Jetzt wird aufgemöbelt!

aufgemöbelt
Ausrangiert, umfunktioniert, zu neuem Leben erweckt: Upgecyceltes für Haus, Heim, Handgelenk und Co. – perfekt zum Sich-selbst-Belohnen oder als Geschenk.

Wie wichtig es heute ist, nachhaltig zu leben und Müll zu reduzieren, ist kein Geheimnis. Dabei gibt es kaum einen Bereich, in dem man nicht damit anfangen kann. Einer der Nachhaltigkeitstrends der letzten Jahre ist Upcycling – sprich, alte Dinge landen nicht mehr auf dem Müll sondern werden zu Neuem umfunktioniert. Dabei kann man selbst kreativ werden oder aber – im Fall von zwei linken Händen oder fehlender Motivation – kreative Upcycling-Künstler unterstützen.

Wir haben uns in der Steiermark umgesehen und so einige Schmuckstücke gefunden, die ihren großen Auftritt erst im zweiten Lebenszyklus genießen. Ob man sich selbst damit beschenkt oder schon an Weihnachten denkt, sei dahingestellt.

Neues von gestern

Etagere

Nostalgik-Charme to go: Flohmarktfunde oder Erbstücke bekommen im Atelier Kunststück ein Facelift – so wird z. B. die Kaffeekanne zur
Tischleuchte und aus Tellern bzw. Schalen
entstehen Etageren für Sandwiches oder Kekse. | Foto: Nina Höller/Atelier Kunststück

In ihrem Atelier Kunststück in Piber widmet sich Nina Höller vollends den Schätzen, die sie auf Flohmärkten entdeckt und mit viel Liebe zum Detail in Neues verwandelt. Hier werden Hüte zu Lampenschirmen, Teller zu Spiegeln und Etageren, Kaffeekannen zu Tischleuchten, Teetassen zu Wandleuchten, Omas Kaffeehäferln zu Kerzenständern, Zuckerdosen zu Schmuckschatullen.

Stühle, Stehleuchten und Tische von gestern erstrahlen durch frische Farben oder Stoffe in neuem Glanz. Auch aus Erbstücken ihrer Kunden fertigt Höller auf Wunsch persönliche Unikate. „Ein Grundsatz meiner Arbeit lautet: Sehen, schätzen und nutzen, was da ist. Wertschätzung dem entgegenzubringen, was einmal teuer angeschafft wurde. Handwerkliches Geschick und hochwertige Materialien zu würdigen und nicht leichtfertig zu entsorgen“, so die Künstlerin, die in ihrer Werkstatt auch österreichisches Leinen von Hand bedruckt und in Piber von Meisterhand zu Schmuckstücken vernähen lässt.

kunststueck.st

Pistenflitzer für zu Hause

Skibank

Alpine Maßmöbel mit Geschichte: Retro-Latten erleben in Jakob Lederers Werkstatt ihren zweiten Frühling. Auf Wunsch verpasst er alten Skiern aber auch ein neues Design oder fertigt nach Maß. | Foto: skimoebel.at

Seit seinem dritten Lebensjahr steht Jakob Lederer auf Skiern. Bretter, die sich seitdem durch sein Leben ziehen wie ein roter Faden: Als Skilehrer war er auf der ganzen Welt unterwegs, bei Weltmeisterschaften als Pistenarbeiter tätig, beim Österreichischen Alpenverein als Skitourenführer aktiv. Während seines Maschinenbau-Studiums stieß er beim Entrümpeln der Garage auf die alten Holzskier seines Großvaters. Und beschloss, diesem damit ein Denkmal zu setzen – in Form einer Skibank. Es folgten weitere Projekte: selbst gebaute Skier und noch mehr Möbelstücke aus Wintersportgeräten. Ideen, die auch in Lederers Umfeld auf reges Interesse stießen – der Anstoß, daraus ein Business zu machen.

„Es ist doch viel zu schade, alte Skier mit coolen, edlen Retrodesigns wegzuwerfen und deren elastischen Werkstoff ungenutzt zu lassen“, so der Grazer.

Weshalb er daraus lieber individuelle Recycling-Möbel kreiert – aus alten Latten, Snowboards, Skibindungen und Stöcken. Selbst Langlauf- und Sprungskier kommen zum Einsatz. Die Designs reichen von Bänken über Sonnenliegen, Schaukelstühle und Hocker über Tische, Regale, Spiegel und Garderoben bis hin zu Accessoires wie Klopapierhalterung, Blumentopf, Espressomaschine und vielem mehr. „Jedes Möbelstück ist ein Unikat und hat eine Geschichte“, schwärmt Lederer. Wer möchte, übrigens auch seine ganz persönliche Geschichte – denn in der Skimöbel-Werkstatt in Graz kann man auch seine eigenen, ausrangierten Skier zu einer bleibenden Erinnerung verarbeiten lassen.

Auf Wunsch konstruiert Jakob Lederer aber auch jedem seinen ganz persönlichen Traumski nach Maß – den man sich mit seiner Hilfe auch im Rahmen eines Workshops selbst bauen kann.

skimoebel.at

Recycling statt Regenwald

Waidzeit

Foto: Mira Schaffeld

Bei Waidzeit im Ennstal dreht sich alles um nachhaltige Designs. Hier entstehen Uhren, Brillen, Schmuck und Accessoires – inspiriert von der Natur und dabei  so stylish, dass man sich kaum dran sattsieht. Jedes Stück trägt eine Geschichte in sich: zum Beispiel die Gin- oder Whisky-Kollektion aus recycelten Barrique-Fässern. Wem das zu holzig ist, der bekommt die edlen Holzuhren auch mit softem, handgefertigtem Lodenband. Tipp: Die Waidzeit-Uhrbänder aus  Eichenfässern oder Loden gibt es auch für die Smartwatch.

waidzeit.eu

Es werde Licht!

Millilux

Foto: milli lux

Seit 2011 kreiert Barbara Stölzl in Graz unter dem Label millilux Lampen aus Re-use-Stoffen. Aus ausgesonderten T-Shirts, Vorhang- oder Bettwäsche-Relikten aus Omas Wäschetruhe entstehen leuchtende Unikate. Praktisch: Die meisten Lampenbezüge der Steh-, Hänge- und Tischleuchten können ganz einfach abgenommen und gewaschen werden.

millilux.at

Einseitig = nachhaltig

Reblock

Foto: ©vonsteinbauer/Christoph Steinbauer

Ob Büro oder Homeoffice: Die Sache mit den Schmierzetteln kennen wir alle – immerhin ist sie praktisch und müllvermeidend. „Jedes Blatt verdient eine zweite  Chance“ – lautet auch das Credo von ReBlock. B-Seiten erleben damit ihren großen Auftritt, sprich, einseitige Ausdrucke aller Art – gesammelt von Schulen, Agenturen, Architekturbüros etc. – werden von Grazer Buchbindern von Hand zu Notizblöcken und -büchern verarbeitet. Eine Idee, die es mittlerweile bis nach Berlin geschafft hat.

reblock.at

So wird’s gemacht!

Seine Wohnung mit einfachen – und vor allem bereits vorhandenen – Mitteln zu verschönern oder coole Präsente für Weihnachten zu kreieren, ist eigentlich ganz einfach. Sofern man weiß, wie! Im Ratgeber „Upcycling“ (Christian-Verlag) zeigt Interior-Stylistin Sonia Luciano Schritt für Schritt, wie man Müll und Ausrangiertes zu neuem Leben als Möbel oder Dekoelement erweckt. Auf Nachhaltigkeit statt Verschwendung setzt auch Guerilla-Schreiner Will Holman, der in „Guerilla Möbel“ (Haupt-Verlag) die Anleitung zu 30 recycelten Möbelstücken liefert. Und dabei nicht nur erklärt, wie man diese multipel nutzt, sondern auch Einblicke in die Geschichte des Möbel-Upcyclings gibt.

Upcycling

Fotos: Christian Verlag, Haupt Verlag

Guerillamöbel

ANJA FUCHS

Beitragsbild: Nina Höller/Atelier Kunststück