die Autorin sie bei ihrer Arbeit und entlockte ihnen die Geheimnisse ihres Handwerks. Sinnenfroh und informativ – für vinophile Geister, die die Biodynamik mit all ihren Launen respektieren, wertschätzen und schlussendlich trinken möchten.
Worte bewegen
Stieglerhaus
Worte bewegen | Stieglerhaus
„In dieser Zeit der Bebilderung durch soziale Medien, die unsere Fantasie immer weniger fordern, einer ansteigenden gesellschaftlichen Uniformität, ist Literatur ein Überlebensmittel”, schreibt der steirische Stieglerhaus-Initiator August Schmölzer im Vorwort zum Buch. „Literatur ist ein wichtiger kultureller Beitrag für eine pluralistische, verantwortungsbewusste, humane Gesellschaft.” Die beim 1. Österreichischen Literaturpreis für Erzählungen ausgezeichneten Texte und weitere Shortlist-Erzählungen von Claudia Bitter, Ulrike Haidacher, Elisabeth Schmidauer und Irmi Wyskovsky liegen in der Anthologie „Worte bewegen” vor.
Freunde
Heike Faller
Freunde | Heike Faller
Ein echter Geschenktipp für all jene, die Freundschaften auch analog pflegen: lebenslange Freundschaften, kurze Freundschaften, tiefe Freundschaften, flüchtige Freundschaften. Freundschaften zwischen einem Großvater und seiner Enkelin, zwischen Lehrer und Schüler, zwischen Mensch und Haustier. Heike Faller, Redakteurin des Zeit-Magazins, hat mit Illustrator Valerio Vidali ein fein ziseliertes Freundschaftsbuch für Erwachsene gemacht, das poetisch ist, ohne zu poetisch zu werden, und ganz nah ans Herz geht. Definitive Empfehlung: So schön kann Freundschaft aussehen, so facettenreich kann sich Freundschaft anfühlen.
TINA VEIT-FUCHS
Fotos: Pexels/Mark Neal (1), Verlage (8)
