„Talent ist eine Ausrede“

Manfred Winterheller im Inverview: warum er sich selbst als Terrier bezeichnet und etwas Größenwahn durchaus berechtigt ist.

Er ist international erfolgreicher Vortragender, Unternehmer, Coach und Bestseller-Autor, wurde 2005 zum „Speaker of the Year“, 2003 zu einem der zehn besten Arbeitgeber der EU gekürt. Seine Winterheller-Methode verhilft Unternehmern und Privatpersonen weltweit, Herausforderungen zu meistern und Ziele zu erreichen. Klar sind wir stolz darauf, dass Prof. Dr. Manfred Winterheller sich Zeit für ein Gespräch mit VIA genommen hat. Ein mehr als inspirierendes Treffen!

Digitalisierung und Co. stellen Betriebe vor immer größere Herausforderungen.Viele kleine und mittlere Unternehmen haben Angst vor der Zukunft – zu Recht?
Das Problem ist nicht die Zukunft, sondern die Angst davor. Man bekommt aus den Medien viele falsche Infos – „alles geht den Bach runter“ … Und die Angst lähmt uns. KMUs sind das Rückgrat der Wirtschaft, aber Unternehmer sind gezwungen, nachzudenken. Sich zu fragen: Wie kann ich einen Beitrag leisten, mich auf die Herausforderungen der Zukunft einstellen? Stellt man sich diesen Fragen, entdeckt man eine Welt, die es vorher so nicht gab. Ein Nudelhersteller wird in Zukunft vermutlich auch 3D-Nudeldrucker verkaufen und nicht nur fertige Nudeln. Klar ist, es wird nie wieder so werden, wie es war – man muss sich umstellen.

Arbeiten die meisten Firmeninhaber nicht einfach zu viel, um überhaupt Zeit für solche Überlegungen zu haben?
Ein Großteil der Unternehmer ist mit Micromanagen beschäftigt. Sie arbeiten nicht am, sondern im Unternehmen. Sie verlieren sich in Details, beschäftigen sich z. B. stundenlang mit einer Kundenbeschwerde, anstatt über neue Wege nachzudenken. Ganz klar ein Führungsproblem! Zu mehr Zeit kommt man, indem man einen anderen Führungsstil entwickelt, seinen Mitarbeitern mehr Verantwortung überlässt. Dann bleibt als Unternehmer Zeit, sich der Frage zu widmen, was man für seine Firma tun kann, wie man sich auf die Zukunft einstellt – schließlich kann man sich heute schon auf allen Kanälen über ­alles gratis informieren.

Da unterscheiden sich bei den Chefs die Hard-Way- und die Easy-Way-Rider …

Ja, es gibt in Führungspositionen Leute, die unbelehrbar sind. Chefs, die immer glauben, selbst alles besser zu wissen. Aber auch die anderen, die einfach ihre Mitarbeiter fragen und sich von ihnen inspirieren lassen. Denen bleibt wesentlich mehr Zeit übrig. Gäbe es mehr solche Chefs, würden auch deren Angestellte mit einer anderen Einstellung in die Arbeit gehen. Mitarbeiter wollen als Menschen ernst genommen werden, sie wollen etwas tun dürfen! Aus ganz normalen, durchschnittlichen Menschen können High Performer werden, wenn man darauf achtet, worin diese Menschen gut sind und wo sie sich verwirklichen können.

Viele Unternehmer sind ja selbst immer der Erste, der morgens in die Firma kommt, und der Letzte, der abends geht.

Ich habe oft mit solchen Unternehmern zu tun – sie sind hoch erfolgreich, hören aber nicht auf zu arbeiten, weil sie gar nichts anderes mehr haben. Viele Chefs arbeiten zu sehr auf der Sachbearbeiterebene: Der Bäcker, der selbst Semmeln macht, der Bauunternehmer, der auf der Baustelle Material ausgibt, anstatt darauf zu vertrauen, dass seine Mitarbeiter das auch können. So war ich früher auch, also ein Hard-Way-Rider. Und vor lauter Arbeit habe ich dann nur noch Blödsinn gemacht. Auf Dauer kann das nicht gut gehen! Nur war ich eben der Meinung, ich bin so wichtig – und hab mir keine Zeit für mich selbst genommen.

Im Nachhinein hätte ich es anders gemacht und wäre wesentlich entspannter gewesen. Bei bestimmten Dingen muss man als Chef natürlich ein Vorbild sein, aber nicht beim Mehr-Arbeiten. Ein guter Chef muss kein guter Sachbearbeiter sein! Man muss nicht der Erste und Letzte im Büro sein – aber der Relaxteste. Der, der darauf schaut, was sich aus dem Unternehmen entwickeln kann.

 

Foto: Winterheller Management GmbH

Vor allem als erfolgreicher Unternehmer bekommt man häufig negatives Feedback. Wie gehen Sie damit um?

Ehrlich gesagt will ich vieles gar nicht wissen – deshalb lese ich keine Tageszeitungen, habe keinen Fernseher. Dieses negative Herumgetue, davon bin ich inzwischen weitgehend frei. Es interessiert mich auch nicht, was andere über mich denken. Was glauben Sie, wie viele über mich herziehen! Nach Seminaren, wo ich von allen Leuten Standing Ovations bekomme, gibt es trotzdem auch solche, die sich eine Stunde lang über mich auskotzen. Darum kümmere ich mich nicht mehr. Ich komme mit Menschen gut aus, die Interesse an der Zukunft haben. Die, die mich mögen, mögen mich sehr – die anderen mögen mich sehr nicht. Früher war das schwer für mich, ich wollte von allen geliebt werden. Was nicht geht. Solange ich geliebt werden wollte, war ich nicht erfolgreich.

Stichwort Fehler: Mit der Fehlerkultur haben wir es in Österreich grundsätzlich nicht so – wie sehen Sie das?

Ja, Fehler gehören sich nicht – das ist aber nicht nur hierzulande so. Dabei gehören Fehler nicht nur zum Lernprozess. Sie sind der Lernprozess! Was glauben Sie, warum ich so gut über diese Dinge reden kann? Weil ich jeden Fehler selbst gemacht habe. Wenn es eine Hauptregel für Erfolg gibt, dann: Never give up! Wenn du dranbleibst, wirst du erfolgreich sein.

Welche Rolle spielt Talent in Sachen Erfolg?

Das Wort Talent mag ich nicht. Talent ist eine Ausrede – nichts, womit man geboren wird. Wer lange genug übt, wird talentiert! Klar gibt es Leute, die sich bei gewissen Dingen etwas leichter tun. Aber was erfolgreiche Menschen von anderen unterscheidet, ist ihre Arbeitseinstellung. Das sind Leute, die im Leben gelernt haben, zu verlieren und wieder aufzustehen.

Ihr persönliches Erfolgsrezept ist also Beharrlichkeit?

Absolut. Ich bin ein Terrier, verbeiße mich in etwas und lasse es nicht mehr aus. Schon als Kind hatte ich größenwahnsinnige Träume, in denen ich sehr erfolgreich war. Heute lebe ich einige davon. Jahrzehntelang hatte ich aber nur sechs Leute bei meinen Vorträgen im Publikum – und trotzdem weiter von 1.000 geträumt. Irgendwann waren es dann diese 1.000. Einen strategischen Plan hatte ich nicht, aber eine Vision! Träume sind das Wichtigste, das es gibt – für meine Träume bin ich damals aufgestanden. Viele Menschen werden diesbezüglich falsch erzogen.

Bescheidenheit heißt nämlich nicht, keine Ziele zu haben! Das gilt auch für Unternehmer – es gibt die, die Jahr für Jahr nur die Vergangenheit fortschreiben, weil sie nichts anderes kennen. Ein Ziel, eine Vision haben und sich tagtäglich damit beschäftigen, dann zieht es einen auch dorthin. Man muss seinem Kopf erlauben, ein schönes Leben vor sich zu sehen!

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HARALD KOPETER

Beitragsbild: Winterheller Management GmbH