Wasabi – der grüne Kren aus Oberwart

Wasabi
Zur Osterjause mögen wir es bekanntlich scharf, zu Sushi auch. Dass Wasabi nun im Südburgenland wächst, verdanken wir einer Architektin und dem Klimaschutz.

Er neutralisiert die allzu üppigen Fettränder des ­Osterschinkens und ist der laute Gefährte der japanischen Grande Dame Sojasauce. Kren. Beziehungsweise Wasabi. Letzterer, der normalerweise als Wildpflanze an Bachläufen in Japan wächst, ist nun auch im Südburgenland heimisch geworden. In Oberwart betreibt Eszter Simon die weltweit erste Wasabi-Indoor-Farm. Eine ­scharfe Sache. Gemeinsam mit Geschäftspartner Martin Parapatits ist die ehemalige Architektin und nunmehr Lebensmitteltechnologin seit 2017 ein Vertical Farmer. „Ich habe bereits als Architektin mit Martin zusammengearbeitet.

Wasabi

Der nachhaltige Trend der Indoor-Farm setzt sich fort: Neben Wasabi züchtet Eszter Simon in Oberwart auch Safran und demnächst Pilze.

Wir beide haben uns schon damals intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, damals mit Fokus auf das Bauwesen. Da uns Klimaschutz schon seit jeher ein Anliegen war, war es schlüssig, dass auch irgendwann die Welternährung und der Nahrungsmittelanbau zum Gespräch wurden. Da wir oftmals mit leerstehenden Gebäuden und der Frage nach ihrer sinnvollen Weiterverwendung konfrontiert waren, lasen wir uns in die Thematik des Vertical Farming ein“, erzählt Simon. Man fand die Idee, Anbaufläche in die Höhe anstatt in die Fläche zu verlagern, interessant. Das war die Geburtsstunde des heutigen Unternehmens PhytonIQ.

 

 

„18-mal bleibt die Wasabi-Pflanze im Kreislauf. Die Blätter können alle vier Wochen geerntet werden.“

Eszter Simon, PhytonIQ

 

Wasabi, japanischer Meerrettich, und daraus herzustellende Produkte sind das aktuelle Steckenpferd der Firma. „Wir haben es geschafft, Wasabi in Österreich zu kultivieren und dabei wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Bei einer Wachstumsphase von bis zu zwei Jahren bedarf es optimaler Wachstumsbedingungen und Reinheit“, so Simon. 50.000 Wasabi-Pflanzen beherbergt die Indoor-Farm derzeit. Eine Pflanze bleibt 18-mal im Kreislauf, dabei können die Blätter, frisch als Salat verzehrt oder zu Pulver verarbeitet, alle vier Wochen geerntet werden. Wichtig sei dabei vor allem das harmonische Zusammenspiel von Wasser und Licht. Der Strom für die LED-Beleuchtung der Pflänzchen stammt gänzlich aus erneuerbarer Energie. „Anhand unseres Bewässerungssystems können 95 Prozent Wasser und 85 Prozent Düngemittel, das in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt werden müsste, eingespart werden“, unterstreicht Simon eindrücklich.

 

Scharfes Indoor Farming

Klingt zukunftsfit. Was kann Indoor Farming noch? „Indoor Farming ist mit Sicherheit eine zusätzliche Möglichkeit, auf kleinem Raum unter wetterunabhängigen Bedingungen auch Grün- und Gemüsepflanzen in der Nähe von Städten zu produzieren“, skizziert die Wasabi-Unternehmerin. Die Vorteile:

Wasabi

Maskierte Landwirte: Eszter Simon (l.) und Martin Parapatits (r.) in ihrer Indoor- Farm, die ohne Erde, Pestizide und Substrat auskommt. Die Wasabi-Pflänzchen werden schwimmend gezüchtet.

Es wird weniger Wasser benötigt – etwa nur ein Zehntel gegenüber der normalen Landwirtschaft. Der Strom kommt zudem aus erneuerbaren Energiequellen und es bedarf wenig Fläche. Außerdem kann der Anbau problemlos das ganze Jahr über erfolgen. Simon: „Das steigert den Output enorm.“ Wasabi ist übrigens als Frischware (Blätter, Blätter mit Stängel, Rhizome sprich Wurzel), als Pulver oder sogar im eigens kreierten Gin und Bier vor Ort und im Online-Shop erhältlich.

 

 

 

Da wächst noch mehr

Die entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung von Kren Wasabimacht das Gewächs zum lukrativen Handelsgut: Gastronomie, Hotellerie, Groß- und Einzelhandel sind Abnehmer. Und es gibt Nachwuchs. „Mittlerweile bieten wir auch Safran und knackige Kopfsalate an. Demnächst erweitern wir unser Produktportfolio um Pilze.“ Die Planung für eine weitere Betriebsstätte ist bereits abgeschlossen. Diese soll mit Ende des Jahres in Betrieb gehen.

 

 

Von Tina Veit-Fuchs

Beitragsbild: PhytonIQ