Gert Maria Hofmann: „Ich komponiere meine Bilder!“

„Ich komponiere meine Bilder!“ - Gert Maria Hofmann
Der Maler Gert Maria Hofmann ist Kosmopolit und glühender Grazer, begeisterter Reisender und dankbarer Heimkehrer.

„Ich will mit meiner Kunst die Welt sehen.“ Dieser Ehrgeiz hat Gert Maria Hofmann weit herumgebracht. „Aber immer vom Flughafen Graz aus!“, vergisst er nicht, lachend nachzuschicken. Dort hatte er bereits 1997 in der Flughafengalerie seine Ausstellung „Physis“ eröffnet. Die Galerie am Flughafen Graz holt nach wie vor jährlich sechs Kunstschaffende vor den Vorhang und verkürzt damit die Wartezeit für alle Flug­reisenden mit ausgesuchten Kunstwerken.

Hochenergetisch und weit gereist

Gert Maria Hofmann ist 1944 geboren und scheint inmitten seiner Kunstwerke aus vielen Jahrzehnten im Herzen der steirischen Landeshauptstadt direkt am Zapfhahn der Energietankstelle zu sitzen. Unermüdlich sprudeln seine Ideen nicht nur für seine Malerei, sondern auch für Ausstellungen und Projekte rund um die Kunst.
Seit 18 Jahren veröffentlicht er alljährlich für die Sanlas Holding einen gefragten Kunst­kalender mit aktuellen Werken – „also muss ich mindestens zwölf Bilder malen“, scherzt Hofmann, denn: Es entstehen pro Jahr natürlich viel mehr Gemälde. Will er doch weiterhin so viel und so weit wie möglich mit seiner Kunst rund um den Globus reisen.

Aber von Anfang an: Hofmann ist als Künstler ein klassischer Autodidakt, der „ein bissl vorbelastet“ durch die Familie zur Kunst gekommen ist. Alles begann mit Aquarellen und in Verbindung mit seinem Leben in Stockholm – dorthin zog den jungen Hofmann nämlich die Liebe. In den 13 Jahren in Schweden entstanden erste Werke und Ausstellungen. „Aber in Stockholm gibt’s halt keine Backhendl!“, lacht Hofmann und erklärt damit seine Rückkehr 1978 nach Graz. „Graz ist wunderschön und ich möchte nirgendwo anders leben als in Österreich“, betont der Künstler, der die Entdeckungs­reisen, die er mit seiner Kunst machen darf, immer für seine persönliche Entwicklung nutzt. Da er gerne selbst seine Ausstellungen in Landessprache eröffnet und das ­Publikum begrüßt, spricht der Künstler neben Englisch und Schwedisch auch noch Italienisch und Französisch. Den durch die Schriftzeichen besonders hohen Hürden des Chinesischen ist es geschuldet, dass es hier bei einzelnen Floskeln geblieben ist, obwohl Hofmann bereits seit 2010 mehrere Ausstellungen in China auf seiner Liste hatte. Das völkerverbindende Element schätzt der Künstler dabei besonders wie auch, die unterschiedlichen Zugänge zur Kunst erleben zu können: So werde die Kunst in ­China „äußerst hoch angesehen“ und ein Künstler sehr respektiert, erzählt er.

Foto: Manfred Lach

Die Technik? Ein Geheimnis!

Die Entwicklung seiner Malkunst verdankt Hofmann vielen Experimenten. Nach dem Aquarell kam für ihn die Temperamalerei, dann Acryl und Öl auf Leinwand. Oft sind seine Gemälde die x-te Schicht über einem ursprünglich ganz anders geplanten Bild – „man lernt immer wieder dazu“, so Hofmann. Zahlreiche Skizzen und Grafiken lagern in Läden, einige Porträts und Akte sind in seinem Atelier in der Grazer ­Innenstadt zu sehen. Aber das Gros der hofmannschen Malerei sind seine typischen dicht ­gewebten Gemälde, die in frischer Farbigkeit eine ganz besondere Tiefe in der ­Abstraktion erahnen lassen. Hofmann dazu: „Meine Technik ist mein Geheimnis.“

Sein Prozess des Malens ist wie so oft ein leidenschaftliches Ringen: „Die große Frage ist immer: Wann ist ein Bild fertig?“ Muss noch eine Schicht drauf oder würde sie das Werk vernichten? „Ich habe tatsächlich auch viele Bilder zerstört“, erzählt der Künstler und vergleicht die Kunst mit der Liebe – „Entbehrung, Zerstörung, Liebe, Hass, Unzufriedenheit …“ –, das Feuer für seine Kunst lodert ungebrochen. Meist sind mehrere Bilder gleichzeitig in Arbeit, alles wird aus der Fantasie geschöpft. Inspiration holt sich Hofmann aus der klassischen Musik, die er beim Malen immer in großer Lautstärke genießt: „Ich würde sagen, ich komponiere meine Bilder!“ Die Dramatik bei Wagner, Beethoven, Mendelssohn Bartholdy, Rossini ­und Mussorgsky nennt der Grazer Künstler als Inspirationsquellen für seine Kunst.

„Kunst ist in China hoch angesehen – der Künstler ist ein Star.“ – Gert Maria Hofmann

Mit Leichtigkeit in die Tiefe

Dem Betrachter offenbaren sich leuchtende Fantasielandschaften aus verschiedenen Strukturgeflechten – Farbflächen, willkürlich zerronnene Farbgitter, Spritzer und Punkte. Hofmanns Kunstsphären sind magnetisch, tiefgehend und doch leicht in der Anmutung – und vor allem zugänglich. Seine Titel wie „Lichtspiele“, „Magie“ oder „Vor Sonnenuntergang“ wollen keine eindeutige inhaltliche Richtung vorgeben. „Bilder soll man nicht erklären – das Bild stellt das dar, was es für den Betrachter darstellt“, nimmt sich der Künstler hier bewusst zurück.

Nach einem seiner kürzlich abgeschlossenen Projekte, dem Buch „Im Angesicht der Schöpfung. Malerei und Poesie – Eine inspirierende Begegnung“ mit der Autorin Evelyne Noèl Nağel steht nun die Ausstellung in Ljubljana an. Ein ­guter Grund für den umtriebigen Gert Maria ­Hofmann, sich mit der slowenischen Sprache zu befassen … Und natürlich an zahl­reichen neuen Bildern zu arbeiten.

Info

Gert Maria Hofmann
geb. 1944 in Wien, ­aufgewachsen in Graz
Nach 13-jährigem ­Aufenthalt in Stockholm Rückkehr nach Graz
Seit 1984 freischaffender Maler und Grafiker

Ausstellungen: u. a.: Graz, Leoben, Salzburg, Innsbruck, Wels, Klagenfurt, Wien, Šentilj, München, Köln, Hamburg, London, New York, Limone, Montecatini, Rom, St. Gallen, Berlin, Stockholm, Bern, Chayofa (Spanien), Shanghai, Neu-Delhi, Beijing

Auszeichnungen: Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich, Josef-Krainer-Heimatpreis, Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark, Ehrenmedaille der Landeshauptstadt Graz

Aktuelle Ausstellung:

„Fancy Nature“ (neue Bilder in Acryl und Mischtechnik) in LAIBACH in der Galerie DLUL, Breg 22, 1000 Ljubljana
Eröffnung: Freitag, 8. September, 18 Uhr.
Dauer der Ausstellung: bis 23. September.

Kontakt: E-Mail: hofmann-kunst@inode.at, Tel.: +43 664 223 11 09

von Claudia Taucher

 

Beitragsbild: Manfred Lach