Wunderbaum mit Zauberzapfen

Dank ihrer geballten Superkräfte trägt die Zirbe nicht umsonst den Titel „Königin der Alpen“. Neben ihrem Holz gilt auch das Öl ihrer Nadeln als wahres Gesundheitselixier. Ein Baum im Porträt.

Am Mandlberggut in Mandling entsteht aus zerhäckselten Zirben- und Latschenkiefern wertvolles ätherisches Öl. Dafür wandert das Hackgut in den Brennkessel, wo das Öl mittels Wasserdampfdestillation extrahiert wird. (Foto: Mandlberggut)

Sie wird mehrere Hundert Jahre alt. Sie hält Temperaturen bis zu minus 43 Grad stand und bleibt dabei immergrün. Das Einzige, was sie nicht leiden kann, ist Schatten. Bekommt sie zu wenig Licht, verkümmert sie. Besonders üppig wächst sie deshalb, wo sie allein stehen darf. Sprich dort, wo sich der Spaß für andere Nadelbäume wie Tannen bereits aufhört – also ab rund 1.600 Metern Seehöhe. In diesem Bereich, und weiter hinauf bis 2.800 Meter, fühlt sich die Zirbe pudelwohl.

Hauptsächlich in den Alpen und Karpaten, wo das Klima richtig rau ist. Ein Merkmal, das ihr dabei sehr entgegenkommt: ihre für einen Nadelbaum recht geringe Größe, im Gegensatz zu Tannen, die bis zu 90 Meter erreichen, wird die Zirbe, auch als Zirbelkiefer, Arve oder Zirm bekannt, nur rund 25 Meter hoch und wächst dabei recht krumm und knorrig daher. Blitzschläge, Stürme, selbst Lawinen können ihr nur schwer etwas anhaben. Stress hat sie sowieso keinen: Bis ein Zirbenbaum zum ersten Mal Blüten trägt, vergehen rund 50 Jahre.
Fun Fact: Um sich überhaupt verbreiten zu können, ist die Zirbe auf einen gefiederten Kollegen angewiesen. Der Tannenhäher ist ein Rabenvogel, der sich hauptsächlich von Zirbennüssen (den Samen der Zirbe) ernährt. Aus den Samen, die er versteckt und nicht mehr findet, wachsen neue Bäume.

Zirbenholz : Schlafprobleme? Vielleicht hilft ein Bett aus Zirbenholz. Die im Holz enthaltenen Öle senken Studien zufolge die Herzfrequenz – um bis zu 3.500 Herzschläge täglich. Die Light-Variante, falls man kein neues Bett kaufen möchte: ein Zirbenkissen, gefüllt mit duftenden Zirbenflocken. (Foto: Peter Hermes Furian/AdobeStock)

Das Beste aus Zapfen und Co.

Auch wenn die meisten bei Zirben als Erstes an Zirbenschnaps oder -likör denken: Pinus cembra, so der botanische Name der Zirbelkiefer, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Wunderbaum, der so ziemlich alles kann. Das Wissen über seine positiven Eigenschaften reicht weit zurück. Nicht selten bestanden früher ganze Zimmer in den Alpen aus Zirbenholz. Neben dem Interieurbereich findet die Zirbe aber auch in der Kosmetik und Gesundheit Anwendung.
Einer der größten Schätze der Baumes – das ätherische Zirbenöl – wird aus Hackgut, sprich Ästen, Zapfen-, Nadel- und Sägeabfällen extrahiert. Dies geschieht mittels Destillation in einem Brennkessel, wo sich das Öl durch Wasserdampf aus dem Hackgut löst. Aus 200 Kilogramm gehäckselten Zirben kann so bis zu ein Liter ­Zirbenöl gewonnen werden, zusätzlich entsteht Zirbenhydrolat. Unter Experten gilt generell: von je höher oben das Rohmaterial, desto duftender das Endprodukt. Das Harz der Bäume, die durch die strengere Witterung langsamer wachsen, soll dadurch noch aromatischer sein.

 

 

„Lerne von der Geschwindigkeit der Natur. Ihr Geheimnis ist Geduld.“ – Ralph Waldo Emerson

Duftendes Superelixier

Was uns nun natürlich interessiert: Ist Zirbenöl wirklich so ein Wunderwuzzi? Die Liste seiner Eigenschaften kann sich jedenfalls sehen lassen: Das enthaltene Polyphenol Pinosylvin wirkt antibakteriell, das Flavonoid Pinocembrin wiederum ist ein starkes Antioxidans, das Zellen und Immunsystem schützt. Dazu kommen noch zig andere wertvolle Inhaltsstoffe, die zum umfassenden Wirk­spektrum der Zirbe beitragen – das schon fast als magisch bezeichnet werden kann: So sagt man ihr auch nach, Herzschlag und Atemfrequenz zu beruhigen, die Atemtiefe zu erhöhen und somit eine tiefe Entspannung und einen erholsamen Schlaf zu fördern. In der Aromatherapie wird es auch bei Angst, Mutlosigkeit und depressiven Verstimmungen angewendet. Nicht zu vergessen, dass Zirben­öl die Muskulatur lockert, die Durchblutung fördert, die Raumluft verbessert sowie Motten und andere Insekten vertreibt.

Qualitativ hochwertige, ätherische Zirbenöle gibt es z. B. beim Mandl­berggut, zu bestellen im Onlineshop unter mandlberggut.com. Eines der ursprünglichsten Zirbenöle der Steiermark findet man im Bauern-Genussladen in Obdach: Rosa Maurer war vor 21 Jahren die erste Zirbenölproduzentin der Steiermark und geht ihrer Handwerkskunst immer noch nach. bauern-genussladen.at (Foto: Mandlberggut)

Gut geölt

Wie man pures Zirbenöl am besten verwendet? Zum Beispiel in einem Diffuser oder in einer Duftlampe zur Reinigung der Raumluft nach dem Kochen. Vor allem in Kombination mit anderen ätherischen Ölen (Zitrone oder Orange) sorgt der Zirbenduft im Nu für wohlige Stimmung. Ein paar Tropfen Zirbenöl im Badewasser entspannen sofort und lang anhaltend. Auch für die Möbelpflege eignet sich das ätherische Öl perfekt – dafür einfach ein paar Tropfen ins Putzwasser geben.
Und weil der Zirbenduft so gut zu Weihnachten passt, haben wir noch eine Auswahl an Geschenken zusammengestellt – passend vom Badezimmer bis hin zur Hausbar.

 

Beitragsbild: Chamois Huntress/Adobe Stock