Kakao: Bohnen fürs Herz

Kakao
Runterfahren, nach innen schauen und Intentionen setzen. Der Herbst eignet sich ideal für eine Kakao-Zeremonie.

Um den Kakao ranken sich viele Legenden.  Vor rund dreitausend Jahren begann in Südamerika die Geschichte des Kakaos und irgendwo zwischen Maya und Azteken hat der Mythos seinen Ursprung, dass aus dem Blut einer Prinzessin die Kakaopflanze entsprungen sei. Eine andere Legende erzählt, dass Kakao aus dem Regenwald auftaucht, wenn es ein Ungleichgewicht zwischen Mensch und Natur gibt, um den Menschen zu helfen, ihre Herzen zu öffnen und zu einem Zustand der Harmonie und des Gleichgewichts zurückzukehren. Hier liegen wohl auch die gesundheitsfördernden Wirkungen des Rohkakaos begründet. Hier beginnt ebenso die erste Kakao-Zeremonie meines Lebens.

Kakao

Sonja Bloder (o.) bereist die Welt, um neue Kulturen, Lebensweisen und Traditionen kennenzulernen. Yoga und Kakao sind in ihrer Arbeit enge Verbündete. Foto: Studio Herzfeld

Kakao als Entscheidungsfinder

Sieben Frauen sind wir, die sich willkürlich via Videocall zusammengefunden haben und unter Anleitung von Eva Klampfer gemeinsam an einer Kakao-Zeremonie teilnehmen. Eine Woche zuvor trifft per Post mein georderter, zeremonieller Rohkakao aus Indonesien ein. Es ist ein sommerlicher Vormittag, an dem ich mir laut Eva nun eine „Wohlfühlatmosphäre“ schaffen soll. Auf ihr Anraten hin habe ich heute weder Kaffee getrunken noch gefrühstückt. Ich sitze neugierig-gespannt in meinen relativ herzeigbaren Gammelklamotten in meinem Wohnzimmer vorm Laptop. Alles, was zu stimulierend auf mich wirken könnte, sollte ich für die nächsten eineinhalb Stunden aus meiner Umgebung verbannen. Auf einem Stövchen am Couchtisch steht mein zeremonieller Rohkakao. Diesen sollte ich etwa 30 Minuten vor Beginn der Zeremonie nach schriftlicher Anleitung zubereiten, bloß nicht über 50 Grad und bestenfalls in einem Keramiktopf mit Holzquirl langsam erhitzen.

Kakao

Foto: Carmen Draxler

Meine erste Erkenntnis: Ich habe keinen Keramiktopf. Mit einem Holzquirl bin ich immerhin dank meiner Matcha-Vorliebe vertraut. Zweites Learning: Rohkakao hat so gar nichts mit dem Kakao zu tun, den wir im Supermarkt oder in Drogerien vorfinden. „Die Eigenschaften von echtem Kakao gerieten in Vergessenheit. Die Urkakaobohne wurde in unseren Breitengraden während der Industrialisierung mit Milch und Zucker vermischt, entölt und in Massen angebaut“, erklärt Eva, die seit 2020 Kakao-Zeremonien anbietet.

Gleich zu Beginn unseres Videokreises erfahren wir mehr über die gesundheitsfördernde Wirkung der Bohne. Konzentrationsfördernd sei sie, unter anderem auch sanft belebend, entwässernd und wirke präventiv gegen Herz- und Kreislauferkrankungen. Rund 300 aktive Inhaltsstoffe findet man angeblich in so einem Edelkakao, „der achtsam konsumiert dazu beitragen kann, Entscheidungen bewusster zu treffen, neue Perspektiven zu gewinnen und den Raum zwischen Reiz und Reaktion zu vergrößern“, so Eva. Kombiniert mit dem Neumond, der für Intention, Vision und Klarheit steht, soll unsere Kakao-Zeremonie also doppelt reinkicken. Na bumm. Dann wollen wir mal.

Die herbe Güte des Kakaos

Vollgesaugt mit Infos über Ursprung und Wirksamkeit des Kakaos und Neumonds begleitet uns Eva auf einer Meditations­reise zum eigenen Zukunfts-Ich und beim impulsgebenden Journaling. Dazwischen trinken wir immer wieder schluckweise den bitteren, sämigen Rohkakao und setzen jede für sich ihre Intentionen – persönliche, berufliche, familiäre, whatever. Klingt weitaus spiritueller, als es ist. Aber ja: Man muss offen für das Unbekannte sein, um neue Erfahrungen machen zu können. Übrigens gibt es nicht den einen Ablauf für eine Kakao-Zeremonie. Manche Anbieter kombinieren diese etwa mit Yoga oder Musikritualen.

„Der Kakao wird dabei Teil des Ganzen, fördert deine Offenheit und bringt dich in den Moment“, erklärt die Steirerin ­Sonja Bloder, die weltweit Retreats veranstaltet. Sie selbst ist das erste Mal in Guatemala in lokalen Zeremonien mit ursprünglichem Kakao in Berührung gekommen. „Der Prozess von der biologischen Bohnenernte bis zum Rohkakao-Block ist aufwendig und erfordert viel Achtsamkeit von den Farmern“, so Bloder. Behutsames Zubereiten und Trinken führe diese Valenz fort. Am Ende unserer Zeremonie sind wir alle überrascht, emotional so bewegt zu sein. „Kakao ist herzöffnend“, hat Eva eingangs erwähnt. Sie hatte recht.

Von Tina Veit-Fuchs

Info

Eva Klampfers Kakaozeremonien

Kakaozeremonien mit Sonja Bloder

Beitragsbild: Ioana Motoc/Pexels