Volle (Ab-)Fahrt voraus

Downhill-Mountainbiken boomt.
Mit bis zu 70 km/h geht’s dabei bergab. Was man als Anfänger wissen sollte und welche Strecken sich zum Üben eignen.

Es geht rasant die steilen Trails nach unten, die Stollenreifen wirbeln Dreck und Staub auf, die Landschaft rast nur so vorbei, und ohne volle Konzentration geht gar nichts – denn Stürze enden schnell sehr schmerzhaft. Eines ist klar: Wer es am liebsten ruhig und gemütlich mag, wird beim Downhill-Mountainbiken nur mäßig Spaß haben.

 

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Anscheinend gibt es aber jede Menge Biker, die es so extrem mögen – nicht umsonst hat die Sportart in den letzten Jahren einen wahren Boom erfahren. Immer mehr Biker genießen die Adrenalinkicks auf den Downhill-Strecken und in speziellen Bikeparks, von denen auch immer mehr aus den Wiesen schießen. Die Downhill-­Szene wächst und wächst – und ein Ende ist nicht in Sicht.

Was Downhill vom „normalen“ Mountainbiken unterscheidet: Das Hinaufkommen auf den Berg erfolgt häufig mittels Seilbahn – denn, wie der Name schon sagt, beim Downhill geht es rein um die Abfahrt. Und die erfolgt dann mit bis zu 70 km/h, zu einem großen Teil stehend. Da brennen die Oberschenkel und das Adrenalin pumpt!

Kein Wunder, dass Experten dazu raten, sich nicht ohne entsprechende Vorbereitung an diese Sportart heranzuwagen! Sich einfach irgendein Bike zu schnappen, eine beliebige Strecke in irgendeinem Wald zu suchen und diese dann mit vollem Speed, ohne Schutzausrüstung und ohne Rücksicht auf Verluste hinunterzunageln, ist demnach keine schlaue Idee – sondern einfach nur gefährlich. Ganz davon abgesehen, dass das Mountainbiken im Wald inklusive Forststraßen und Waldwegen grundsätzlich verboten ist (natürlich gibt es Ausnahmen, die beispielsweise durch Beschilderung gekennzeichnet sind) und man bei unbefugtem Fahren mit Strafen rechnen muss.

Peter Fernbach ist Geschäftsführer der Alpreif GmbH in Schladming, die Mountainbike-Strecken und Bikeparks plant. Der Profi gibt im Interview Tipps für einen sicheren Start in die Welt des Downhill-Mountainbikens.

Downhill-Tipps
Was man wissen muss:

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Körperliche Fitness und gute Koordinationsfähigkeit:
Da große Teile der Downhill-Strecken stehend zurückgelegt werden, sollte man eine gewisse Grundfitness aufweisen und koordinativ fit sein, um auf der Strecke schnell reagieren zu können. Anfangs nicht den ganzen Tag bis zur vollen Erschöpfung im Bikepark fahren, sondern regelmäßig Pausen einlegen und etwas Energie übrig lassen.

Nicht an der Ausrüstung sparen:
Das passende Rad ist immer zentraler Punkt des Equipments und sollte kein unüberlegter Schnellkauf sein. Am besten, man lässt sich von einem Experten in einem der zu den Parks gehörenden Bikecentern beraten. Neben dem Rad fallen zusätzlich noch zahlreiche Sicherheitsutensilien­ – Protektoren, Helm etc. – an. Der Sicherheit zuliebe sollte man gleich von Anfang an auf Qualität setzen, die sich langfristig auszahlt.

Erste Versuche:
Nicht ohne Vorbereitung in Eigenregie irgendeine Strecke auswählen und loslegen. Abgesehen vom Sicherheitsrisiko muss man beim Radfahren im Wald mit Strafen rechnen. Erfahrene Downhiller und Experten in den Bikeparks helfen, eine dem Könnenslevel angepasste Abfahrt zu finden.

Mit Vollgas nach unten:
Auch wenn man am liebsten auf schnellstem Wege losbrettern möchte – besser ist, sich langsam an die persönlichen Grenzen heranzutasten und sich die Zeit zu geben, ein Gefühl für den neuen Sport zu entwickeln. Gerade anfangs wird man oft von erfahreneren Downhillern überholt – dann gilt es, Ruhe zu bewahren und sich nicht hetzen zu lassen. Schneller wird man mit mehr Übung ohnehin, und jeder hat einmal klein angefangen – das wissen auch Profis! Einfach mit gleichem Speed weiterfahren und an einer breiteren Streckenstelle auf einer Seite Platz zum Überholen machen.

 

VIA: Welche Voraussetzungen bzw. welchen Könnenslevel sollte man mitbringen, wenn man mit dem Downhill-Sport beginnen möchte?
Peter Fernbach: Abhängig von der Anlage, in der man fahren möchte, sollte man körperlich einigermaßen fit sein und über eine gute Koordination verfügen. Es gibt spezielle Anfängerstrecken, die teilweise auch schon für Kinder ab sechs Jahren geeignet sind.

Peter Fernbach: Abhängig von der Anlage, in der man fahren möchte, sollte man körperlich einigermaßen fit sein und über eine gute Koordination verfügen. Es gibt spezielle Anfängerstrecken, die teilweise auch schon für Kinder ab sechs Jahren geeignet sind.

VIA: Was sind die typischen Anfängerfehler beim Downhill, die man unbedingt vermeiden sollte?

Peter Fernbach: „Einfach einmal probieren“ ohne die richtige Anleitung. Ein solches Vorhaben geht – wie auch beim Skifahren – meist schmerzhaft aus. Man sollte zumindest einmal für eine Stunde einen Guide buchen, mit dessen Hilfe man sich die Basics aneignen kann. Dabei geht es zum Beispiel um die richtige Position am Bike sowie die Brems- und Kurventechnik.

VIA: Wie kann man sich körperlich vorbereiten, auch wenn man gerade nicht am Bike trainieren kann?

Peter Fernbach: Alle koordinativen und fitnessfördernden Tätigkeiten sind hilfreich. Skifahren erfordert ähnliche Koordination und Trailrunning hilft beispielsweise dabei, das Gelände lesen zu lernen.

VIA: Thema Ausrüstung – wie wichtig ist die Qualität dabei?

Peter Fernbach: Im Sinne der eigenen Sicherheit sollte man hierbei auf entsprechende Qualität setzen. Wichtig ist auch zu wissen, dass Schutzausrüstung aus anderen Sportarten – wie Kletterhelme oder Inline-skate-Schützer – nicht zum Downhill-Fahren geeignet sind.

VIA: Wie viel Ausrüstung muss unbedingt sein?
Peter Fernbach: Ein Downhill-Helm, eine Protektorenjacke mit Rückenprotektor, eine Protektorenhose sowie Knie- und Schienbeinschützer zählen zum Standard-Equipment. Für Vielfahrer zahlt sich ein Neckbrace sicherlich aus.

VIA: Rentiert sich das Ausborgen von Bikes? Ab wann ist es sinnvoll, sich ein eigenes Bike zuzulegen?

Peter Fernbach: Man kann sich passende Bikes so gut wie in allen Gegenden rund um Bikeparks ausborgen. Man sollte schon mehr als 20 Mal pro Saison im Bikepark fahren, damit sich ein eigenes Bike finanziell rentiert.

 

 

Bikeparks in der Steiermark:

Bikepark Planai, Schladming
www.bikeparkplanai.at

Schöckl Trail Area, St. Radegund
www.schoeckl-trail-area.at

Bikepark Semmering
semmering.com/page/bikepark-semmering

 

ANJA FUCHS

 

Beitragsbild:  shutterstock@Kuznetcov_Konstantin