Toronto total

Glitzernde Skyline, quirlige Stadtviertel und ein kunterbuntes Völkergemisch. Kanadas größte Stadt macht es einem leicht, sie zu mögen.

Toronto ist bunt. Das wird einem klar, sobald man in dieser Stadt seinen Fuß auf den Boden setzt.

Orthodox-jüdische Familien mit quengelnden Kindern, indische Frauen in bunten Tüchern und smarte Businessleute mit Smartphone am Ohr schieben sich dicht an dicht durch den Trubel der Yonge Street. Die soll übrigens die längste Straße der Welt sein, sie beginnt am Ontariosee, ist durchwegs bewohnt und endet nach einer Länge von 1896 Kilometern.

Die Hauptstadt der kanadischen Provinz Ontario ist am Reißbrett gezeichnet, man orientiert sich hier schnell.

 

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Vom Financial District, wo wir uns im 18. Stockwerk der Cambridge Suites für vier Nächte einquartiert haben, fahren die Red Rockets, so nennen die Bewohner liebevoll ihre alten, roten Straßenbahnen, sternförmig raus aus der City in die spannenden Stadtviertel. Wer keine Lust auf einen Fußmarsch hat, nimmt die Linie 506, die fährt an der College Street entlang durch Little Italy und Chinatown.

Hier legt man am besten mittags einen Stopp ein und stärkt sich in einem der hallenartigen Imbisse mit Dim Sum und knuspriger Peking-Ente.

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Chinatown ist kulturell dynamisch und seit Jahrzehnten ein Zuhause für chinesische Eisenbahnarbeiter, osteuropäische Juden und Einwanderer aus der Karibik und aus Vietnam – also genau für die Menschen, die Toronto zu einer so herrlich vielfältigen Stadt gemacht haben. Nur einen Steinwurf entfernt in Kensington Market pulsiert an sieben Tagen die Woche das pralle Leben: knallbunt gestrichene Häuser, coole­ Vintage-­Läden und Galerien, dazu Cross-Over-Streetfood vom Feinsten. Hier möchte ich Tage verbringen können, doch der nächste Programmpunkt ruft schon.

Es geht hinauf auf den weltberühmten CN Tower. Torontos Nationalsymbol und Wunderwerk der Architektur ist über 550 Meter hoch und prägt die Skyline der Metropole. Ganz Mutige trauen sich über den noch höheren, weltweit einzigartigen „Edgewalk“ und umrunden den CN Turm, ohne sich festzuhalten, auf einer nur 1,5 Meter breiten Plattform 116 Stockwerke über Toronto.

Für uns ist bereits das Überqueren des Glas­bodens eine Überwindung. Die Blick auf den glitzernden Ontariosee ist atemberaubend.

 

Nationalsport Eishockey

Auch wenn das Sightseeing langsam an die Substanz geht: Mann und Sohn zieht es auf dem schnellsten Wege zur „Hockey Hall of Fame”, dort wird auf einer Fläche von 5500 Quadratmetern eine riesige Sammlung von Eishockey-­Artefakten aus der ganzen Welt gezeigt, außerdem eine Unzahl an Ehrentafeln und NHL-Trophäen, die den besten Spielern, Teams und Erfolgen gewidmet sind.

Highlights sind eine originalgetreue Nachbildung einer NHL-Garderobe und ein Blick auf den Stanley Cup, den heiligen Gral dieses Sports.

 

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Für Eishockeyfans muss das hier der Himmel sein. Magnet für Kids: die extensive Auswahl an Multimedia-Stationen. Zu guter Letzt versuchen wir alle drei, mehr oder weniger erfolgreich einen Puck aus Schaumgummi ins Tor zu dreschen, was für ein Spaß!

Abends steht noch einmal Eishockey am Programm. Wir haben Karten für ein Spiel der Toronto Maple Leafs, Torontos NHL-Hockeyteam. Unfassbare 20.000 Menschen drängen sich auf den Rängen, als die Leafs gegen das Team von Florida einlaufen – inklusive Feuerwerk am Eis, Natio­nalhymne und sehr viel triefenden Patriotismus.

 

Fine Dining in den Wolken

Wer noch auf ein Autogramm von einem waschechten Eishockeystar aus ist, könnte noch drüben in Wayne Gretzky’s Restaurant am 99 Blue Jays Way auf einen Drink gehen.

Wir ziehen das Canoe,s vor. Im 54. Stock der Toronto Dominion Bank schmeckt hier mit Blick auf die Skyline saisonale kanadische Küche, wie der frische Lachs aus dem Ontariosee, der sich gerade im Sonnenuntergang vor uns ausbreitet.

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Der letzte Tag führt uns noch einmal heraus aus Toronto.

Nur etwa zwei Stunden von der Metropole entfernt liegen die berühmten Niagarafälle an der Grenze zwischen Ontario und dem Bundesstaat New York.

Wer eine kleine Dusche nicht scheut, bucht eine Fahrt auf einem der „Hornblower“, einem Boot, das verblüffend nah an die Fälle heran- und sogar unter ihnen durchfährt. 170.000 Kubikmeter Wasser stürzen hier jede Minute über eine Stufe hinab, es herrscht ein ohrenbetäubender Lärm.

Was für ein Naturschauspiel!

Fazit von fünf Tagen Toronto: Das Leben in der kanadischen Metropole ist entspannt, bunt und vielfältig. Kulturliebhaber kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Sportfans und Foodies.

Wir kommen auf jeden Fall wieder!

 

CLAUDIA PILLER-KORNHERR
Beitragsbild: iStock/JavenLin