Rafting, Canyoning und Kayaking – Voll(-gas) im Fluss!

Rafting | Foto: StefanLeitner.com
Wir geben zu: Für richtig Wasserscheue sind Sportarten wie Rafting, Canyoning und Kayaking wahrscheinlich nix. Alle anderen jedoch finden in den Wildwässern der Steiermark jede Menge erfrischende Gelegenheiten, im kühlen Nass an ihre Grenzen zu gehen. VIA verrät die besten Tipps aus erster Hand.
Rafting | Foto: StefanLeitner.com

Die Kraft der Elemente spüren: unterwegs in der Palfauer Schlucht. Foto: StefanLeitner.com

Viele Outdoorsportarten haben einen gemeinsamen Nachteil: Sie machen nur bei Schönwetter richtig Spaß. Eine Wanderung oder Bergtour bei bescheidener Wetterprognose? Da klingt doch die Couch inklusive Serienmarathon gleich verlockender. Wir meinen: Raus aus der Komfortzone und rein in die Fluten! Sportarten wie Rafting und Co. zeigen ungemütlicher Witterung einfach die kalte Schulter. Denn: „Nass wird man dabei sowieso“, bringt Lukas Strobl von Adventure­ Outdoor Strobl im steirischen Gesäuse es ganz simpel auf den Punkt. In Neopren gehüllt mache der Regen keinen Unterschied. „Einige unserer besten und stimmungsvollsten Touren hatten wir bei richtigem Sauwetter“, lacht der erfahrene Raft-Instructor, Kajakleher und Canyoning-Guide. Aber natürlich machen Wildwasser-Sportarten auch bei Sonne Spaß. Was für ein Glück also, dass die Steiermark neben ihren schönen Bergen auch zig herrliche sprudelnde Flüsse und verborgene Schluchten beherbergt, die es zu entdecken gilt.

 

Rafting | Foto: StefanLeitner.com

Ein Ausflug auf der Salza im Nationalpark Gesäuse. Foto: StefanLeitner.com

Sowohl Kayaking als auch Rafting und Canyoning erfreuen sich seit Jahren ungetrübter Beliebtheit bzw. werden als Outdoor-­Aktivität immer trendiger – blicken aber durchwegs auf eine lange Vergangenheit zurück. Kajaks wurden von den Inuit erfunden, die die wendigen Paddelboote zur Jagd nutz(t)en und auch den allseits bekannten Begriff „Eskimorolle“ (die Technik, mit der man sich im Falle des Kenterns wieder aufrichtet) prägten. Rafts (engl. Flöße) wurden ursprünglich von der US-Armee als aufblasbare Rettungsboote erfunden. Als Sportart entwickelte sich Rafting in den USA Anfang der 50er, bevor es in den 60ern und 70ern nach Europa überschwappte.

 

Schenkt man Höhlenmalereien Glauben, hat Canyoning seinen Ursprung bereits in der Steinzeit. Allerdings wurden Schluchten damals ziemlich sicher noch nicht – wie heute – zum Spaß erkundet, sondern zur Wasser- und Nahrungssuche. Aber auch, wenn Rafting und Co. mittlerweile zu den Funsportarten zählen – sich mal „einfach so“ ohne Vorkenntnisse in die sprudelnden Fluten zu werfen, ist wenig schlau – im schlimmsten Fall sogar lebensgefährlich. Weshalb wir von Experte Lukas Strobl wissen wollten, was man als Wildwassersport-Newbie beachten sollte.

Welche Vorkenntnisse sind für Sportarten wie Rafting, Canyoning bzw. Kayaking notwendig?
Für Einsteigertouren sind grundsätzlich keine Vorkenntnisse notwendig. Voraussetzung für alle Aktivitäten am bzw. im Fluss ist natürlich, dass man schwimmen kann. Beim Canyoning kommen – je nach Tour – auch noch Schwindelfreiheit und Trittsicherheit in unwegsamem Gelände hinzu. Bei längeren und schwierigeren Touren ist außerdem gute körperliche Kondition gefragt – vor allem beim Canyoning.

Sollte man grundsätzlich eher zu den mutigeren Typen gehören, um beim Wildwassersport Spaß haben zu können?
Man muss kein Chuck Norris sein, um bei den Touren Spaß haben zu können. Eine Begeisterung für Bewegung in der freien Natur und die Bereitschaft, im Fall der Fälle auch einmal etwas über den eigenen Schatten zu springen, reichen völlig aus. Die persönliche Hemmschwelle ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Ein gut geschulter Guide wird stets versuchen, jedem Teilnehmer das bestmögliche Erlebnis zu bieten.

„Man muss kein Chuck Norris sein, um bei den Touren Spaß haben zu können.“
Lukas Strobl, Rafting-Instructor und staatl. geprüfter Kajaklehrer und

Canyoning-Guide

Ab welchem Alter können Kinder mitfahren bzw. die Sportarten selbst ausüben?
Unser Mindestalter bei den familienfreundlichen Raftingtouren ist acht, beim Canyoning geht es ab zehn Jahren los. Je anspruchsvoller die Tour, desto höher das Mindestalter.

 

Rafting | Foto: AOS

Abseilen zwischen Wasserfällen ist bei einer Canyoning-Tour an der Tagesordnung. Foto: AOS

Wie läuft eine Einsteiger-Tour ab und wie sicher kann man sich bei einer geführten Tour fühlen?
Bei unseren Einsteigertouren haben wir sehr häufig Gäste, die zum ersten Mal im Wildwasser unterwegs sind. Alle Touren werden von geschulten Guides geführt, die den Ablauf und sämtliche Sicherheitsbestimmungen im Detail erklären. Bei besonders vorsichtigen Gästen nimmt man als Guide natürlich besonders Rücksicht. Die Sicherheit der Gäste ist oberste Priorität – trotzdem muss sich jeder Gast darüber bewusst sein, dass wir uns in der freien Natur bewegen und nicht in einem Wasserspielpark! Ein gewisses Maß an Eigenverantwortung – sei es auch nur im exakten Befolgen der Instruktionen des Guides – ist auch von den Gästen gefordert. Dies gilt auch bei der richtigen Wahl der Tour und ebenso des Anbieters.

Es gibt im Internet eine Vielzahl von Veranstaltern, die alle nur das Beste versprechen. Da kann man oft nicht mehr unterscheiden, ob es sich um „echte“ Outdoorbetriebe oder um Gutscheinportale handelt … 15 bis 20 Firmen sitzen an den beliebten Raftstrecken wie Inn, Ötz oder Salza. Mittlerweile fast alle mit guter Ausrüstung, den gleichen Flussstrecken durch genehmigte Ein-und Ausstiege und ähnlichen Rahmenbedingungen. Firmen, die extrem niedrige „Bestpreise“ bieten, kompensieren dies grundsätzlich mit entsprechenden Gruppengrößen pro Raft oder Guide. Das Gleiche gilt für Anbieter von Canyoning-Touren.

Kann man Rafting-Touren ausschließlich als Gruppe buchen?
Die meisten Touren werden von uns erst ab einer gewissen Gruppengröße (vier Personen) veranstaltet. Aber natürlich können auch Einzelpersonen oder Pärchen buchen.

Wie bereitet man sich auf eine Tour vor?
Ordentlich ausschlafen, damit man gestärkt ist – und vor allem gute Laune mitbringen! Wichtig ist auch, sich vorher mit der gebuchten Tour schon vorher auseinanderzusetzen, um zu wissen, was auf einen zukommt. Wir erleben oft bei Gruppenausflügen, dass bis auf den Organisator eigentlich nur Wenige wissen, was und welche Tour überhaupt auf dem Programm steht. Beim Buchen als Gruppe sollte man sich bei der Auswahl des Schwierigkeitsgrades eher an den vorsichtigeren und ängstlichen Teilnehmern orientieren. Für uns Veranstalter ist es wesentlich einfacher, eine leichtere Tour auch für die Adrenalienjunkies als tolles Erlebnis zu gestalten als umgekehrt eine anspruchsvolle Tour für ängstliche Teilnehmer.

 

Was funktioniert wie?
Beim Canyoning (bekannt auch als Schluchtenwandern oder Schluchteln) begeht bzw. durchwandert man Schluchten (Canyons) von oben nach unten – inklusive geeigneter Ausrüstung zum Abseilen, Klettern, Schwimmen und je nach Schlucht und Fluss manchmal auch Tauchen zwischen den Wasser-Pools.

Rafting beschreibt das Befahren von Wildwasser mit einem Schlauchboot, dem Raft. Rafts gibt es in unterschiedlichen Größen (meist zwischen zwei bis zwölf Personen) und Formen. Am häufigsten sind symmetrische Rafts, die mit Stechpaddeln (ein Ruderblatt) gelenkt werden.

Kajaks gibt es sowohl für Wild- als auch für Flachwasser. Am üblichsten sind Einsitzer-Kajaks, es gibt aber auch Doppelsitzer. Kajaks werden sitzend gefahren (im Gegensatz zum Kanu, das oben offen ist, sind die Füße beim Kajak bedeckt). Gesteuert wird beim Kayaking mit dem Doppelpaddel.

ANJA FUCHS

Wasser-Action in der Steiermark
Die Salza (übrigens längster unverbauter Wildwasserfluss Europas!) gilt mit ihrem kristallklaren grünen Wasser als einer der schönsten Rafting-Flüsse Österreichs und bietet u. a. viele einsteigerfreundliche Touren, verfügt aber auch über technisch sehr anspruchsvolle Stellen. Die Enns ist charakterisiert durch teils wuchtige, sportliche Stromschnellen. Der Nationalpark Gesäuse bietet außerdem zahlreiche Canyoning-Touren unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade.

www.rafting.at
www.canyoning.at
www.freelife.at

www.bac.at

Rafting- bzw. Kajaktouren sind aber auch auf der Mur möglich:
www.flusswandern.at
www.paddelsurfen.at
www.murtalerhof.at

 

Beitragsbild: StefanLeitner.com