Herumnudeln – Nudeln als Überlebenselixier der Steirer

Herumnudeln - Nudeln als Überlebenselixier der Steirer
Manchmal sollte man sich lieber Nudeln statt Sorgen machen! Dass die Steiermark immer mehr zur Pasta-Region wird, zeigen landauf, landab findige Nudelerzeuger.

Foto: Michaela Begsteiger www.foto-begstecher.at

Nudeln sind ein Seelentröster. Don Camillo schaufelte sie sich rein, Marco Polo will sie nach Europa gebracht haben und die Spaghetti-Szene von Susi und Strolchi bleibt für viele unvergessen. Nina Schweinzger isst am liebsten klassische Pasta Pomodoro oder Nudelsalat in allen Variationen. Seit 2002 stellt sie am bäuerlichen Familienhof in der Südsteiermark Nudeln her. Der Grund dafür ist banal – die Nachfrage bestimmte das Geschäft: „In unserer Nähe gab damals einen kleinen Bauernladen, der keine Nudeln führte. Los ging’s.“ In der kleinen Manufaktur werden seither wöchentlich 100 Kilogramm Nudeln in verschiedensten Ausführungen – von Rüscherl bis Spirale – produziert.

Mittlerweile hat man einen eigenen Hofladen integriert und verkauft an umliegende. „Der Hartweizengrieß kommt aus der Farina-Mühle, das Dinkelmehl beziehen wir von der Traussner-Mühle aus Ehrenhausen“, so Schweinzger. Das Heidenmehl stammt von der Niederl-Mühle aus Wittmannsdorf und für die mit Silber ausgezeichneten Kürbiskernnudeln werden die Kürbiskerne aus dem eigenen Anbau herangezogen. Auch im Spezialsortensegment gibt die Regionalität die Aromen vor: Der Bärlauch stammt aus den Murauen, die Roten Rüben von einem Gemüsebauern aus St. Nikolai im Sausal und Aronia bezieht Familie Schweinzger aus Seibersdorf. Eier liefern die eigenen Hennen. „Die größte Herausforderung bei der Nudelherstellung ist die Trocknung – jede Sorte Nudeln verhält sich je nach Form und Zutaten anders.“ Die Verarbeitung erfordere viel Gefühl.

Die Nudeln gehen heia

Foto: Bernhard Bergmann, Netzwerk Kulinarik

Joffrey Melcharts Vater stellte 1995 seine Ernährung um und schwört seither auf vollwertige Kost. Das Bäckerhandwerk legte er still, fortan bestimmte die Teigwarenherstellung seinen Berufsalltag. Sohn Joffrey ist heute Teil des Unternehmens. Die ausgesuchten Rohstoffe stammen von zertifizierten Bio-Betrieben aus Österreich. Darunter finden sich uralte Getreidearten wie ungekreuzte Dinkelsorten, Kamut oder Urroggen. Auch Hirse und Soja sind im Sortiment. Erst kurz vor der Verarbeitung wird das Getreide frisch vermahlen. Eine eigens wassergekühlte Teigwarenmaschine sorgt dafür, dass selbst während der Produktion Mineralstoffe und Vitamine vollständig erhalten bleiben. Bis zu neun Tage trocknet die Pasta anschließend, bevor sie per Hand umweltfreundlich verpackt wird.

„Unsere Teigwaren sollen ein Segen für Körper, Geist und Seele sein. Unsere Betriebsstätte wurde deshalb auch nach der Feng-Shui-Lehre eingerichtet. Wir achten darauf, dass Verarbeitungsschritte nur auf positiven Energieplätzen erfolgen. Die Trockenräume haben die gleichen Voraussetzungen wie ein idealer Schlafplatz für Menschen hat“, streicht Melchart hervor. Die Provinz braucht innovative Jungunternehmer wie ihn. „Ich kann in meinem Betrieb all das einbauen, was ich zuvor jahrelang im Sozialwesen gelernt habe“, zeigt sich auch Nina Schweinzger, studierte Pädagogin, begeistert. „Dass ich umgesattelt habe, war die beste Entscheidung meines Lebens.“ So schließt sich der Kreis: lieber Nudeln als Sorgen machen. Und wenn man sich von beiden zu viel macht, isst man die Nudeln einfach sorglos auf.

Tina Veit-Fuchs

Beitragsbild: Michaela Begsteiger www.foto-begsteiger.at