Karibu Sansibar – der verführerische Duft der Weite

Sansibar | Foto: unsplash
Sansibar – Schon der Name des Archipels vor der Küste Ostafrikas weckt Sehnsüchte. Ein Rausch zwischen Barfuß-Hide-aways, Gewürznelken und Impalas.

Selbst wenn man in Büchern bereits über die gewaltige Weite und Ruhe Afrikas gelesen und in TV-Dokumentationen Steppe und Busch visualisiert hat – erst wer afrikanischen Sand unter seinen Füßen spürt, erfasst tatsächlich das große Glück dieses Landes zwischen Distanz und Ferne.

Sansibar | Foto: unsplash

Foto: unsplash

Sansibar, oh Sansibar! Die Inselgruppe erstreckt sich als Archipel über 30 Kilometer vor der Ostküste Afrikas. Mit Sansibar wird die größte Insel der Gruppe benannt, obwohl sie eigentlich Unguja heißt.

Ökonomisches Zentrum auf Unguja ist übrigens Sansibar-Stadt, das in erster Linie durch seine Altstadt mit dem klingenden Namen „Stone Town“ erfreut. Dort windet man sich durch ein Labyrinth an Gassen, die Verkehrsweg, Kaffeehaus, Spielplatz und allgemeiner Lebensraum zugleich sind. Hier die Orientierung zu behalten, ist oft nicht ganz so leicht, besonders wenn man das erste Mal hier ist.

Wer sich nicht mehr auskennt, fragt einfach die hilfsbereiten Anrainer oder lässt sich so lange treiben, bis man ohnehin wieder am großen Forodhani-Garten am Meer oder am Markt, dem Darajani Bazaar, steht. Achtung, das Marktgeschehen fasziniert und erschreckt zugleich. Ein Blick in die Fleisch- und Fischhalle ist ein Erlebnis, für schwache Mägen aber weniger zu empfehlen. Mit Einbruch der Dunkelheit verwandelt sich der Forodhani in ein Meer aus Essensständen.

Sansibar | Foto: Tina Veit-Fuchs

ein Fischerboot mit Maniok, auch Cassava genannt, an Bord. Foto: Tina Veit-Fuchs

Ein exotischer Tipp: die Zanzibar Pizza, ein dickerer Brotfladen je nach Wahl mit klein gehacktem Gemüse oder Fisch belegt. Anschließend kommen noch ein großer Esslöffel Mayonnaise, eine Portion Frischkäse und ein Ei darauf. Der Belag wird verquirlt und kurz am Holzofengrill gebacken. Erfrischend dazu ein Zuckerrohrsaft, frisch aus der handbetriebenen
Walze.

Auf Nummer sicher geht man mit einem Lunch im „Ma Shaa Allah Cafe“, hier ist die Schärfe der Speisen europäischer. In Stone Town, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, pulsiert das Leben, kleine Läden bieten von Batterien bis Gewürzen und Stoffen einen bunten Mix an. Wenn aus den Häusern arabische Taarab-Musik schallt und aus den Moscheen die Muezzins rufen, scheint der Traum von tausend und einer Nacht nicht mehr weit.

Sansibar | Foto: unsplash

Emsiges Muschel- und Krebssammeln. Foto: unsplash

Afrikanische Kaffeekultur 3.0 erlebt man im „Caffe Africa Shop“: Die Kuchen backen Hausfrauen aus der Umgebung. Wenn man es noch spektakulärer mag: Etwa zwei Stunden von Nungwi entfernt, in Pingwe, befindet sich „The Rock“, ein originelles Lokal auf einem Felsen im Meer, das bei Flut mit einem Boot zu erreichen ist. Die Location ist so wunderschön, dass man über die etwas teureren Drinks locker hinwegsehen kann.

Oh island in the sun

Nach Stone Town ist vor der Safari. Viele der Urlauber kommen mit dem Buschflieger über Daressalam auf die Insel Sansibar in Verlängerung eines Safari-Trips in der Serengeti. Etwa eine halbe Stunde Flug trennt die Nationalparks Tansanias von der Insel Sansibar.

Foto: unsplash

Zebras sind sehr scheu. Beim seltenen Anblick einer Herde wie dieser mutiert vermutlich jeder Safari-Fan zum
euphorischen Kleinkind. Foto: unsplash

Es wäre idiotisch, sich eine Safari entgehen zu lassen, wenn man schon so nahe an Busch und Steppe ist. Im Nordosten von Tansania erhebt sich majestätisch der meist schneebedeckte Kilimandscharo, der zugleich der höchste Berg des afrikanischen Kontinentes ist. Bereits im Jahre 1987 wurde die Landschaft rund um dieses Felsmassiv von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.

Vor allem der Norden des Landes punktet mit faszinierenden Landschaften und allerlei wilden Tiere – darunter höchsterfreulich auch die „Big Five“. Mit ein bisschen Glück erspäht man Löwe, Elefant, Büffel, Leopard und Nashorn.

Tipp: Kleine Safarianbieter haben den Vorteil, mit kleinen Jeeps auch abgelegene Routen zu bestreiten, um der Wildnis noch ein Stück näher zu kommen. Ein Highlight: ein Lunch am Fluss, beobachtet von Krokodilen.

Kein Instagram-Filter!

In den vielen Lodges und Bushtops kann man sich kaum schönere Plätze für eine Safari vorstellen. Die „Serengeti Bushtops“ etwa sind allesamt mit privater Veranda und eigenem Bad samt Außendusche und Badewanne ausgestattet.

Das Stelzenzelt lässt sich von drei Seiten öffnen und gibt einen atemberaubenden Panoramablick auf Gnu-Herden frei, die jährlich unmittelbar am Camp vorbeiziehen. Wer es noch nicht wusste: Das Wort „Safari“ ist Swahili, es bedeutet „Reise“. Auch wir ziehen weiter. Nach Nungwi, im Norden Sansibars gelegen.

Die azurblaue Wasserfarbe raubt einem bei der Ankunft den Atem und schnell wird klar: Kein Instagram-Filter kann mit diesem naturgegebenen Augenschmaus konkurrieren. Die Wasseroberfläche gehört den traditionellen Holzbooten und wer Glück hat, erlebt hier noch ein ganz besonderes Schauspiel:

Sansibar | Foto: Tina Veit-Fuchs

lokalkolorit von Nungwi/Sansibar: Hier lässt man sich vom türkis des
Meeres blenden. Foto: Tina Veit-Fuchs

In der Lagune werden nämlich sowohl frisch geschlüpfte als auch ältere Schildkröten, die von Fischern abgeliefert werden, aufgepäppelt und nach einem Jahr wieder in die Natur entlassen. An Turtle-Release-Tagen kann man mit aufs Meer hinausfahren und hautnah miterleben, wie die Tiere in ihren ursprünglichen Lebensraum zurückkehren.

Mit dem Eintrittsgeld ins Natural Aquarium am Dorfende von Nungwi unterstützt man das Projekt gleich auf mehrere Arten. Zum einen finanziert man direkt Arbeitsplätze im Aquarium und zusätzlich nimmt man den Fischern den Anreiz, Schildkröten anderweitig für den Verzehr zu verkaufen.

Lange hat man hier in Nungwi vom Bau der Dhauen gelebt, mittlerweile werken nur noch wenige einheimische Handwerker an den aufgebockten Schiffsrümpfen am Strand. Das Strandleben wird stark von den Gezeiten bestimmt, die Meerespromenade ist von kleinen, sanft in die Natur integrierten Hotelanlagen gesäumt.

Luxuriös steigt man im Essque Zalu Zansibar ab, einen Get-away mit dem höchsten Makuti-Strohdach der Insel, zwei netten Restaurants, Bars und einem weitläufigen Lagunen-Pool. 40 Suiten und acht Villen inklusive Butler-Service versprechen einen luxuriösen Aufenthalt, der vor allem bei Honeymoonern beliebt ist. Letztere kommen vor allem bei einer romantischen Sunset-Cruise mit einem der traditionellen Dhow-Segelboote voll auf ihre Kosten.

Geheimtipp Pemba

Kaum kommerzialisiert und als echter Geheimtipp für Sonnenanbeter entpuppt sich die grüne und hügeligere Nachbarinsel Pemba. Bei Pemba handelt es sich eigentlich mehr oder weniger um die vergessene Hälfte Ungujas. Stress und Hektik sind hier Fremdworte. „Hakuna Matata“ („Es gibt keine Probleme“) und „Pole Pole“ („langsam“) hört und lebt man an jeder Straßenecke. Auch hier spielt das Unterwasserkino alle Blockbuster und wenn barfuß Luxus ist, ist man beispielsweise in der Fundu Lagoon Lodge oder im Manta Resort Millionär.

Sansibar | Foto: Tina Veit-Fuchs

Die Jetty Bar der Fundu lagoon lodge. Foto: Tina Veit-Fuchs

In Letzterem gibt es das in Afrika einzigartige Unterwasser-Zimmer, das, vier Meter unter der Meeresoberfläche, einen 360-Grad-Blick durch große Fenster auf das Treiben der Tiere des Indischen Ozeans gewährt. Flughunde und Buschbabys sind die Haustiere der naturnahen Resorts auf Pemba. Die kleinen Affen sollte man aber besser nicht füttern – man wird sie nicht mehr los und sie werden schnell aggressiv.

Beliebt sind auch Touren zum kleinen Ort Mnarani und dem dortigen historischen Leuchtturm oder geführte Dorfspaziergänge mit Einheimischen durch das fruchtbare Hinterland, wo Mangos wie Äpfel auf den Bäumen wachsen und Cassava bzw. Maniok gedeiht – eine  kartoffelähnliche Wurzelknolle, die man in Afrikas Eintöpfen und Gerichten wie Beef Masala findet. Auf Planen ausgebreitet trocknen im Dorf Zimt, Gewürznelken, Vanille, Muskatnuss, Pfeffer und Seegurken (für medizinische Zwecke) in der Sonne und die Nase erkennt: Sansibar wird nicht ohne Grund als Gewürzinsel bezeichnet.

Tagsüber lohnt sich außerdem ein Ausflug nach Misali Island, einem Paradies für Taucher und Schnorchler. Hier stößt man auf über 40 verschiedene Korallenarten, 300 Fischarten und seltene Arten wie die Südliche Grünmeerkatze und den Palmendieb. Selbst Wasserscheue entdecken an Land jede Menge Tiere – von Affen über Krebse bis zu Brutnestern der Karett-Schildkröte.

Ein Traum in Blau – unbedingt auch nach Delfinen Ausschau halten! Mantas können von Dezember bis Februar und Buckelwale zwischen Juli und September beobachtet werden. Ebenso unvergesslich: ein Bade- und Schnorchelstopp vor Mnemba Island, dem bekanntesten Naturschutzgebiet Sansibars.

Sansibar wird oft als Alternative zu Mauritius oder den Malediven gehandelt. Wir sind uns nicht sicher, ob es überhaupt Vergleiche braucht. Sansibar ist dabei, sich selbst in Szene zu setzen und setzt mit seiner Fremde und landschaftlicher Weite genügend Reize.

 

TINA VEIT-FUCHS

Beitragsbild: unsplash