Weinverkostung Skoff: Die Wahrheit im Glas

Skoff Weinverkostung
Vor 40 Jahren wollte man ihn grasig-grün, 2022 sprechen Winzer steirischem Sauvignon blanc höchste Lagerfähigkeit und Lebenskraft zu. Ein Besuch bei Walter Skoff, der den Kosenamen „Mr. Sauvignon“ trägt.

Neben zahlreichen nationalen und internationalen Auszeichnungen sei der Gewinn des Weltmeistertitels beim Concours Mondial du Sauvignon blanc in Bordeaux im Jahr 2017 der größte Erfolg in seiner bisherigen Winzerlaufbahn gewesen. Ja, es ist der Sauvignon blanc, der ­Walter Skoffs bald 40-jährige Biografie als Weinbauer und Wettbewerbsenthusiast konstant modelliert. „Wie mit keiner anderen Sorte lässt sich mit dieser Königssorte Wein kreieren und komponieren“, merkt der Südsteirer. Dahin gehend scheint es wenig verwunderlich, dass der Sauvignon blanc in der Steiermark mit 902 Hektar – das entspricht einem knapp 18-prozentigen Anteil an der Gesamtfläche – auch flächenmäßig die Rebsorten-Rangliste anführt.

Skoff Weinverkostung

„Der steht echt gut 
im Saft.“ Walter Skoff, WINZER und „Mr. Sauvignon“

Einige Zehntel Hektar beansprucht nicht nur das Weingut ­Walter Skoff, diesmal Gastgeber der VIA-Weinkost, für Sauvignon blanc, sondern auch die geladenen Winzerkollegen aus der Region: ­Wolfgang Elsnegg-Dilsky, Reinhard Muster, ­Markus ­Pongratz und Nikolaus Kodolitsch. Draußen tobt ein Sommergewitter und während sich die Herren ein klimatisches Weingarten-Update liefern, schenkt Skoff-­Sales-Manager Harald Wickhoff schon mal ein.

Los geht’s mit einer Fassprobe, Ried Grassnitzberg Südsteiermark DAC 2021. Am 14 Millionen Jahre alten Silt-Sandsteinboden geht kein Aroma vorbei. ­Wolfgang Elsnegg-Dilsky – der frühere Chefsommelier von Heinz Hanner geht seit 2017 in Wurfweite am Eckberg seinem Winzertum nach und führt parallel in Fürstenfeld eine Trattoria – ortet Ringlotte, Kräuterbüschel und eine tragende Säure. „Ein sehr linearer Wein, der nicht abbricht“, ergänzt Markus Pongratz. Auch ­Nikolaus ­Kodolitsch nickt zustimmend: „Wer viel Klassik trinkt und die Lage Grassnitzberg schätzt, wird diesem Wein zugetan sein.“ Hausherr Walter Skoff spricht dem Jahrgang 2021 reife Frucht, Fülle und viel Harmonie zu.

„Ein Wein, der es mit einem reifen Pfirsich im Spätsommer locker aufnehmen könnte.“

Wir lassen die Zeit weiter rückwärtslaufen und schwenken Skoffs Ried Kranachberg Südsteiermark DAC 2020 und Ried Hochsulz Südsteiermark DAC 2019 im Glas. Ersterer ist noch nicht im Verkauf und gleichzeitig potenzieller Nachfolger des in Bordeaux zum Weltmeister ausgezeichneten SB 2015, der die Denis-Dubourdieu-Trophäe erhielt. Der 2019er kommt mit einem exotischen Touch von Honigmelone und Cassis um die Ecke – viel Volumen, viel Nachhall. Ein Wein, der es mit einem reifen Pfirsich im Spätsommer locker aufnehmen könnte. „Aromatisch, sauber und klar – genau wegen solcher Weine habe ich mich damals entschieden, Winzer zu werden“, lächelt Reinhard Muster anerkennend.

Gesunde Maskulinität

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Vinophile Tischgespräche am Eckberg in Gamlitz mit Wolfgang Elsnegg-Dilsky, Markus Pongratz, Walter Skoff, Harald Wickhoff, Nikolaus Kodolitsch und Reinhard Muster (v. l.)

„Die Sauberkeit jedes Weins steht vor allem anderen. Das hat mir mein Schwiegervater mit auf den Weg gegeben“, erzählt Elsnegg-Dilsky und serviert seinen 2015er Sauvignon blanc Urlkogel Reserve mit einem frischen Säurebogen und einer willkommenen Salzigkeit. „Der steht echt gut im Saft“, haut Skoff raus. Sein Trinkanimo ist erfüllt. Als ehemaliger Sommelier empfiehlt Elsnegg-Dilsky, diesen Wein zu dekantieren. Mit mehr Luft verspricht man sich mehr Potenzial. „Mein Jahrgang 2015 lässt sich noch sehr bitten“, bekennt Muster Farbe. Wir lassen Markus Pongratz, dessen Weingut 1698 verwurzelt ist, walten – Ried Kranachberg 2021 ist bereits im Verkauf. Großer Obstkorb in der Nase, erinnert am Gaumen an zarten Mais. Resümee der Runde: „Einen guten Fisch dazu und die Flasche bitte gleich am Tisch stehen lassen.“ Statt Fisch folgt Skoffs nächster Dreierflight, allen voran sein BIO SB Ried Obegg-Stani Südsteiermark DAC 2020. 16 Monate im großen Holzfass ausgebaut, schöne Schlieren, trockenes Finale.

„Bio zu produzieren, bedeutet für uns, die Naturverbundenheit, die wir seit Jahrzehnten am Weingut leben, noch intensiver zu gestalten“, umrahmt der dreifache Vater seine Initiative abseits konventioneller Wege und pocht auf die Typizität der Steiermark am Alternativwein-Sektor. „Wenn alles nur mehr organisch schmeckt, werden wir austauschbar.“ Muster stimmt ein: „Ich will das Weinterroir beschützen. Nur hefetrüb ist nicht Terroir!“ Wir stellen fest: Zwischen konventionellem Qualitätsverständnis und organischem Landbau gibt es Annäherungen wie Klüfte. Eine Grundsatzdiskussion würde den Rahmen sprengen. Kodolitsch pragmatisch: „Die Wahrheit findet ohnedies immer im Glas statt.“ Fakt ist: Die Differenzierung von Sauvignon blanc auf so engem Raum ist durchaus faszinierend.

Skoff Weinverkostung

Geboten werden Weingut, Gasthaus, Winzerzimmer, Winzerhaus und Webshop.

In der Skoff’schen SB-Vertikale hanteln wir uns zurück ins Jahr 2013 zur Ried Obegg. Äußerst fesches Gelb im Glas, minimales Holz, würzig mit sanftem Karamell-Charme. „Der steht in zehn Jahren auch noch da wie eine Eins“, schwärmt ­Kodolitsch, dessen Ried Rosengarten T. M. S. 2017 ebenso den Beweis für das enorme Lagerpotenzial südsteirischer Weine liefert. Aber Walter Skoff wäre nicht Walter Skoff, wenn er nicht noch eines draufsetzen wollen würde. SB Ried Obegg 2016 wird entkorkt und entfaltet ein goldenes Farbenspiel im Glas. Vorne üppig, hinten raus trocken – trotz starker 14 Volumsprozent.

Nichts dem Zufall überlassen

Zwischen Ried Hochberg 2019 von Pongratz (voluminös und weiblich) und Elsnegg-Dilskys kantigem Urlkogel 2013 präsentiert Reinhard Muster seinen Weltmeistertitel des Concours Mondial du Sauvignon blanc in Bruxelles, Ried Grubthal 2013, aus der Magnum. Der Wein wächst in einer vergleichsweise kühlen Ecke der Südsteiermark. „Grubthal steht an der Spitze meiner Qualitätspyramide, weil die Lage so eigenwillig ist und die Langsamkeit des Weins pusht“, so Muster. „Die Natur gibt viel vor, aber der Winzer braucht zum Weinmachen auch immer eine klare Idee“, ist Skoff, der insgesamt 13 verschiedene Lagen bespielt, überzeugt. Der Tenor der Verkostergruppe: „Wein darf nicht beliebig und kein Zufall sein.“ Der Anspruch an den Sauvignon blanc hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Vor 40 Jahren wollte man ihn grasig-grün. „Heute sprechen wir der Rebsorte unglaubliche Lebenskraft und Lagerfähigkeit zu.“ Zur Demonstration dessen wird noch Skoffs SB-Royal-Reihe in den Jahrgängen 2020, 2012 und 2008 verkostet. „Fantastisch, tänzerisch, anspruchsvoll“, überschlagen sich die anwesenden Winzer.

 

 

Skoff Original

Eckberg 16
8462 Gamlitz
skofforiginal.com

von Tina Veit-Fuchs, Fotos: Jimmy Lunghammer