Die Vogel-Strauß-Taktik

Beim Motorradfahren auf der Pack sind sie auf den Strauß gekommen. Seither wandern Daniela und Reinhard Wallner als Nebenerwerbsbauern in der Region Murau auf südafrikanischen Spuren.

Reinhard Wallner hat seine Milchkühe gegen 50 Vögel der Superlative eingetauscht. Seit acht Jahren lebt er mit Gattin Daniela den gemeinsamen Traum.

„Es hat uns nie mehr losgelassen.“ Wenn Daniela Wallner von ihrer ersten Begegnung mit einem Vogel Strauß erzählt, schwingt jede Menge Begeisterung mit. „Bei einem Motorradausflug in Mooskirchen auf der Pack haben wir am Wegesrand zufällig ein Straußengehege entdeckt. Als wir stehen blieben, ist uns die Bäuerin entgegengekommen und schwups waren wir in der Thematik drin, haben delikate Wurst verkostet und sind so auf den Strauß gekommen.“ Vor acht Jahren dann die finale Entscheidung und berufliche Neuausrichtung: Milchkühe verabschieden und Strauße auf dem eigenen Hof in St. Blasen einziehen lassen. 50 Tiere leben aktuell auf der Farm der Wallners. Gatte Reinhard ist für Stall, Gehege und Publikumsführungen zuständig, Daniela, hauptberuflich bei einem ­Installateur tätig, kümmert sich um die Veredelung des Fleisches. Nicht nur die Verarbeitung, auch die Schlachtung findet zwischen Oktober und April direkt am Hof statt.

„Das Fan-Filet vom Strauß ist mein Lieblingsstück. Für mich gibt es kein besseres Steak.“ – Daniela Wallner, Landwirtin im Nebenerwerb

„Die frische Leber ist rasch vergriffen und auch das sogenannte Fan-Filet, ein dreieckiger Lappen mit groben Fleischfasern, ist bei Steakliebhabern sehr begehrt“, erklärt die Landwirtin im Nebenerwerb. Frischfleisch ist auf Voranmeldung zu festgesetzten Terminen erhältlich. Ein Kilo der Gourmetstücke kostet zwischen 35 und 38 Euro. Faschiertes und Gulasch sind günstiger. Veredeltes wie Würste, Rohschinken, Leberkäse und Aufstriche gibt es im Hofladen und in der angeschlossenen Jausenstation, die das Ehepaar seit Ablauf der Pandemie betreibt. „Das Faszinierende am edlen Straußenvogel ist die Möglichkeit, das ganze Tier verwerten zu können“, erklären die zweifachen Eltern. Das spiegelt sich auch im Sortiment des Hofladens wider: Von Eiprodukten über Fleisch bis hin zu Federstaubwedeln und Ledertaschen sorgt der Vogel der Superlative für ordentlich Vermarktungspotenzial.

Die Jausenstation, in der sich alles um Straußenfleisch dreht.

Straußenfleisch hat einen hohen Eisengehalt und ist fettarm. Der Strauß bewegt sich schließlich viel und lebt das gesamte Jahr über im Freien. „Das wenige Fett, das bei der Verarbeitung abfällt, ist dadurch extrem hochwertig. Menschen mit Hautproblemen wie Neurodermitis schwören darauf“, versichert uns Daniela Wallner, die eine Ausbildung zur grünen Kosmetikpädagogin vorzuweisen hat.

Einmal pro Woche kommt bei den Wallers auch privat Straußenfleisch auf den Tisch. „Dann am liebsten Steak. Unsere Leberknödel liebe ich allerdings auch heiß“, schmunzelt die Bäuerin. 2024 wollen die Farmer die Natur­brut forcieren. Dafür braucht es ein eigenes Gehege für Hahn und Henne, die abwechselnd brüten. „Bislang kamen unsere Küken vorwiegend aus dem Brutkasten. Auch dabei ist man mit Herausforderungen konfrontiert. Deshalb wollen wir die Brut künftig der Natur überlassen. Die weiß ohnehin am besten, was sie tut.“

Ausflugsziel

Die Straußenfarm von Familie Wallner bietet mitten im Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen umfangreichen Einblick in das Leben und die Aufzucht der Tiere. Am Hof finden Führungen und Verkostungen statt.

Vorderbach 9,
8813 St. Blasen

Von Tina Veit-Fuchs

 

Beitragsfotos: Straußenhof Wallner